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Streitereien und offene Fragen ums Vibez-Festival
In Biel ist dieses Jahr ein neues Musik-Open-Air geplant: Vibez. Auf organisatorischer Ebene ist jedoch einiges unklar.
Der Druck der Fluggesellschaft Emirates hat offenbar Wirkung gezeigt: Am Donnerstag wurde der Name der Airline von der Website des Festivals Vibez entfernt.
Am Donnerstagabend begann das Vibez-Festival. Schon im Vorfeld kamen Zweifel an der Seriosität der Veranstalter auf.
(Bild: Adrian Moser)
Wer sich am Donnerstag auf der Website des Vibez-Festivals umschaute, dem fiel etwas auf: Das Logo der Fluggesellschaft Emirates war nicht mehr da. Auch auf der Sponsorenliste zuunterst auf der Seite ist die Fluggesellschaft nun nicht mehr aufgeführt. Dort war sie bislang als «Presenting Partner» erwähnt gewesen.
Was genau den Ausschlag gegeben hat, dass die Hinweise auf Emirates gelöscht worden sind, war zuerst nicht bekannt. Seitens des Vibez-Festivals war keine Stellungnahme erhältlich. Die Fluggesellschaft hatte vom Vibez schon vor geraumer Zeit die Entfernung der Hinweise gefordert und rechtliche Schritte angekündigt. Sie hatte geltend gemacht, dass nie eine Partnerschaft mit Vibez bestanden und sie keiner Logoverwendung zugestimmt habe. Die Vibez-Organisatoren dagegen verwiesen noch bis Mittwochabend auf interne Abklärungen, die diesbezüglich gemacht würden.
«Leider nicht kooperiert»
Ein interessantes Detail: Als Inhaber der Domain vibez.ch fungiert nach wie vor die Agentur Coundco, wie die entsprechende Abfrage zeigt. Coundco AG ist das Unternehmen, in dem Vibez-Organisator Daniel Meili bis vor wenigen Wochen die Entwicklung des Technologieprodukts hinter der Vibez-App leitete, bevor er überraschend austrat. Seither unterhält Coundco weder mit Vibez-Organisator Daniel Meili noch mit dem veranstaltenden Verein Seamotion Geschäftsbeziehungen.
Am Donnerstag ist nun das Handelsgericht des Kantons Bern eingeschritten, wie aus der Stellungnahme von Coundco hervorgeht: Dieses habe «Emirates ermächtigt, von Coundco die Löschung der Hinweise auf Emirates auf der Website vibez.ch zu verlangen». Weiter: «Auf entsprechendes Verlangen haben wir diese Hinweise, soweit uns technisch möglich, entfernt. Die Website wurde davor seit März 2019 nicht mehr von uns bewirtschaftet. Bei der Übertragung der Domain hat der Verein Seamotion leider nicht kooperiert.»
Gewinngarantie
Dass das Logo auf der Website verschwand, ist also nicht auf eine Aktion des Vibez-Festivals oder des Vereins Seamotion zurückzuführen, sondern die Reaktion auf die richterliche Verfügung bei Coundco. In den Accounts von Facebook und Instagram, die unter der Kontrolle der Vibez-Leute sind, wird das Emirates-Logo weiterhin verwendet.
Mehrere Medien thematisierten zuletzt insbesondere die Aktionen des Festivals, Tickets in Umlauf zu bringen. In mehreren Städten wurden Tagespässe auf der Strasse verteilt.
Über ein SMS-Gewinnspiel wurden Tickets für den gestrigen Tag in Umlauf gebracht, denn offenbar war praktisch jeder Teilnahme ein Gewinn beschieden. In den sozialen Medien sorgte dies vereinzelt für harsche Kritik von Besuchern, die ihre Tickets zum regulären Preis gekauft hatten.
Die Gratiszeitung «20 Minuten» vermeldete am Donnerstag, dass die gemeinnützige Crowdfunding-Aktion «Rettet Valeria», die von Vibez als «Charity-Partner» geführt wird, davon nichts wisse.
J Balvin, Steve Aoki, Sean Paul, Gente de Zona und viele mehr: Das Vibez-Festival, das am Donnerstagabend bei der Bieler Tissot-Arena erstmals startete, lockt mit einem respektablen Programm. Angeblicher potenter Hauptsponsor: die Airline Emirates.
Doch seit Wochen sorgt die Organisation des Festivals für Irritationen.
Denn Direktor Daniel Meili liess vor rund zwei Monaten verlauten, dass die Fluggesellschaft Emirates als Partner des Vibez-Festivals fungieren werde.
Das «Bieler Tagblatt» deckte dann Ende Mai auf, dass zwischen der Fluggesellschaft und dem Festival gar keine Partnerschaft bestehe. Personalwechsel im veranstaltenden Verein Seamotion und die kurzfristige Halbierung der Ticketpreise sorgten zusätzlich für Stirnrunzeln.
Am Vibez-Open-Air geht es allerdings nur zum Teil um Musik. Es ist zugleich ein Technologie-Start-up.
Sein Produkt ist eine neuartige Plattform, die Veranstaltern sämtliche relevanten Dienste und die dabei generierten Daten in die Hand gibt.
Offen bleibt, wer genau davon profitiert, wenn dieses Plattform-Produkt auf dem Markt Erfolg haben sollte. (tg/ats)
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