Tod am Nestli
Ich traf den alten Bekannten im Stadion Gurzelen. Die 0:2-Pleite des FC Biel brachte ihn ins Philosophieren...
...Wenn er ehrlich sei, seufzte er, stünden die Ostertage für ihn im Zeichen des Alkohols. Vier freie Tage bedeuteten vier Abstürze. Er kenne nicht umsonst jemanden, der am Karfreitag jeweils ein Event namens Ostereiersaufen und Biertütschen organisiere. Ich wusste, wovon er sprach, musste aber einwenden, dass sich die Osterpräferenzen in meinem Umfeld in den letzten Jahren verschoben haben. Viele Kinder bedeuten wenig Abstürze bedeuten viele erziehungstechnische Diskussionen. Am letzten Osternestlisuchen zum Beispiel erklärte mir ein Nachbar, dass er «autoritativ» erziehe. Er stelle klare Regeln auf, lebe Verhaltensweisen vor und kombiniere dies mit emotionaler Wärme, sagte er.
Sein 4-jähriger Sprössling rannte gleichzeitig mit einer selbst gebastelten Pistole durch die Gegend und erschoss alles, was sich bewegte. Nach einiger Zeit nahm ihm der Vater das Gerät ab und erklärte ihm, dass man nicht auf Lebewesen schiesst, auch nicht mit Pistolen aus Wäscheklammern. Der Junge bettelte mit Tränen in den Augen, ihm die Knarre zurückzugeben. Der Vater fragte ihn autoritativ, was er denn damit als Nächstes zu tun gedenke. Der Junge sagte: «Dich erschiessen!»