Steinbruch wird zum Erlebnispark
Ohne Sandstein keine Renovation: Bern ist geprägt von Sandsteinbauten. Der Lieferant dieses Materials ist gleich vor den Toren der Stadt angesiedelt. Nun konnte der Steinbruch besichtigt werden.
Am Samstag starteten in der Schweiz die Steinbruchunternehmen zu einer Charmeoffensive. Sie öffneten die Tore zu ihren Firmen und erklärten dem Publikum ihre Arbeit. So auch in Ostermundigen. Die Firma Carlo Bernasconi AG betreibt im Waldstück ob der Zivilschutzanlage einen Steinbruch.
Der Grundstein für sein Unternehmen sei eigentlich 1405 gelegt worden, erklärte Carlo Bernasconi dem zahlreich erschienenen Publikum. Damals zerstörten verschiedene Brände über 600 hölzerne Wohnhäuser. Gegen 100 Menschen kamen ums Leben. Der Rat beschloss, von nun an mit Steinen zu bauen. «Da um Bern Sandstein reichlich vorhanden war, setzte man auf dieses Material», so Bernasconi.
Ein Teil des Bundeshauses ist aus Stein vom Ostermundiger Steinbruch.
Die Hochblüte des Steinabbaus erlebte man in Ostermundigen zwischen 1860 und 1903. Bis zu 150 Arbeiter waren im Steinbruch tätig, die jährlich 12000 Quadratmeter Material bearbeiteten. Damit avancierte der Ostermundiger Betrieb zum grössten Steinbruch der Schweiz. Um den Transportweg zu erleichtern, verkehrte von 1871 bis 1902 gar die erste Zahnradbahn der Schweiz, vom Bruch zum Bahnhof. Ein Teil des Bundeshauses, das Kornhaus und weitere Prachtbauten der Stadt Bern sind Zeugen dieser Zeit.
2000 Franken pro Kubik
Was lange Jahre in Handarbeit abgebaut und transportiert wurde, wird heute mit Seilsägen aus der Wand geholt. Zudem dient ein Schwenkkran zum Transport der schweren Ware. Im Anschluss wird das Gestein unter Zuschuss von Wasser in zwei Kubikmeter grosse Blöcke zerteilt. Granit und Industriediamanten kommen zum Einsatz, um den weichen Sandstein in die gewünschte Form zu bringen. Je nach Qualität kostet bei der Firma Carlo Bernasconi ein Kubikmeter der Ware über 2000 Franken.
Doch die Zeiten des grossen Abbaus sind längst vorbei. Heute holen die 25 Mitarbeiter jedes Jahr noch 1000 Kubikmeter Gestein aus der Wand. Rund die Hälfte dieser Brocken sind nutzbar, der Rest wird in der Nähe des Steinbruchs gelagert.
«Aus Sand wird wieder Sand, und vielleicht haben wir hier in 25 Millionen Jahren wieder ein Meer oder aber einen neuen Steinbruch», meint Bernasconi dazu. Jedenfalls sei dieser Abbau in Stadtnähe viel sinnvoller, als Sandstein aus Indien zu beziehen. Einen Teil der minderwertigen Ware setzt Bernasconi für den Gartenbau ein.
Steinmetz als Beruf
Bernasconi ist in der vierten Generation für das Familienunternehmen tätig. Heute gehört auch der Sandsteinabbau in Krauchtal zum Unternehmen. Hauptsächlich widmet sich der Betrieb aber dem Einbau von Naturmaterialien in Privathäusern und öffentlichen Bauten. Der Betrieb umfasst total 125 Mitarbeitende aus verschiedenen Branchen.
Am Samstag interessierte sich das Publikum jedoch hauptsächlich für die Arbeit der Steinmetze. Kein Wunder: Sie sind es, die dem Sandstein die nötige Form geben. Dies mit einem ganzen Set aus Meisseln und diversen weiteren Geräten.
Als Kür verzierte Steinmetzin Anna Meier einen Steinbrocken mit einem filigranen Blatt. Die Besucher waren begeistert, und die Jungmannschaft hatte nur noch einen Berufswunsch: ebenfalls Steinmetz zu werden. Oder dann mindestens Steine in Häuser einzubauen.
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