Protest führt zu hochemotionalen Diskussionen
Das Protestcamp der Fahrenden in Bern löst zwiespältige Reaktionen aus. Viele Kommentarschreiber aber auch Organisationen und Parteien melden sich zu Wort.
Eines haben die Fahrenden mit ihrem Protestcamp in Bern erreicht: Sie haben sich und ihre Anliegen einer breiten Öffentlichkeit in Erinnerung gerufen. Die Reaktionen darauf fallen allerdings zwiespältig aus.
Die vom Protestcamp direkt betroffene Stadt Bern zeigte Verständnis für die Anliegen der Fahrenden. Tatsächlich gebe es schweizweit zu wenig Stand- und Durchgangsplätze.
Der Kanton ist zuständig
Doch tun könne die Stadt nichts, zuständig sei der Kanton, hiess es am Mittwoch von Seiten der Behörden. Aus praktischen Gründen bestand die Stadt auf der Räumung des Camps, denn das Land wird für die am Freitag startende Frühjahrsmesse BEA benötigt.
Das Problem der fehlenden Stand- und Transitplätze ist nicht nur im Kanton Bern bekannt. Doch so richtig vom Fleck kommt die Suche nach geeigneten Orten vielerorts nicht.
Es harzt mit der gesellschaftlichen Akzeptanz
Mit den Anliegen der lange als Vaganten und Zigeuner verfolgten und verfemten Minderheit können sich viele Menschen in allgemeiner Form identifizieren. Geht es dann aber konkret um die Frage, wo sich diese Menschen aufhalten können, harzt es vielfach.
Nach wie vor ist das Ringen um gesellschaftliche Akzeptanz für die Lebensform der Fahrenden eine zähe Angelegenheit. Immer wieder gibt es auch Rückschläge. Etwa dann, wenn Fahrende zum Leidwesen der Gemeinden Plätze verdreckt zurücklassen.
Wir stark Fahrende und ihre Lebensweise immer noch polarisieren, lässt sich unschwer an den zahlreichen Leser-Kommentaren auf Schweizer Medienplattformen im Internet ablesen. Dort wird zum Teil hochemotional diskutiert.
Hochemotionale Diskussionen
Der Protest sei «Zwängerei», ja gar «Erpressung» , empören sich manche. Wer die Gesellschaft ablehne und sich nicht integrieren wolle, solle auch keine Forderungen stellen. Die Fahrenden sollten aus ihrer Opferrolle herausfinden und selber Land für Stellplätze kaufen und bewirtschaften, so eine oft gelesene Forderung.
Auf der anderen Seite erfahren die Fahrenden aber auch Zuspruch und Unterstützung. Angeprangert wird etwa die von Neid und Diskriminierung geprägte Diskussion des Themas.
Es stimme nachdenklich, dass das Menschenrecht der Jenischen weniger Wert sei als ein Messeparkplatz, heisst es in einem der Kommentare. Die humanitäre Schweiz zeige ihr wahres Gesicht.
Verschiedene Organisationen und Parteien haben ebenfalls Position bezogen. Die SP Bern Nord etwa bittet die Behörden, als Fürsprecher für die Jenischen aufzutreten und sich engagiert für ihre Anliegen einzusetzen und eine kantonale Lösung zu vermitteln und voranzutreiben.
Polizeiliche Gewalt verfehlt
Dieser Prozess soll nicht durch Zwangsmassnahmen behindert werden. Der Einsatz polizeilicher Gewalt scheine angesichts der Umstände verfehlt.
Ähnliches ist auch von der Jungen Alternative zu hören. Die Stadt habe offenbar reichlich Platz für Messen und Ausstellungen, nicht aber für den wichtigen Protest der Fahrenden. Die Stadt solle auf die Fahrenden zugehen und ihnen eine Alternative, beispielsweise auf dem Viererfeld, anbieten.
Die Stadtberner SVP stösst in ein ganz anderes Horn. Sie verlangte am Donnerstag eine konsequente Weiterführung der Räumung. Der Gemeinderat dürfe sich nicht erweichen lassen.
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