Neues Berner Millionenprojekt wird strikt kontrolliert
Nach dem Bärenpark steht das nächste Stabe-Grossprojekt an: der Feuerwehrstützpunkt Forsthaus West. Der Gemeinderat befürwortet den 54-Millionen-Kredit. Reto Nause betont: «Ich kontrolliere die Stabe wöchentlich.»
Bei der Projektierung des neuen Feuerwehrstützpunktes Forsthaus West haben sich die Stadtbauten Bern (Stabe) ebenfalls verkalkuliert. Als die Berner Stimmbürger das Bauprojekt im Februar 2008 abgesegnet hatten, waren die Kosten noch mit 35 Millionen Franken angegeben. Im Juni 2009 verkündete Stabe-CEO Rudolf Lanzrein noch vor Baubeginn eine Kostensteigerung um 54 Prozent auf 53,9 Millionen. Unter anderem stiegen die Kosten, weil bei der Planung vergessen worden war, dass die Feuerwehrbasis über eine Notstromversorgung verfügen und erdbebensicher sein müsse. Stabe beendeten die Zusammenarbeit mit den Planern. Diese leiteten juristische Schritte ein.
Fehlendes Vertrauen
Nun hat der Gemeinderat den 54-Millionen-Kredit für den Feuerwehrstützpunkt genehmigt und empfiehlt dem Stadtrat, ebenfalls zuzustimmen. Die Regierung tat dies drei Tage nachdem die Kostenexplosion beim Bärenpark der Öffentlichkeit kommuniziert worden war.
Die ebenso für den Bärenpark wie auch für den Feuerwehrstützpunkt verantwortlichen Stadtbauten stehen in der Kritik. Der Rücktritt von Stabe-CEO Rudolf Lanzrein wird von Politikern über die Parteigrenzen hinweg gefordert. Selbst die Auflösung dieser öffentlich-rechtlichen Anstalt steht zur Debatte. «Auch mein Vertrauen in die Stadtbauten ist mehr als angekratzt», sagt Gemeinderat Reto Nause (CVP) auf Anfrage.
Als Sicherheitsdirektor trägt er politische Verantwortung für die geplante Feuerwehrkaserne. «Ich werde all meine Kraft und Energie investieren, damit die Kosten nicht ein weiteres Mal überschritten werden», betont Nause. «Sobald der Bau losgeht, will ich wöchentlich über die aktuellen Kosten informiert werden.» Er werde regelmässig überprüfen, was bereits verbaut worden sei, wie viele Leute aktuell arbeiteten und ob man noch im Budget sei.
Die Stadträte überzeugen
Bevor es losgeht, muss der Stadtrat den Baukredit bewilligen. Deshalb besucht Reto Nause jede Stadtratsfraktion einzeln, um deren Mitglieder zu überzeugen. Es wäre falsch, sagt Nause, die Debatte über die Glaubwürdigkeit und Zukunft der Stabe mit der Frage des Feuerwehrstützpunktes zu vermischen. «Jetzt gehts um die Sicherheit der Bevölkerung.» Mit dem Feuerwehrstützpunkt im Forsthaus West könnte das gesamte Stadtgebiet innerhalb der vorgeschriebenen Interventionszeit erreicht werden. «Heute braucht die Feuerwehr zu lange, um vom Stützpunkt im Breitenrain ins Boomgebiet im Westen Berns zu gelangen», sagt Nause. Die 54 Millionen seien der Grösse des Projektes angemessen.
Stabe mit Doppelrolle
Wie beim Bärenpark nehmen die Stadtbauten auch beim Feuerwehrstützpunkt die Doppelrolle von Bauherrin und Projektleiterin ein. «Mir ist bewusst, dass dies kritisiert wird», sagt Nause. Dieser Punkt dürfte noch zu reden geben.
Eine weitere Herausforderung: Kann Nause noch konstruktiv mit Stabe-CEO Rudolf Lanzrein zusammenarbeiten? Immerhin liess dieser den Sicherheitsdirektor über Monate hinweg im Ungewissen darüber, dass der Aarehang beim Bärenpark abzurutschen drohte und «eine echte Gefährdung von Leib und Leben» (Zitat Lanzrein) bestand. Dazu Nause – diplomatisch und doch viel sagend: «Hans-Rudolf Schreiber soll neben dem Stabe-Vertreter im Lenkungsausschuss des Feuerwehrprojekts Einsitz nehmen.» Derjenige Hans-Rudolf Schreiber also, der dem Stabe-CEO nach dem Bärenpark-Desaster diese Woche als «baufachliche Unterstützung» zur Seite gestellt worden ist.
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