Neue BLS-Automaten kennen nicht alle Schweizer Reiseziele
Der Libero-Tarifverbund schafft für 22 Millionen Franken neue Ticketautomaten an. Doch wer über das Libero-Gebiet hinaus reist, kann möglicherweise kein Billett lösen. Denn die Automaten kennen lediglich 500 bis 700 Ziele.

Die anfängliche Freude von Leser Beat Wüthrich schlug schnell in Ärger um. Mitte März hatte die BLS am Bahnhof Wichtrach einen neuen Ticket-Automaten installiert. Die BLS verspricht ihren Kunden mit den neuen Maschinen ein vielfältiges Angebot. Neben Einzelbilletten kann Beat Wüthrich seither auch Tages- und Mehrfahrtenkarten lösen. Statt wie bisher in den Münzen zu klauben, bezahlt er sein Billett mit der Plastikkarte.
Als Beat Wüthrich aber versuchte, ein Billett nach Heimberg Lädeli zu lösen, war die Freude verflogen. «Unter Heimberg Lädeli war gar nichts zu finden. Unter dem Stichwort Lädeli auch nicht», erzählt der 37-Jährige. Wenige Tage nachdem Wüthrich seinem ersten Ärger in einer E-Mail an die BLS Luft gemacht hat, führt der Automat die Station «Heimberg Lädeli» in seinem Sortiment. Das Bahnunternehmen hat umgehend reagiert.
Kein Einzelfall
Wie Stichproben zeigen, ist es nicht möglich, an den neuen BLS-Ticketautomaten ein Billett für jedes Reiseziel in der Schweiz zu wählen. Am Automaten in Wichtrach nicht gekauft werden kann zum Beispiel ein Billett für die Reise nach Beatenberg, Hasliberg, Oberhofen oder Lattrigen. Der BLS-Kunde wird mit folgender Meldung vertröstet: «Für die gewünschte Verbindung kann leider kein Ticket ausgegeben werden.»
Pech für Landgemeinden
Der Automat in Wichtrach ist kein Einzelfall. Auch an den neuen BLS-Automaten im Hauptbahnhof Bern können viele Reiseziele ausserhalb des Libero-Tarifverbunds nicht gewählt werden. In Bern haben die Reisenden jedoch die Möglichkeit, ihr Billett an einem Automaten der SBB oder am Schalter zu lösen. Pech hat, wer auf dem Land wohnt: Weil die BLS hier in den letzten Jahren immer wieder Schalter geschlossen hat, müssen die Reisenden am nächst grösseren Bahnhof einen Zwischenhalt einlegen und dort ihr Billett für die Weiterfahrt lösen. Dadurch wird die Reise komplizierter und umständlicher.
Millionen-Projekt
Im Libero-Tarifverbund werden bis Ende Oktober 550 neue Automaten installiert. Neben der BLS sind am Mammutprojekt Bernmobil, RBS und BSU beteiligt. Die neuen Automaten kosten insgesamt 22 Millionen Franken. «Die Probleme sind uns bekannt», sagt Projektleiter Rudolf Kern. Schritt für Schritt sollen nun die Zielorte der einzelnen Automaten den Bedürfnissen der Kunden angepasst werden.
Dass an jedem Automaten ein x-beliebiges Ziel in der Schweiz gewählt werden kann, wird gemäss Kern trotzdem auch künftig nicht möglich sein. Denn die Ziele sind pro Automat auf 500 bis 700 Orte begrenzt. Weil die Automaten nicht mit dem Kabel ans Internet angeschlossen sind, werden die Daten regelmässig mittels Mobilfunknetz an die Automaten gesendet. Alle möglichen Reiseziele zu übertragen, würde die Kapazitäten sprengen, erklärt Kern. Zudem kaufe die BLS der SBB lediglich ein auf die Libero-Bedürfnisse und der beteiligten Transportunternehmen zugeschnittenes Datenbasispaket ein.
SBB mit riesiger Auswahl
Im Gegensatz zu den BLS-Ticket-Automaten, verfügen die Automaten der SBB über eine riesige Auswahl. Die SBB verspricht ihren Kunden, dass sie an den SBB-Touchscreen-Billettautomaten jedes Billett von einem beliebigen Abfahrtsort zu einer beliebigen Destination kaufen können. Das System umfasse rund 160 Millionen mögliche Verbindungen, teilt die SBB auf Anfrage mit. Die Maschine greife online auf eine zentralen Datenbank zurück.
«Mein Natel kann mehr»
Beat Wüthrich kann deshalb nur hoffen, dass die Reiseorte des Ticket-Automaten in Wichtrach bald angepasst werden. Bis dahin wird er seine Billette im Internet oder mit dem iPhone lösen. Wüthrich: «Dass ein neuer Ticket-Automat weniger kann als ein modernes Mobil- oder Smartphone, kann ich nicht verstehen.»
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