Mahlers Unvollendete
Gustav Mahlers Zehnte Symphonie blieb Fragment. Einen Konzertabend des Berner Symphonieorchesters vermag sie trotzdem zu füllen.

Wie Beethoven und Schubert ist es auch Mahler nicht vergönnt, seine Zehnte Symphonie zu vollenden. Mit gerade einmal 50 Jahren stirbt er 1911 in einem Sanatorium in Wien. Zurück lässt er das Fragment einer fünfsätzigen Symphonie, bei der zwar die ganze Symphonie in reduzierter Fassung auf wenigen Notensystemen ausgearbeitet, jedoch nur der erste Satz mehr oder weniger konzertreif aufführbar ist. Wie die Nachwelt mit Mahlers Vermächtnis umgehen soll, bleibt eine delikate Frage. Der einflussreiche Philosoph Theodor W. Adorno empfahl einst, die Symphonie durch schweigendes Lesen zu ehren anstatt durch Aufführungen zu exponieren.