Läden auf Zeit mischen den Detailhandel auf
Nicht nur kleine Gastroformate mieten sich temporär in Hinterhöfen, Bars oder Ladenlokalen ein, sondern auch Detailhändler setzen auf Kurzzeitläden. Zum Beispiel jetzt in der ehemaligen Tchibo-Filiale in Bern.

Sie tauchen in vorher leer stehenden Verkaufslokalen oder Einkaufszentren auf – die Pop-up-Stores. Das sind temporäre Läden, die rasch auch wieder verschwinden. Aufgetaucht sind die Kurzzeitgeschäfte zuerst in London, Berlin oder New York.
Doch mittlerweile haben sie auch die Schweiz erreicht. Ursprünglich ein Nischenphänomen, haben Pop-up-Stores ihren festen Platz im Schweizer Detailhandel.
In der Tchibo-Filiale
In der ehemaligen Tchibo-Filiale am Bahnhofplatz Bern hat zum Beispiel ein neuer Pop-up-Store eröffnet. Es ist der Outlet des Liquidators Hans Bollag. Er verkauft dort amerikanische Kleidermarken wie Hollister, Abercrombie & Fitch, Ralph Lauren und Tommy Hilfiger mit einem Rabatt von 30 bis 50 Prozent. «Die Artikel stammen direkt aus den USA.
Zudem kaufe ich Kleider und Markenprodukte von Lieferanten, die zu grosse Mengen bestellt haben», sagt Liquidator Hans Bollag. Die Ware wird im nüchtern eingerichteten Geschäft in einfachen Gestellen an Ständern präsentiert. Der Schwerpunkt des Sortiments liegt im Sport-, Freizeit- und Outdoorbereich.
Derweil sucht das Hotel Schweizerhof, dem die Fläche gehört, weiterhin einen langfristigen Mieter. Jonas Reif, Sprecher des Hotels Schweizerhof Bern, sagt: «Aktuell laufen Vertragsverhandlungen mit einem Interessenten für ein langfristiges Mietverhältnis. In der Zwischenzeit hat die Firma Bollag the Outlet Store einen Teil der Fläche gemietet.» Voraussichtlich bis Ende Jahr.
Liquidator mietet sich ein
Hans Bollag profitiert vom neuen Format: «Ich miete Ladenlokale an guten Standorten, wo ich die Miete sonst nicht bezahlen könnte.» Sobald der Vermieter einen passenden Interessenten findet, der die Flächen mietet, erlischt der Mietvertrag mit dem Pop-up-Geschäft. Angefangen hat Bollag mit dem Konzept in Zürich. Am Bellevue in der Stadt Zürich verkauft er seine Ware aber mittlerweile schon seit zweieinhalb Jahren.
Attraktiv für Online-Händler
Wenn ein Lokal lange leer steht, ist das schlecht für das Image der Stadt und der Liegenschaftsbesitzer. In diesen Fällen ist es besser, die Flächen temporär zu vermieten. Mittlerweile nutzen auch etablierte Unternehmen die Möglichkeit, schnell und unkompliziert für einige Wochen oder Monate ein Ladengeschäft zu mieten. «Ich denke, die Zeit der zehnjährigen Mietverträge mit Detailhändlern ist an den meisten Lagen vorbei. Sie können Mieter nicht mehr auswählen wie früher», sagt der Detailhandelsexperte Patrick Kessler.
«Ich denke, die Zeit der zehnjährigen Mietverträge mit Detailhändlernist an den meisten Lagen vorbei.»
Er geht davon aus, dass es in Bern, aber auch in anderen Schweizer Städten in Zukunft mehr Vermietungen mit kürzeren Laufzeiten oder eben Zwischennutzungen gibt. In Zeiten von steigenden Ladenmieten und sinkenden Einnahmen im Detailhandel stehen immer mehr Ladenlokale leer. Leerstände aber haben Einnahmeausfälle zur Folge. Deshalb ergreifen die Eigentümer die Möglichkeit, die ausbleibenden Erträge mit der Vermietung an Pop-up-Stores hereinzuspielen. Die Betreiber der Pop-up-Stores sind in verschiedenen Segmenten tätig. Sie bieten Schuhe, Sportartikel oder Elektronikgeräte an.
«Gerade auch für Onlinehändler ist das Konzept sehr attraktiv, weil diese in temporären Shops ihre ansonsten nur virtuell erlebbaren Produkte physisch präsentieren können», sagt Kessler. So können sie den direkten Kontakt zu den Kunden pflegen. Der Hauptvorteil eines Pop-up-Stores sind das überschaubare finanzielle Risiko und die Möglichkeit, neue Formate und Technologien zu testen. Nebst geringen Anfangsinvestitionen muss sich der Mieter nicht mit einem langfristigen Vertrag binden. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis in Bern der nächste Kurzzeitladen aufpoppt.
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