«Immer wieder Beinah-Unfälle im RBS-Bahnhof»
Ein Lokführer kritisiert die RBS-Station Ittigen. Er beobachtet Reisende, die kurz vor dem Zug übers Gleis hasten und auf dem falschen Perron warten. Der RBS entgegnet, dass die Station den Sicherheitsvorschriften entspreche.

Als «gefährliche vorsintflutliche Einrichtung» bezeichnet der Lokführer die RBS-Station Ittigen. Seit mehreren Jahrzehnten fährt er die Züge des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS). «Ich unterschreibe alles, was ich zur Situation an dieser Haltestelle sage. Aber ich will nicht, dass mein Name in der Zeitung erscheint», sagt er.
Der RBS-Angestellte hat Angst vor Problemen mit seinem Arbeitgeber. Noch mehr fürchtet er aber, dass in Ittigen einmal ein Unfall passiert. Die Station beim Talgut-Zentrum hat zwei Perrons. Normalerweise halten die orangen Kompositionen bei Perron 1. Das zweite Perron nutzt der RBS als Reserve. Hier fahren die Züge,?wenn sie den Fahrplan nicht einhalten. Vor allem am Morgen und Abend, wenn sich die Bahnen im 6-Minuten-Takt folgen, geschieht dies oft. Die Züge halten zwar nicht gleichzeitig. Aber mehrmals am Tag fährt ein Zug ein, während auf dem anderen Gleis eine Komposition noch wartet oder im Begriff ist, abzufahren.
Unüberwindbare Stufe
Problematisch ist der Übergang von Perron 1 zu Perron 2. Die Passagiere können entweder einen Umweg machen oder das Geleise direkt überqueren. Nach Ansicht des Lokführers ist diese kurze und bequeme Variante jedoch gefährlich. Der Übergang sei «überhaupt nicht gesichert», sagt er. Überdies würden Rollstuhlfahrer und Leute mit Kinderwagen an einer 25 Zentimeter hohen Stufe scheitern. Der Lokführer sieht folgende Probleme: Die Reisenden wissen nicht, auf welchem Gleis ihr Zug einfährt. Die Lautsprecherinfos seien unverständlich. Die Leute warten auf dem falschen Perron. Um den Zug nicht zu verpassen, eilen sie kurz vor der einfahrenden Bahn über das Gleis. Noch sei nichts passiert, sagt er, «doch immer wieder kommt es zu Beinaheunfällen». Er habe schon oft beobachtet, dass aufmerksame Passagiere andere Reisende vor gefährlichen Situationen bewahrt hätten.
Überführung verlängern
Zwischen dem Talgut-Zentrum und der Station benützen die Fussgänger eine Überführung. «Wenn diese über das Gleis 2 verlängert würde, könnten die Passagiere risikolos ein- und aussteigen», sagt der Lokführer. Diese Lösung würde zwar viel Geld kosten. Doch: «Kaum eine andere Station des RBS wird von so vielen Reisenden benützt.»
RBS: Bewilligung liegt vor
Mit den Aussagen konfrontiert entgegnet der RBS, dass die Station allen Sicherheitsvorschriften entspreche und über gefährliche Situationen nichts bekannt sei. Fabienne Thommen, RBS-Kommunikationsverantwortliche: «Sollte der Lokführer wirklich bei uns tätig sein, wäre er gemäss Gesamtarbeitsvertrag verpflichtet, uns solche Situationen zu melden. Wir haben keine entsprechende Meldung erhalten.» Die Station Ittigen sei regelkonform gebaut und vom Bundesamt für Verkehr (BAV) als oberste Aufsichtsbehörde für die Sicherheit im Bahnverkehr genehmigt. Thommen: «Wir verweisen auf die in diesem Beitrag im Kasten zitierte Stellungnahme, dass auch das BAV in Ittigen keine Risiken sieht.»
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