Heimat oder hässlicher Klotz?
«Mit zehn uniformen Wohnblöcken hätte ich mehr Profit machen können», sagte Bächtelenacker-Investor Hans Widmer gestern am Podium in Köniz. Er wurde von Hochhausgegnern hart in die Mangel genommen.

Die hundert Anwesenden waren gestern Abend im Könizer Gemeindehaus umgeben von Bildern. Diese gehören zur Berner Hochhausausstellung, die aus aktuellem Anlass in Köniz gastiert. Erneut erwies sich die Hochhausfrage als die brennendste im Zusammenhang mit der geplanten Wohnüberbauung auf dem Bächtelenacker in Kleinwabern.
«Nein zur Macht des Geldes», schreiben die Gegner auf ihrem Prospekt. Er hätte es sich leicht machen und einförmige Wohnblöcke auf dem Grundstück planen können, entgegnete ihnen Hans Widmer, der 90 Millionen Franken investieren will. Dies wäre profitabler gewesen als das aufwändige Verfahren, für das er sich entschieden hatte.
«Liebe Heimatschützer, wir wollen Heimat schaffen.» Das Hochhaus habe Charakter, sei kein Silo. «Sorry, das ist nicht meine Heimat», entgegnete Marc Wehrlin vom Berner Heimatschutz, der die Überbauung ablehnt. Für ihn hätte eine sechsstöckige Siedlung wie auf dem Könizer Dreispitz besser dorthin gepasst. Er könne sich vorstellen, in einem Hochhaus zu wohnen, sagte Klaus Kilchenmann vom Kontra-Komitee. Aber nicht in Kleinwabern, sondern in Weltstädten wie Vancouver.
«Kein Koloss»
«Wollen Sie das Schickimicki-wohnen nahe der Wolken fördern?», fragte Moderatorin Beatrice Born von Radio DRS2 die Projektbefürworterin Anna Mäder. Sie selber fühle sich zu erdverbunden, um in einem Hochhaus zu wohnen, sagte Mäder. Doch das Hochhaus «Lustro» sei kein Koloss. Es helfe, Grünfläche zu erhalten. Marc Wehrlin entgegnete, man müsse sorgfältiger umgehen mit der Landschaft, und warnte: «Wir sind am Start einer Hochhaus-renaissance und müssen die Latte hoch setzen, sonst gibt es ein Chaos.»
Investor Widmer relativierte. Wäre der Gurten ein sechsstöckiges Haus, wäre «Lustro» lediglich das Parterre. Anna Mäder unterstützte sein Votum. Die Überbauung würde wegen der sorgfältigen Planung in der Region Bern ein positives Präjudiz schaffen.
Den Gewinn aus der Bächtelenacker-Überbauung in Wabern wolle er für soziale Zwecke in Stiftungen einbringen, gab Hans Widmer erstmals bekannt. Dies trieb den Gegnern nicht die Tränen in die Augen. Die Könizer müssten nun die Chance packen, Nein stimmen und einem anderen Projekt den Weg ebnen, sagte Klaus Kilchenmann.
«Wieso muss man zuerst ein Hochhaus bauen, um Gutes zu tun, das kann man ja auch direkt», gab eine Bürgerin zu bedenken. Eine andere Könizerin zweifelte die angestrebte soziale Durchmischung in der Siedlung an. «Ganz Reiche und Arme werden dort nicht wohnen», räumte Investor Hans Widmer ein. Aber «teils wird es relativ günstige Wohnungen geben».
«Enormer Druck»
Gleich mehrere Votanten störten sich daran, dass auf die Bürger enorm Druck gemacht werde. Man stelle sie mit der Abstimmung vom 7.März einfach vor die Alternative: das Projekt mit dem Hochhaus oder gar nichts, monierten sie. Besser hätte man zwei Varianten zur Abstimmung gebracht.
Ein Architekturwettbewerb sei kein Jekami-Anlass, setzte Befürworterin Anna Mäder dem entgegen.
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