Es stinkt auf dem Bahnhofplatz
Die eigenwillige Interlakner Künstlerin Barbara Kiener hat 10 Tonnen Mist auf den Bahnhofplatz in Bern gebracht. Sie will dessen Schönheit zeigen, indem sie ihn nach traditionellem Handwerk aufschichtet.
Zuerst ist da der durchdringende Geruch, nach Heu, nach Erde, nach Bauernhof. Dann sieht man es: Auf dem Bahnhofplatz der Stadt Bern liegt ein grosser Misthaufen. 10 Tonnen sind es insgesamt. Oben drauf steht eine zierliche Frau im weissen Overall mit einer Mistgabel in der Hand. Passanten stehen herum, machen mit dem Handy Fotos, lesen die angebrachte Info-Tafel.
Was soll das? Es handelt sich um ein von der Stadt Bern bewilligtes Kunstprojekt mit dem wenig poetischen Titel «Beschönigung der Scheisse». Von 16 bis 20 Uhr ist es am 25. April auf dem Bahnhofplatz zu sehen, danach wird der Mist abtransportiert und der Platz gereinigt. Die Installation der Interlakner Künstlerin Barbara Kiener ist nicht als Provokation oder politisches Statement gedacht. «Es ist eine reine Kunstperformance», sagt die Assistentin von Barbara Kiener, Barbara Roggwiller. Sie erklärt neugierigen Passanten, was die Künstlerin hier tut. «Es geht darum, den Mist schön zu gestalten.»
Mit nackten Füssen im Dreck
Tatsächlich ist neben dem unförmigen Misthaufen ein akkurates Mist-Rechteck zu sehen. Barbara Kiener hat es selbst nach traditionellem Handwerk aufgeschichtet. Eine anstrengende Arbeit, wie man erkennt, wenn sie mit der Gabel mühsam in den Misthaufen sticht, das Häufchen vor sich mit nackten Füssen platt stampft, es anschliessend mit der Gabel faltet und auf das Rechteck legt.
Video: SDA
Die nackten Füsse! An ihnen bleibt der Blick hängen. «Der Kontakt zum Dreck ist wichtig», sagt Barbara Roggwiller. «Es geht um die Verbundenheit mit der Materie.» Barbara Kiener ist bekannt für eigenwillige Kunstprojekte. In Interlaken provozierte sie Ende 2017 mit einem Weihnachtsbaum, auf dem in Leuchtbuchstaben stand «Kein Gott, kein Krieg?». Es gab Vandalenakte.
Verglichen damit ist der Misthaufen in der Stadt Bern harmlos. Was halten die Passanten davon? Die Reaktionen reichen von einem eindeutigen: «Das ist scheisse. Im wahrsten Sinne des Wortes.» über «Na ja, das ist halt Kunst, das muss man nicht verstehen» bis zu «Ich komme vom Land. Dort würde niemals ein Bauer ohne Stiefel in den Kuhmist stehen. Den Geruch bringt man nie mehr weg.»
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