Es lebe der Steinbruch
Die Gemeinde soll das Image eines Schlafdorfs ablegen. Impulse dazu liefern Studenten der gewerblich-industriellen Berufsschule. Ihre Idee: Die Steinbrüche sollen neu belebt werden.

Die Idee geistert in Ostermundigen bereits seit den Neunzigerjahren umher: Die Steinbrüche sollen besser genutzt werden. Mit deren gezielten Vermarktung könne die Gemeinde ihr Profil schärfen und mehr Besucher anlocken, so die Ansicht.
Der Sandstein sollte ähnlich bekannt werden, wie er es früher war. Im 19. Jahrhundert gehörten die Steinbrüche zu den grössten der Schweiz. Zahlreiche Gebäude in der Stadt Bern wurden mit Ostermundiger Sandstein gebaut – auch das Bundeshaus. An diese glorreichen Zeiten anknüpfend, sollte die Gemeinde das Image als Schlafort abstreifen.
Aussichtsturm und Museum
In einem aktuellen Projekt greift die Gewerblich-Industrielle Berufsschule Bern (Gibb) die Ideen auf. «Es stellte sich uns die Frage, wie die Steinbrüche aufgewertet werden könnten», sagt Erik Pfeiffer.
Er ist Bildungsgangleiter für Architektur, Innenarchitektur und Ingenieurbau an der Gibb. Antworten auf diese Frage haben Studenten mit ihren Semester- und Diplomarbeiten geliefert.
Entstanden sei ein Planspiel für die längerfristige Umnutzung des ehemaligen Zivilschutzzentrums Bantiger, erklärt Pfeiffer. Diese befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Steinbrüchen. «Unsere Idee sieht dort eine neue Halle für Veranstaltungen, einen Aussichtsturm und ein Sandsteinmuseum vor.»
Ebenfalls Teil der Idee seien mehrere Eremitenhäuser. Gedacht für Feste, Übernachtungen oder zum Verweilen. «Wir wollen einen Denkanstoss liefern, wie Ostermundigen mehr Besucher anziehen und die Steinbrüche zugänglicher machen kann.»
«Es ist schön, zu sehen, was alles möglich wäre.»
«Mein Favorit ist der Aussichtsturm», sagt Gemeindepräsident Thomas Iten (parteilos). Auch die anderen Ideen der Gibb würden ihm zusagen. Angesichts des Kosten-Nutzen-Verhältnisses seien diese momentan wohl nicht umsetzbar. «Trotzdem ist es schön, zu sehen, was alles möglich wäre.»
Die Steinbrüche seien ein Dauerthema in der Gemeinde, sagt Iten. Konkrete Pläne für deren Nutzung gebe es im Moment nicht. «Wir haben das Gebiet aber auf dem Radar.» Es sei jedoch schwierig, Projekte auf dem Areal umzusetzen.
«Die Steinbrüche befinden sich in einem Spannungsfeld.» Einerseits gebe es gute Ideen für deren Nutzung. Andererseits seien sie ein Rückzugsort, wo die Bewohner Ostermundigens Ruhe suchten.
Iten bleibt aber zuversichtlich. «Vielleicht können wir bei der nächsten Ortsplanungsrevision etwas aufgleisen.» Die Steinbrüche, ist er überzeugt, könnten zu einer neuen Identität Ostermundigens beitragen. «Es gilt, den Sandstein vermehrt ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.»
Interessante Aufgabe
Die Zusammenarbeit mit der Gibb nütze beiden Seiten, sagt Iten: «Die Studenten können sich an einem realitätsnahen Projekt ausprobieren, und wir erhalten neue Impulse.»
Dem pflichtet Daniel Mani bei. Der Architekt ist Prüfungsexperte für die Diplomarbeiten. «Es ist ein Glücksfall, dass wir bei der Gemeinde auf offene Ohren gestossen sind. Das Zivilschutzzentrum biete gute Möglichkeiten für interessante Aufgabenstellungen.
So hätten sich die angehenden Architekten überlegen müssen, wie sie eine Eventhalle auf das bestehende Gebäude bauen könnten. Das «Bauen im Bestand» sei eine wichtige Fertigkeit, so Mani.
«Für uns war es eine unerwartete, aber interessante Aufgabe», sagt Student Roman Stinen. Die Herausforderung sei gewesen, die vorhandene Bausubstanz und die neue Halle harmonieren zu lassen. «Die beiden Elemente mussten eine Verbindung eingehen – sowohl baulich wie auch optisch.»
Was das Vorhaben an sich angeht, ist der Könizer aber skeptisch: «Das Gebiet müsste verkehrstechnisch besser erschlossen sein, um Gäste anzulocken.»
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