Eine Bibel für den Veloverkehr
Gemeinderätin Ursula Wyss strebt die Umwandlung der Stadt Bern zur Velostadt an. Dazu hat sie ein Handbuch ausarbeiten lassen. Es ist eine Art Bibel für den Veloverkehr.

An einem Ziel hält Gemeinderätin Ursula Wyss (SP) unbeirrt fest: Sie will die Stadt Bern attraktiv für Velofahrer von 8 bis 80 Jahren machen. Um dies zu erreichen, braucht es unzählige kleinere und grössere Massnahmen. Wyss hat in den vergangenen Monaten von ihren Verkehrsplanern ein Handbuch ausarbeiten lassen, das der Gemeinderat diese Woche verabschiedet hat. Am Freitag ging es in die Vernehmlassung.
Velorouten und Velostrassen
Die Schrift zeigt den Weg in eine Zukunft auf, in der die Velofahrer wörtlich und im übertragenen Sinn Vortritt geniessen. Sie enthält zum einen eine Karte, in der die geplanten Velorouten eingetragen sind. Diese sind bereits weitgehend bekannt. Grob gesagt unterscheidet die Stadt zwischen Velorouten entlang von Hauptverkehrsachsen und Velostrassen, welche durch wenig befahrene Quartierstrassen führen.
Abschied vom Dogma
Bei Letzteren verabschiedet sich die rot-grüne Verkehrspolitik von einem lieb gewordenen Dogma. Während vieler Jahre versuchten die Verfechter einer Verkehrsberuhigung mit beidseits der Strasse und versetzt angeordneten Parkplätzen, die Geschwindigkeit der Autofahrer zu drosseln. Doch dies zwingt die Velofahrer zum Kurvenfahren. Das ist auf Velostrassen nicht mehr erwünscht. Deshalb werden auf diesen künftig die Parkplätze nur noch auf einer Strassenseite markiert.
Das Ziel bei der Planung der Velorouten ist klar: Zwischen jedem Quartier und dem Zentrum, zwischen benachbarten Quartieren und zwischen der Stadt und den grösseren umliegenden Gemeinden soll es eine Veloroute geben. So ist diejenige zwischen Bern und Köniz bereits im Bau.
Die Route zwischen Bern und Ostermundigen ist dagegen erst in Planung. Ein Abschnitt dieser Route betrifft beispielsweise die Speichergasse, die als Einbahn vor dem Progr durchführt. Die Stadt will diese noch in diesem Herbst für den Velogegenverkehr öffnen, sodass die Fahrräder flüssig zwischen Kornhausplatz und Bahnhof verkehren können.
Die Folgen für die anderen
Die Planung einer Veloroute hat auch Auswirkungen auf alle anderen Verkehrsteilnehmer. Dies zeigt sich beim Guisanplatz. Hier will die Stadt für die stadtauswärts fahrenden Fahrzeuge ein Linksabbiegeverboteinführen. Der Pilotversuch kann nun allerdings erst Anfang 2019 gestartet werden, wie der städtische Verkehrsplaner Karl Vogler sagt.
Der Plan der Velorouten enthält auch einige Zukunftsprojekte. So zum beispielsweise die viel diskutierte Velobrücke zwischen dem Breitenrain- und dem Länggassquartier.
Der Gemeinderat will die Pläne dazu bis Ende 2019 erarbeiten. Oder im Wankdorfquartier beabsichtigen die SBB, in einigen Jahren eine Unterführung für Fussgänger und Velofahrer zwischen ihrem Hauptsitz und der Tramhaltestelle Bern Wankdorf bauen zu lassen.
Gebote für die Planer
Das Handbuch enthält zudem Handlungsanweisungen – man könnte auch von Geboten sprechen – für die Planer. Beispielsweise für die Planung einer Kreuzung, einer Tramhaltestelle, eines Kreisels oder der Aufteilung der Strassenbreite auf die verschiedenen Verkehrsteilnehmer.
In Bezug auf die Fahrbahnbreite skizzieren die Planer folgende Wunschvorstellung: Bei schwach befahrenen Strassen erachten sie einen Mischverkehr von Autos und Fahrrädern als angezeigt. Bei mittelstark befahrenen Strassen will die Stadt künftig einen Velostreifen einplanen. Und bei stark befahrenen Strassen strebt sie eine Trennung von Auto- und Veloverkehr an.
Auch die Kreuzungen will die Stadt Bern velofreundlich konzipieren. Sodass Velofahrer gefahrenfrei links abbiegen können. Zudem sollen Velofahrer bei Ampeln privilegiert werden.
Es gibt also noch viel zu tun. Das gelobte Veloland ist noch nicht erreicht. Aber die Veloprophetin Ursula Wyss wird die Stadtbernerinnen und Stadtberner dorthin führen. Pedaltritt für Pedaltritt.
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