Die Binsen erobern den See zurück
Nach Jahrzehnten des Rückgangs sind die Seebinsen wieder auf dem Vormarsch. Die geschützte Wasserpflanze breitet sich auf den grossen Freiburger Seen aus. Gut sichtbar ist dies nun unter anderem bei Muntelier.

Während rund fünf Jahrzehnten sind die Seebinsen in den Seen des Jurasüdfusses immer mehr verschwunden, jetzt aber kommen sie zurück. Dies sagt Christian Clerc, Biologe beim Pro-Natura-Zentrum Champ-Pittet am Südufer des Neuenburgersees. «Seit rund zehn Jahren tauchen die Seebinsen am Neuenburgersee etwa bei Portalban oder bei Estavayer wieder verstärkt auf», so Clerc.
Die Entwicklung sei aus Flugaufnahmen über grössere Zeitabstände zu beobachten. Während beispielsweise in den 1950er-Jahren im Gebiet Fanel bei der Broyemündung in den Neuenburgersee noch grosse Flächen durch Seebinsen bedeckt waren, seien die Bestände bis in die 90er-Jahre stark zurückgegangen. Nun dehnen sie sich aber laut Clerc wieder aus.
Ausdehnung im Chablais
Besonders gut zu beobachten ist die Zunahme der Binsen diesen Sommer im Murtensee im Bereich Muntelier-Chablais. Während bis vor ein paar Jahren in der Chablaisbucht eine bis zwei Binseninseln zu sehen waren, sind es nun eine Vielzahl davon. Und in der Seezone vor der Promenade Muntelier wächst ebenfalls ein immer dichterer Binsengürtel.
Der Murtner Pascal Balmer, der derzeit ferienhalber die Fischereiaufsicht über den Murtensee wahrnimmt, sagt: «Meines Wissens hat es auf dem Murtensee immer schon Binsen gegeben. Aber ich habe tatsächlich den Eindruck, dass sie sich weiter ausdehnen.» Im Gegensatz etwa zum Schilf, das unmittelbar am Ufer wächst, seien die Binsen weniger dynamisch. Das heisst, es braucht mehr Zeit, bis sich die Bestände verändern.
Laut Marius Achermann, Dienstchef beim kantonalen Amt für Natur und Landschaft, sind Seebinsen als Wasserpflanzen flexibler und weniger anfällig auf Wellenschlag als Schilf, das am Ufer wächst. «Wenn es viel Treibholz hat, kann dies bei Binsen Schäden anrichten», sagt er. «Aber die letzten zwei, drei Jahre gab es keine grösseren Ereignisse mit viel Treibholz.» Laut Achermann können auch gewisse Verlandungstendenzen das Wachstum von Binsen vorantreiben, gedeihen diese doch in einer relativ geringen Wassertiefe. Tatsächlich liegen die Binsengebiete im Murtensee da, wo der Westwind die Wellen und somit auch Bodenmaterial hintreibt.
«Das saubere Wasser»
Für den Biologen Christian Clerc ist die Verlandung eher zweitrangig; diese spiele eher beim Schilf eine Rolle. Clerc erwähnt stattdessen folgende Faktoren: «Es hat sicher damit zu tun, dass das Wasser besser geworden ist und weniger Nitrat und Phosphat aufweist. Auch die bessere Transparenz der Gewässer hilft.»
Positiv für Vögel und Fische
Allgemein sieht Clerc die Ausweitung der Binsenbestände als etwas Positives an. Seebinsen sind eine geschützte Pflanzenart. «Wie das Schilf bieten auch die Seebinsen einen natürlichen Schutz gegen die Erosion der Ufer.» Für Adrian Aebischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Amt für Wald, Wild und Fischerei, sind die Binsen positiv für die Tierwelt: «Viele Vögel brüten im Schilf. Wenn die Binsen genügend dicht sind, bieten auch diese einen besseren Schutz bei Wellengang.»
Aebischer erwähnt beispielsweise das Blässhuhn und die Haubentaucher, die an der Wasseroberfläche brüten und Nester an der Schwimmvegetation befestigen. Ähnliches gilt für gewisse Fische. «Viele Fische sind angewiesen auf die Vegetation», so Fischereiaufseher Pascal Balmer. Er erwähnt vor allem Weissfische und den Hecht. Fische können dort Schutz und Futter finden, so Balmer. «Wo es Binsen hat, leben auch Insekten und Libellenlarven.»
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