Der ehemalige Losinger-Hauptsitz steht seit Monaten leer
Sie dienten der Baufirma Losinger zehn Jahre lang als Hauptsitz. Doch seit letztem Sommer stehen die zwei grossen Bürogebäude an der Sägestrasse in Köniz leer. Jetzt prüft die Besitzerin, ob sie zu Wohnraum werden könnten.

Sie sind riesig, grau und stehen an bester Lage unweit des Zentrums Bläuacker in Köniz: die zwei Bürogebäude an der Sägestrasse 76 und 78. Doch auf geschäftiges Treiben wartet man hier vergebens. Seit die Baufirma Losinger letzten Sommer nach zehn Jahren wieder nach Bern gezogen ist, stehen die Gebäude leer – rund 6600 Quadratmeter Bürofläche und 2300 Quadratmeter Archivraum.
Neue Mieter haben sich bis jetzt nicht gefunden. Man stehe mit mehreren Interessenten in Verhandlungen, heisst es bei Wincasa, welche die Gebäude verwaltet. Die Suche erweist sich aber offenbar als schwierig. Man studiere zusammen mit dem Eigentümer auch «andere Nutzungskonzepte», heisst es bei Wincasa weiter.
Für Wohnraum prüfen
Die 2006 fertiggestellten Bauten gehören der Axa Winterthur. «Natürlich würden wir es bevorzugen, die Flächen wieder im heutigen Zustand als Büros zu vermieten», sagt deren Mediensprecher Urban Henzirohs. Man prüfe Optionen, um das Angebot attraktiver zu machen, wobei sich die Nutzung in die Strategie der Liegenschaft einfügen müsse.
Dazu gehört, die Gebäude künftig vielleicht teilweise oder ganz anders zu nutzen: «Wir klären auch ab, ob sich daraus Wohnraum machen liesse», sagt Henzirohs. Man stehe dafür in Kontakt mit der Gemeinde. «Wie viel Gewicht diese Option für uns hat, lässt sich aber noch nicht sagen.»
Ideal für Alterswohnungen
Der Könizer Liegenschaftsverwalter René Schaad findet die Idee interessant. «Wenn das Areal uns gehören würde, hätten wir schon lange darüber nachgedacht.» Das Gebäude habe eine hervorragende Wohnlage. Insbesondere für Alterswohnungen fände Schaad die Lage ideal. «Alterswohnungen sind in der Gemeinde Mangelware.» Das habe eine Umfrage gezeigt. Mit «Am Hof» liegt zudem bereits eine Siedlung für betreutes Wohnen in der Nähe. Und die Spitex Region Köniz hat dort ihren Standort.
«Wenn das Areal uns gehören würde, hätten wir schon lange darüber nachgedacht, aus den Büros Wohnraum zu machen.»
Die zwei leeren Bürogebäude an so zentraler Lage seien ein «Unort», findet Schaad. Er weiss jedoch auch, dass Umnutzungen viele Tücken haben, und nennt einige gleich selbst: Die zwei Gebäude haben keine Balkone, und im Innern könnte es teils zum Wohnen düster sein. «Einfach ist es sicher nicht, sie umzugestalten. Aber vielleicht hat ein Architekt gute Ideen.»
Planerischer Glücksfall
Oft gibts für Umnutzungen grosse zonenplanerische Hürden. In diesem Fall aber nicht. Laut Gemeindeplaner Stephan Felber liegen die Bauten in einer Zone mit Planungspflicht, die in diesem Sektor auch eine reine Wohnnutzung zulässt. Anpassungen wären nur in der Überbauungsordnung nötig, die auf die heutigen Bürogebäude ausgerichtet ist. «Die würde man wohl parallel zum Baugesuch ändern.» Langwierige Umzonungsverfahren oder eine Volksabstimmung wären nicht nötig. «Die Grundeigentümer haben es hier praktisch selber in der Hand.»
Dass sich die Bürogebäude nur schwer vermieten lassen, erstaunt Felber nicht. «Wir spüren, dass es in Köniz und im Liebefeld nach den grossen Investitionen in Neubauten in den letzten paar Jahren eher zu viele Büroflächen gibt.» Wer suche, habe oft konkrete Vorstellungen und baue wohl lieber selber.
Flexibel bleiben
Dem Überangebot an Büros steht in den städtischen Könizer Ortsteilen ein «grosser Wohndruck» entgegen. Wohnraum ist enorm gefragt. Felber ist offen gegenüber Umnutzungsprojekten, gibt aber zu bedenken, auch das Gewerbe müsse weiterhin seinen Platz und gute Bedingungen haben. Und er warnt: «In ein paar Jahren kann sich die Nachfrage bereits wieder ändern.»
Flexibilität in der Baustruktur ist für den Gemeindeplaner deshalb das Zauberwort. Ende Jahr wird Köniz über die neue Ortsplanung abstimmen. «Darin haben wir versucht, Zonenbestimmungen und Anpassungen von Nutzungsplänen vorzunehmen, die Umnutzungen in Teilgebieten erleichtern», sagt Felber.
Eine Studie von Wüest Partner (siehe Kastentext) attestiert Köniz generell ein hohes Potenzial für die Umnutzung von Geschäftsräumen zu Wohnraum.
Langer Atem ist nötig
«Ich sehe dieses Potenzial», sagt Liegenschaftsverwalter René Schaad. Man habe Private auch immer unterstützt, die mit solchen Ideen auf die Gemeinde zugekommen seien.
Um aus den Ideen Taten zu machen, ist jedoch ein langer Atem nötig. «Die Verfahren erstrecken sich oft über Jahre», weiss Schaad. «Es braucht Durchhaltevermögen.»
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