Das grosse Fest im kleinen Dorf
Blasmusik ist Trumpf, wenn am Wochenende vom 2. und 3. Juni die Seeländischen Musiktage stattfinden. Tags zuvor hat auch die Musikgesellschaft Detligen ordentlich zu feiern.

Am Wochenende vom 2. und 3. Juni bebt der Boden im kleinen Dorf Detligen. 1200 Musikanten werden erwartet, wenn sich im Rahmen der Seeländischen Musiktage die besten Bläsergruppen der Region miteinander messen. Doch nicht nur das. Das Fest fällt zusammen mit der 100-Jahr-Feier der Musikgesellschaft Detligen, welche bereits am Freitag stattfindet. Mit Blasmusik, Chor, Konzert und Tanz läutet die Musikgesellschaft so das Grossereignis quasi ein.
400 Helfer packen mit an
Grosse Tage also für das kleine Detligen, das zusammen mit den anderen Dörfern der Gemeinde Radelfingen auf nur knapp 1300 Einwohner kommt. Denn wie zuletzt 1991 ist es nun 2018 wieder verantwortlich für die komplette Festorganisation. «Wir kümmern uns um das Festzelt, die Parkplätze, das Barzelt, die Tische, die Küche, den Wasseranschluss, das Einspiellokal für die Bands und das Büro für den Seeländischen Musikverband», sagt Beatrice Hirschi, Präsidentin der Musikgesellschaft Detligen. Die Liste wäre wahrscheinlich noch viel länger.
Ein solches Fest auf die Beine zu stellen, funktioniert nur, wenn jeder mithilft. Im Musikverein selbst seien zwar nur 35 Musiker, aber eine Gruppe von 400 Helfern packe mit an, um das Fest möglich zu machen, darunter Familienmitglieder, Freunde und befreundete Vereine. «Bei den Musikvereinen gibt es einen engen Zusammenhalt», freut sich Hirschi.
90 Zusammenkünfte pro Jahr
Die Musik spiele in der Gemeinde eine grosse Rolle, meint Hirschi. So gebe es zum Beispiel Predigten zu umrahmen, das Familienfest oder etwa das Jubilarenfest für alle ab siebzig, um nur einige der Anlässe zu nennen, die im Jahresverlauf so anfallen. Auf etwa neunzig Zusammenkünfte im Jahr kommt die Musikgesellschaft Detligen inklusive der Proben. Durch die gemeinsam verbrachte Zeit entstehe eine so herzliche Gemeinschaft, der einige Musiker auch treu geblieben sind, obwohl sie weit weggezogen sind.
Dass die Musikgesellschaft einmal so eine feste Grösse im Dorfleben werden sollte, war nicht von Anfang an klar. Begonnen hat alles 1918 mit Hermann Bucher, der sich eine Trompete anschaffte, und seinem Bruder Ernst, der Handorgel spielte. Die beiden musizierten jeweils am Sonntag auf ihrer Terrasse. Bald darauf schloss sich ihnen der Sattlerlehrling Walter Schenk an. Als der Wirt des Dorfs, Christian Luginbühl, die Idee hatte, etwas Leben in seine Gaststätte zu bringen, dachte er sofort an die drei. Und schon war die Musikgesellschaft geboren.
Das erste Vereinsprotokoll wurde 1918 geschrieben. Man übte bei Privatleuten, später im Kuhstall, dann in der Wirtschaft und sogar in der Mühle, wo der Dirigent ab und zu pausierte, um Korn aufzuschütten. Im Laufe der Jahre ist die Musikgesellschaft nicht nur gewachsen, sondern hat sich auch immer weiter professionalisiert. 1931 nahm sie zum ersten Mal an einem Seeländischen Musiktag teil, 1982 stellte sie auf Brassband um, und letztes Jahr gewann sie schliesslich den Seeländischen Blasmusikwettbewerb zum vierten Mal.
Gewinn nicht im Vordergrund
Schlagzeuger Nils Heimberg (17) etwa hat viele Freunde in der Musikgesellschaft gefunden, wie er sagt. Ex-Alphornspieler Martin Jaberg (62) erzählt, es sei die beste Entscheidung gewesen, das Cornett wieder auszupacken. Er schwärmt: «Teil von etwas Ganzem zu sein, ist das Schönste überhaupt.»
Die Musikanten unterstützen die Seeländischen Musiktage, indem sie alle eine Festkarte kaufen. Es braucht eine Menge Besucher, damit ein kleiner Gewinn resultieren würde. Dies steht aber nicht im Vordergrund. Denn für alle sei klar: Wenn die Sonne scheint und die Leute Spass haben, hat sich die Arbeit schon gelohnt.
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