BLS will in Bern neue Werkstätte bauen
Nun ist es definitiv: Die BLS will ihre Züge künftig in Bern und Spiez unterhalten und reparieren. Den Werken in Oberburg und Bönigen droht das Aus. Entlassungen soll es aber keine geben.
Das Bahnunternehmen BLS will seine Züge künftig aller Voraussicht nach in Bern und Spiez unterhalten und reparieren. Die BLS sucht in Bern auf jeden Fall einen Standort für eine neue Werkstätte in verkehrstechnisch günstiger Lage zum Bahnhof Bern.
Dass die BLS ihre Fahrzeug-Instandhaltung neu ausrichtet, hatte das Unternehmen bereits am vergangenen Sonntag aufgrund eines Artikels in der «SonntagsZeitung» bestätigt. Noch offen war aber bisher, wie die BLS die Neuausrichtung konkret gestalten will.
Kosten: Rund 300 Millionen
Am Dienstagvormittag hat nun der BLS-Verwaltungsrat die Entscheide gefällt und der Geschäftsleitung den Auftrag gegeben, im Raum Bern ein Areal für eine neue Werkstätte zu suchen. Diese soll zwischen den Jahren 2020 und 2025 in Betrieb genommen werden und dürfte rund 300 Millionen Franken kosten.
Das Unternehmen hat noch keinerlei Areale im Blickfeld; es gibt erst diesen strategischen Entscheid, wie BLS-Chef Bernard Guillelmon am Dienstag in Bern vor den Medien bekanntgab. Definitiv entscheiden will das Unternehmen erst 2016.
Falls die BLS in Bern fündig wird, werden die Werkstätten Bönigen und Oberburg geschlossen. Dies aber erst dann, wenn die neue Werkstätte in Bern in Betrieb genommen wird, also frühestens im Jahr 2020.
In den vier heutigen Werkstätten beschäftigt die BLS aktuell 335 Mitarbeitende. Entlassungen seien angesichts der langen Zeit, bis die neuen Strukturen greifen, nicht nötig, hiess es am Dienstag. Dies obwohl die BLS davon ausgeht, dass sie in den Werkstätten langfristig sechs Prozent weniger Personal beschäftigen wird.
Aufräumen mit «Erbe der Vergangenheit»
Ihre Wartungs- und Reparaturarbeiten will die BLS aus drei Gründen neu ausrichten. Erstens muss die BLS die Werkstätte Bern-Aebimatt Ende 2019 aufgeben. Dieses Gebäude ein paar hundert Meter westlich des Berner Hauptbahnhofs erhielt die BLS vor ein paar Jahren zur Miete, als sie von der SBB den Betrieb der S-Bahn Bern übernahm. Ab 2020 müssen die Gebäude Gleisausbauten weichen.
Zweitens machen die neuen Züge der BLS – etwa die Doppelstockwagen – längere Hallen nötig und drittens sollten die bestehenden Werkstätten saniert werden.
Die BLS favorisiert einen Neubau in Bern, weil es für sie betrieblich von grossem Vorteil ist, wenn im Zentrum ihres Netzes eine Werkstätte besteht. Denn jeder Kilometer, den ein Zug auf der Fahrt in die Werkstatt zurücklegen muss, kostet. «Die jährlichen Kosten mit Standort Bern sind halb so gross wie ohne Standort Bern», sagte Guillelmon vor den Medien.
Spiez günstig gelegen
Die Werkstätte Spiez will die BLS behalten, weil dieser Ort für die Wartung des Rollmaterials auf der Lötschberglinie günstig gelegen ist.
Dass die BLS heute vier Werkstätten betreibe, sei ein Erbe der Vergangenheit, sagte Guillelmon. Die Werkstatt in Bönigen ist ein Erbe der Bödelibahn, jene in Oberburg eines des Regionalverkehrs Mittelland (RM). Dieses Unternehmen fusionierte 2006 mit der damaligen BLS Lötschbergbahn zur BLS AG.
Das zweitgrösste Bahnunternehmen der Schweiz erhofft sich von der Zentralisierung der Werkstätten substanzielle Einsparungen. Das Potenzial liege sicher bei mehreren Millionen Franken, so Guillelmon vor den Medien.
Für Gewerkschaft «problematische Zentralisierung»
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV ist froh darüber, dass die BLS auch weiterhin selbst Lokomotiven und Wagen warten und reparieren will. Anderseits spricht der SEV in einer Mitteilung auch von einer «problematischen Zentralisierung» auf Kosten der ländlichen Regionen.
Solche Zentralisierungen bedeuteten in vielen Fällen einen Stellenabbau. Ganz schlecht fände es der SEV, wenn die neue Werkstätte der BLS im Raum Bern im Westen der Hauptstadt gebaut würde. Denn dann müssten die Fahrzeuge «durchs Nadelöhr Bern».
«In aller Schärfe» protestiert der SEV gegen die interne Untersuchung der BLS, mit der diese herausfinden will, wer der «SonntagsZeitung» interne Informationen weitergegeben hat. Die Direktion sei selber schuld, wenn sie solche Dokumente unklassiert auf einem offenen Server ablege.
Dazu nehme er keine Stellung, sagte Guillelmon am Dienstag vor den Medien. Es handle sich um ein laufendes Verfahren.
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