Berner Hilfe für Chinas Mars-Mission
Eine Delegation chinesischer Weltraumforscher testete diese Woche in Bern ein Gerät, das sie in einem Jahr zum Mars schicken wollen.

Peter Wurz, Weltraumforscher und Leiter des Instituts Space Research and Planetary Sciences der Universität Bern, hatte diese Woche Besuch aus China. Ein fünfköpfiges Team der chinesischen Weltraumbehörde CNSA brachte ein Gerät mit, mit welchem es Teilchen auf dem Mars untersuchen will. Die Chinesen planen nämlich 2020 eine Reise zum Roten Planeten. «In der Umgebung des Mars gibt es verschiedene Teilchenarten», sagt Wurz, «und wir haben hier eine Anlage, mit welcher wir diese nachstellen, also erzeugen und messen können.»
Bevor das Instrument aus China – etwa so gross wie ein Fussball – erfolgreich eingesetzt werden kann, muss es geeicht werden, damit keine Messfehler auftreten. Ein solches Eichgerät steht im Kellergeschoss des Instituts für Exakte Wissenschaften in Bern. Es kann die Umgebungsbedingungen des Mars simulieren. Die Apparatur ist weltweit einzigartig. Wurz: «Zu uns kommen nicht nur Chinesen, auch Amerikaner und Weltraumforscher aus vielen anderen Ländern besuchen uns regelmässig.»
«Chinesen geben Vollgas»
Die Zusammenarbeit mit den Chinesen sei sehr angenehm gewesen, «es herrschte eine aufgestellte, lockere Stimmung, und wir hatten nie das Gefühl, dass sie uns etwas verheimlichen». Die Gäste hätten beispielsweise ohne Aufhebens Konstruktionspläne ihrer Geräte gemailt. «Mit den Amerikanern etwa ist das viel komplizierter», meint Weltraumforscher Wurz.
Weder die Chinesen noch andere Forscher, welche von den Dienstleistungen der Uni Bern profitieren, müssen sich finanziell beteiligen. Vertraglich sei hingegen abgemacht, dass die Universität Bern Zugang zu den wissenschaftlichen Daten habe. Obschon die Chinesen erst Jahre nach den Russen und den Amerikanern in den Weltraum vordrangen, seien ihre Ambitionen gross. «Sie geben Vollgas», sagt Peter Wurz.
Vor wenigen Wochen landeten sie eine Sonde auf der hinteren, von der Erde stets abgewandten Seite des Mondes. Ein Roboterfahrzeug soll dort den Boden untersuchen und die Ergebnisse zur Erde senden. «Es ist sehr schwierig, auf dieser Seite des Mondes zu landen, weil man keinen direkten Kontakt zur Sonde hat. Das muss alles autonom funktionieren. Diese Landung war eine grosse Leistung der Chinesen», so Wurz.
Bereits im nächsten Jahr soll eine zweite entsprechende Mission folgen. Diese Sonde soll dann Mondgestein zur Erde bringen. Und bis spätestens 2030 will die chinesische Führung Taikonauten – so heissen die Astronauten in China – auf den Mond bringen. Die erste bemannte Weltraumfahrt gelang bereits im Oktober 2003, als sie einen Taikonauten auf einen 21-stündigen Flug um die Erde schickten. 2011 wurde eine erste Raumstation ins All gebracht. Das neuste Vorhaben der Chinesen, zum Mars zu fliegen und dort zu landen, stelle aber viel höhere Anforderungen, weiss Peter Wurz.
Langer Flug zum Jupiter
Aber nicht nur die Chinesen verfolgen grosse Pläne. Auch die Berner Weltraumforscher haben einiges im Köcher. Im Oktober dieses Jahres startet – unter Berner Leitung – die europäische Weltraumbehörde ESA mit der Cheops-Mission. Dabei werden Planeten ausserhalb des Sonnensystems untersucht. Im Juni 2022 steht eine lange Reise zum Planeten Jupiter auf dem Programm, mit Massenspektrometern an Bord, die am Berner Institut entwickelt wurden. 2030 sollen sie den Gasgiganten erreichen. Dannzumal wird Professor Peter Wurz 69 Jahre alt und pensioniert sein.
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