Becher leer
Was für ein prächtiger Sonntag. 23 Grad, die Natur eine einzige Explosion von Farben und Düften. Ganz Bern ist draussen unterwegs, doch nicht alle Gastronomen mögen diesen Vorteil nutzen.

Das (betrieblich noch im Winterschlaf liegende) Marzili und die Spielwiese etwas weiter aareaufwärts waren am Sonntag fast so gut besucht wie im Hochsommer, auch wenn die meisten Sonnenanbeterinnen und -anbeter noch etwas mehr Textil trugen und höchstens kurz die Füsse in die Aare steckten.
Ein reger Betrieb herrschte nachmittags auch im Garten des Restaurants Dampfzentrale, perfekt gelegen zwischen den beiden grossen Liegelandschaften und gesäumt vom vielleicht bestfrequentierten Spazierweg der ganzen Stadt. Das Buffet draussen war allerdings noch geschlossen.
Wer sich vom Sommer gewohnt war, in der Dampfzentrale einen Kaffee oder ein Bier über die Gasse zu holen, musste am Sonntag also drinnen nachfragen. Leider erfolglos: Take-away-Kaffee sei nicht zu haben, «wir haben keine Becher», hiess es. «Wir haben das schöne Wetter nicht kommen sehen», übersetzten wir. Oder noch bösartiger: «Wir waren zu faul, im Keller die Becher zu holen.»
Verantwortlich für den Gastrobetrieb in der Dampfere sind die beiden Gastronomen, die sich kürzlich aus der Marzilibrücke zurückgezogen haben. Zum Abschied nach 20 Jahren gab der eine letzte Woche im «Bund» ein Interview und jammerte ein bisschen: Das Geschäft sei härter geworden, unter der tieferen Promillegrenze und dem Rauchverbot habe die Geselligkeit gelitten, die Auflagen seien zahlreich und die Gesetze teilweise lächerlich.
Am Sonntag verbot aber nichts und niemand, unzählige Getränke auszuschenken. Es war bloss eine verpasste Gelegenheit.
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