Bäume und ihre Menschen
Wer weiss, wie viele bemerkenswerte Bäume es in der Stadt Bern gibt? Und welchen Bezug sie zu Persönlichkeiten haben? Unter dem Titel «Von Menschen und Bäumen» stellt ein Buch beide vor – mit kurzweiligen Texten und schönen Fotos.

Eigentlich müsste man den Titel umkehren: Die interessantesten Persönlichkeiten im Fotoband «Von Menschen und Bäumen» sind die Bäume. Dazu haben etliche Menschen eine besondere Beziehung. Etwa Alt-Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät, der sagt, er höre die Bäume sprechen. Ihm zu Ehren hat die Stadt im Rosengarten einen Bergahorn gepflanzt. Der grösste Berner Baummäzen aber ist der Sirupier Mathias Wirth: Dieses Jahr pflanzte er seinen 21. Patenbaum: eine Sommerlinde im Pärklein an der Grabenpromenade.
Gegen vierzig Arbeitsjahre lang hat er die Entwicklung der Waldreservate in der ganzen Schweiz verfolgt. Ein totales Schutzgebiet gibt es am Aareufer zwischen der Halenbrücke und der Ethnologischen Station Hasli. Es gehört der Burgergemeinde. Forstmeister Stefan Flückiger erläutert im Buch, wie dieser grösste Berner Waldbesitzer den widersprüchlichen Anforderungen nach Rentabilität, Biodiversität und Erholungswert gerecht werden muss.
Den Konflikt zwischen der Erhaltung alter Bäume und der Sicherheit der Bevölkerung kennt auch Peter Kuhn, Leiter des Baumkompetenzzentrums bei Stadtgrün Bern. Er engagiert sich als Anwalt schützenswerter Exemplare, die von einem Bauvorhaben bedroht sind. Und versichert, die vielarmige Platane auf der Grossen Schanze werde dem Bahnhofumbau nicht geopfert.
Nicht in Gefahr ist der wahrscheinlich älteste Stadtberner Baum: die rund fünfhundertjährige Stileiche in der Engehalde. Schlecht steht es dagegen um ihre von einem Pilz befallenen Artverwandten beim Schloss Wittigkofen. Sicherheitszäune erlauben der greisen Rotbuche in der Elfenau einen langsamen Alterstod, ebenso der mächtigen Linde auf dem Lentulushügel, unter der ein Berner Söldnergeneral des 18. Jahrhunderts begraben liegt.
Bäume haben es nicht leicht in einer von Menschen dominierten Umgebung: Geschwächt durch die Verdichtung und Versalzung des Bodens wie durch die Luftverschmutzung, werden vor allem die Ulmen und Eschen anfällig für Schädlinge. Und schon lange die Rosskastanien, von denen ein Prachtsexemplar beim Schulhaus Bümpliz überlebt hat. Vor allem die prachtvollen alten Alleen leiden, sodass man für die Neuanlage in Brünnen resistentere Krimlinden gewählt hat. Ein eingemeindeter Exot ist auch der Gingko, den die Botanikerin Brigitta Ammann vorstellt. Ebenso der vom Physikprofessor Heinz Hugo Loosli gerettete Taschentuchbaum beim Unihauptgebäude und der Schwarze Maulbeerbaum in der Kalchegg. Wer all diese Geschichten kennt, begegnet den Bäumen mit mehr Interesse und Respekt.
Robert Brügger (Texte)/Andreas Minder (Fotos): «Von Menschen und Bäumen». Stämpfli-Verlag. Grossformat, 144 S.
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