Angehende Sozialarbeiter zoffen sich mit Schulleitung
Im Studium Soziale Arbeit der Berner Fachhochschule dürfen Studenten vieles mitbestimmen. Nun gibts zwischen Leitung und Studentenvertretern Krach: Dem partizipativen Modell droht das Aus.

Wer Soziale Arbeit studiert, lernt soziale Probleme zu lösen. Solche von Einzelnen, Familien, Gruppen oder auch Organisationen. Interaktion und Kommunikation sind wichtig. Die Fachpersonen arbeiten später zum Beispiel bei der Sozialhilfe oder der Kesb.
Soziale Probleme beschäftigen derzeit auch die angehenden Sozialarbeiter, die an der Berner Fachhochschule studieren. Zwischen dem Vorstand der Studenten und der Leitung des Fachbereichs Soziale Arbeit gibts Krach. Bis jetzt ging es um Details. Etwa, ob die Dozenten in der Mensa Tische reservieren dürfen. Nun gehts ums Prinzip. Die Fachbereichsleitung erwägt die Aussetzung der Studienvertreter. Dem Modell der Mitbestimmung, wie es der Fachbereich pflegt, droht das Aus. Dies belegen Mails, die dieser Zeitung vorliegen.
Die Mitarbeit aussetzen
Was war passiert? Bei einem Treffen mit anderen Studienvertretern aus der ganzen Schweiz klagten die Berner über ihre derzeitige Situation. Man habe ein «spezielles» Verhältnis zur Leitung. Die Studienorganisation befinde sich in einer schwierigen Situation und verspüre eine «Ohnmacht» in ihrer täglichen Arbeit. Nebst der geringen Einflussnahme an internen Themen habe man Schwierigkeiten, studentische Anliegen bei der Studienleitung zu platzieren. Nach dem Treffen wurden Flyer verteilt und ein Communiqué veröffentlicht.
Die Antwort der Leitung folgte postwendend: Dies seien «rufschädigende Behauptungen», die zu einer «Vertrauenskrise zwischen Leitung und Vorstand» geführt hätten, so der Tenor. Johannes Schleicher, Leiter des Fachbereichs Soziale Arbeit, schreibt in einer Mail an alle Studenten von «einem schwerwiegenden Bruch des Vertrauens» und einem «persönlichen Rückenschuss».
Um zu retten, was zu retten ist, beantrage Schleicher, die Mitarbeit mit der Studienorganisation bis auf weiteres auszusetzen und allenfalls den heutigen Gremienvertretern die Bestätigung zu entziehen. Die Berechtigung des Modells der weitgehenden Mitbestimmung sei infrage gestellt.
Schmierereien vor Hochschule
Vor Semesterbeginn im September kritisierten wiederum die Studentenvertreter, dass die Leitung ihnen die E-mail-Adressen der neuen Studenten nur geben würde, wenn sie gewisse Bedingungen erfüllen würden. Dazu seien sie nicht bereit. Der negative Höhepunkt des Konflikts ereignete sich diese Woche. Jemand schmierte eine Parole gegen den Studienleiter auf den Boden.
Johannes Schleicher möchte auf Anfrage nicht zu den Ereignissen Stellung nehmen. Es gehe ihm darum, eine weitere Eskalation zu verhindern. Zwischen der Fachbereichsleitung und den Vertretern der Studierenden würden derzeit Gespräche geführt. Schleicher betont, dass der Fachbereich Soziale Arbeit den Studierenden formelle Mitbestimmungsrechte biete, die in der schweizerischen Hochschullandschaft ihresgleichen suchen würden. Dieses partizipative Modell stelle aber hohe Anforderungen an die Studierenden und setze eine Reife voraus, wie sie den Anforderungen des Berufsfelds entspreche.
Auch vonseiten der Studienvertreter tönt es besonnen: Anne-Kristin Höllwarth, die Vizepräsidentin des Dachverbandes der Studierendenschaft BFH, bestätigt, dass vergangene Woche ein Gespräch stattgefunden hat. In der Vergangenheit sei es zu Missverständnissen gekommen, diese seien nun besprochen worden und würden angegangen. Um was es dabei ging, möchte sie nicht öffentlich sagen. Weiter hält sie fest: «Mit der Schmiererei haben die Studienvertreter nichts zu tun.»
Am Montag wählen die Studenten der Sozialen Arbeit ihren neuen Vorstand. Vielleicht sollte das Motto des Studiums dort nochmals repetiert werden: Interaktion und Kommunikation sind wichtig, damit soziale Probleme gelöst werden können.
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