Unsere Einschätzung: Das Komitee hat im Grundsatz recht. Die Bezirksreform ist kein Vorzeigeprojekt. Auf das Jahr 2010 hin wurden die 26 Amtsbezirke in 5 Verwaltungsregionen und 10 -kreisen zusammengeführt. Das bedeutet: weniger Statthalter-, Konkurs-, Grundbuch- und Handelsregisterämter. Insgesamt sollten 50 Stellen gestrichen werden. Der Regierungsrat wollte so jährlich 7 Millionen Franken einsparen. Dieses Ziel hat er deutlich verfehlt.
Die Personalkosten sanken tatsächlich, der Kanton hat aber Mühe, die alten Schlösser und Amtshäuser loszuwerden. Er sparte nur 3,1 Millionen Franken – bei einem Kantonsbudget von 11 Milliarden fällt das kaum ins Gewicht.
Die SVP war die einzige Partei, die das Projekt konsequent bekämpfte – sie unterlag jedoch im Grossen Rat und bei der Volksabstimmung 2006. Die SVP befürchtete eine Schwächung der Landregionen, vor allem des Oberlands. Klar ist, dass die Wege länger wurden. Die Gegner legen dies als Nachteil aus: Zum Beispiel seien die Fahrten heute länger, was ebenfalls Kosten verursache.
Ein Expertenbericht jedoch betont, die Abläufe seien professioneller und einheitlicher geworden. Gerade bei den Ausweisen war das nötig: Würden Gemeinden biometrische Pässe ausstellen, verstiessen sie wohl gegen Bundesrecht.
KESB
Das sagt das Initiativkomitee: «Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) zeigt, dass die sogenannte Professionalisierung für alle Beteiligten mehr Arbeit, mehr Kosten, dafür weniger Entscheidungskompetenz bei den Gemeinden und weniger Bürgernähe bringt.»
Unsere Einschätzung: Seit die Kesb 2013 die Arbeit aufgenommen hat, steht sie in der Kritik – und nicht immer zu Unrecht. Seitens etlicher Gemeinden wurde moniert, die Arbeitsbelastung habe trotz der neuen Behörde zugenommen. Zudem sei die Kesb zu teuer, zu kompliziert und zu langsam. Dieses Problem hat die Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion erkannt. Zurzeit befindet sich eine Gesetzesänderung in der Vernehmlassung, mit der die Abläufe beschleunigt werden sollen.
Das zeigt, dass die Kesb nach zwei Jahren Betrieb noch immer nicht den Courant normal erreicht hat. Zwar ist die Kritik aus den Gemeinden in den letzten Monaten seltener geworden, im März aber musste der Grosse Rat einen Zusatzkredit von 10,7 Millionen Franken genehmigen, weil die Kesb das Budget überschritten hatte. Der Behörde steht noch viel Arbeit bevor, um auf Kurs zu kommen. Bis Ende Jahr müsste sie so weit sein.