Start nach Mass – oder wenn die Arena zum ersten Mal zum Hexenkessel wird
Zuerst der Tanz auf dem Seil, dann der Tanz mit dem Ball: Die Arena Thun wurde am Samstag nach 17-monatiger Bauzeit vor 8038 Zuschauern mit Spektakel, Prominenz und Toren eröffnet. Eindrücke und Einblicke an einem historischen Tag für Thun.
Am Anfang steht ein Hochseilakt. Nein, die Rede ist nicht von der ersten Stadionabstimmung, auch nicht von der zweiten oder der äusserst knapp bemessenen Bauzeit für die Arena Thun, die am Samstag inmitten einer Grossbaustelle eröffnet wurde. Sondern von Freddy Nock, mittlerweile ein halber Thuner. Der Mann, der letztes Jahr spektakulär über ein Stahlseil vom Schloss zur Stadtkirche balancierte, ist der erste Spektakelmacher im spektakulären Sporttempel, der laut der SF-Sendung «Sport aktuell» bereits den Übernamen Bijou der Alpen abgekriegt hat. Um 15.40 Uhr setzt Nock am Samstag beide Füsse auf das vom Stadiondach über das Spielfeld gespannte Seil. Balanciert sich zum Mittelpunkt. Packt seelenruhig einen mitgebrachten Ball aus. Und wirft ihn in eine bereitstehende Kiste. Diese öffnet sich und gibt 500 weitere Bälle frei. Dutzende von Kindern stürmen das Feld, holen sich die begehrten Spielgeräte und kicken sie in die Zuschauerränge. Nervenkitzel, leidenschaftlicher Einsatz auf dem Rasen, jubelnde Zuschauer: Der Auftakt hat alles, was die Zukunft der Arena prägen soll. «Der FC Thun will hoch hinaus!», sagt Moderator Rainer Maria Salzgeber euphorisiert. Wenig später wird – nicht als Programmteil, aber durchaus passend – ein Segelflugzeug direkt über die Arena in den sommersonnigen Himmel gezogen. Die Message ist klar: Es gibt keine Grenzen. Keiner hebt ab – ausser Gress Doch abheben passt nicht zu Thun. Die Kadetten sind die Ersten, die auf dem Rasen den Takt angeben – und «Fulehung»-Gesänge bei den gut gelaunten Fans auf den Rängen auslösen. Die Investoren übergeben einen symbolischen Riesenschlüssel an die Arenaverantwortlichen. Das alles ist bodenständig, traditionsbewusst. Das sehr schmucke Stadion mit den steilen Rängen fasst 10000 Leute – alle loben die für Thun perfekte Grösse. Nur Trainerlegende Gilbert Gress flachst: «Wenn Thun in der Champions League gegen Barcelona spielt, ist es zu klein!» Vorerst tritt nicht Thun gegen Barcelona an. Die Ehre des ersten Matches fällt anderen zu: So spielt zum Auftakt ein Promi-Team mit ehemaligen Schweizer Nationalspielern gegen eine Auswahl von FCT-Sportchef Andres Gerber. Dirigiert werden die beiden Teams von den Trainerfüchsen Gress und Hanspeter Latour, der seinerseits ganz tief in die Trick- respektive Kleiderkiste gegriffen hat. Auf die Frage, was es mit seinem modisch fragwürdigen hellblauen Kittel auf sich habe, sagt Latour: «Als Trainer des FC Thun habe ich einen Ausflug auf das Brienzer Rothorn organisiert. Ich wollte meinen Spielern Dampf machen. Der Lokführer hat mir damals seinen Kittel geschenkt. Ich habe ihm versprochen, dass ich das gute Stück als Dank an einem wichtigen Spiel tragen werde.» Heute könne er sein Versprechen nun endlich einlösen, so Latour. Auf dem Kunstrasen entwickelt sich derweil ein flottes Spielchen. Bereits nach drei Minuten trifft Gaetano Giallanza den Pfosten. Gress schwant nichts Gutes: «Mit einigen Spielern bin ich zufrieden, mit den meisten nicht. Namen nenne ich aber keine.» Nach exakt 19.56 zappelt das Netz ein erstes Mal. Thomas Bickel bringt die Nati-Cracks in Führung. «Meine harte Arbeit trägt langsam Früchte», zeigt sich Gress plötzlich selbstbewusst. Rama kam, sah und netzte ein In der zweiten Hälfte ist es dann Andres Gerber vergönnt, das Spiel mit zwei Treffern noch zu drehen. Gress hadert derweil mit seinen Spielern. «Nicht alle waren in Topform.» Kurz darauf entern die Spieler von Köln und Thun das Grün. Bevor es losgeht, lässt Mundartrocker Gölä beim symbolischen Ankick seine fussballerischen Qualitäten aufblitzen. Kurz darauf muss Thuns Keeper David Da Costa bereits ein erstes Mal hinter sich greifen. Milivoje Novakovic hat getroffen. Das tut der guten Stimmung auf den Rängen keinen Abbruch. Und als Dennis Hediger und Milaim Rama kurz nach seiner Einwechslung die Thuner in Führung bringen, ist ein erstes Mal zu spüren, was für ein Hexenkessel die Arena sein kann. Roger Probst, Michael GurtnerSpielbericht Thun-Köln: Seite 18.>
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