Junge Bergler als lukrativer Exportartikel
Das private Kriegsgeschäft ist für junge Männer in zerfallenden, armen Ländern Asiens oder Afrikas oft das einzige erreichbare Auskommen. Sie heuern bei Clanmilizen oder Guerillatruppen als Söldner an. So wie vor 500 Jahren junge Eidgenossen, die der Armut ihrer Bergkantone zu entkommen versuchten, indem sie als «Reisläufer» – als reisende Soldaten – in europäischen Fürstenheeren dienten. Der Preis war hoch. Der Historiker Willy Pfister recherchierte, dass von den 8000 Söldnern aus dem damals bernischen Aargau, die im 18.Jahrhundert in Frankreich, den Niederlanden und im Königreich Sardinien dienten, 18 Prozent an Krankheiten und Kriegsverletzungen starben. Ein Viertel der 8000 entzog sich dem Kriegselend durch Desertion. Ab dem Spätmittelalter liessen europäische Fürsten für ihre Feldzüge von Privatunternehmern Söldner rekrutieren. Nach den triumphalen Siegen über das Burgund Karls des Kühnen in den 1470er-Jahren genossen Schweizer und Berner Krieger einen exzellenten Ruf. Sie wurden zu einem begehrten Exportartikel, mit dem die alten Schweizer noch in Europa mitmischten, als sie dort als Militärmacht längst nicht mehr konkurrenzfähig waren. Private Schweizer Militärunternehmer schlossen mit ausländischen Kriegsherren sogenannte Kapitulationen ab. Diese Verträge schlossen ursprünglich Offiziere ab, später aber patrizische Unternehmer. Hochgestellte Privatpersonen wie auch staatliche Würdenträger kassierten von den Kriegsherren überdies Pensionen, eine Art Lizenzgebühr, aus der gerade kleinere eidgenössischen Bergkantone wachsende Anteile ihrer Einnahmen generierten. Das Geschäft mit dem militärischen Menschenhandel geriet im 18.Jahrhundert in die Krise. Hohe Risiken – Krankheit, Desertion, Vertragsbrüche der Kriegsherren – schmälerten für die Söldner wie auch die Militärunternehmer den Gewinn. Die Technisierung des Kriegs machte kostspielige Ausbildungen nötig, dauerhaft unter Waffen stehende Heere verdrängten die Söldnertruppen. svb>
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