Immer mehr zivile Nutzungen: Vom Militärareal zum Wirtschaftspark
in einer Mitwirkung dazu
«Die Ruag Real Estate System AG ist heute die grösste und wichtigste Landbesitzerin in Thun», eröffnet Gemeinderätin Jolanda Moser (FDP) gestern die Pressekonferenz im Restaurant Zündkapselfabrik an der Uttigenstrasse. Also in einem Gebäude auf dem Militärareal Kleine Allmend Thun-Nord, dort und inmitten eines rund 60 Hektaren grossen Geländes, auf welchem früher ausschliesslich Militärbetriebe aktiv waren, Munition hergestellt wurde und noch Soldaten ausgebildet werden. Und wo bereits heute teilweise Gebiete für zivile Nutzungen freigegeben wurden und bereits genutzt werden – mittlerweile rund 50 Firmen mit 3000 Beschäftigten. Die Medien wurden gerufen, weil der Richtplan Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Thun-Nord von 2005 überarbeitet wurde. Und weil die öffentliche Mitwirkung übermorgen beginnt. Sie dauert bis am 31.Januar (vgl. Kasten rechts). «Das Militärareal soll Wirtschaftspark und neues Stadtgebiet werden», sagte Moser. Millionen für die Altlasten Das Areal wurde neu in Baufelder eingeteilt, von welchen die meisten schrittweise über die nächsten 15 bis 25 Jahre für die zivile Nutzung frei gegeben werden (vgl.Plan). Grosse Gebiete des Areals, welches zum Teil der Schweizerischen Eidgenossenschaft und zum Teil der Ruag Real Estate AG gehört, sind mit Altlasten verseucht – unter anderem mit Schwermetallen wie Quecksilber durch die Munitionsherstellung. «Wir kommen für die Entsorgung auf», betonte Kurt Nussbaum, Leiter Region West der Ruag. Die Böden seien historisch wie auch technisch untersucht worden. «Die Altlasten schaden heute niemandem, deshalb werden sie erst entsorgt, wo gebaut werden wird.» Auf dem Areal B8 (vgl.Plan) zum Beispiel war laut Edgar Strahm, Portfoliomanager der Armasuisse Immobilien (Abteilung des VBS, Bundesamt für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) der frühere Armeemotorfahrzeugpark (AMP), auf dem Areal B5 die Tankanlage. «Die Entsorgung aller Altlasten», ergänzt Nussbaum, «kostet uns Millionenbeträge.» Das militärisch genutzte Areal im Schwäbis in Steffisburg ist nicht mehr Teil des überarbeiteten Richtplans, weil dieses nicht für zivile Nutzungen freigegeben wird. «Grundsätzlich wird Thun als Militärstandort nicht an Bedeutung verlieren», betonte Edgar Strahm an der Pressekonferenz. Gewisse Ausbildungsstätten würden in Richtung Zollhaus im Lerchenfeld verlagert, andere würden anderswo in Thun konzentriert. «Da die Öffnung für den Militärbetrieb Sicherheitsprobleme darstellt, müssen wir entsprechende Vorkehrungen treffen», sagte Edgar Strahm. Zudem sei noch offen, welche Änderungen die neue Armeereform punkto Bedarf bringen werde. «Doch Thun bleibt ein wichtiger Standort», betonte er. «Da immer mehr zivile Nutzungen auf das Areal gelangen, dürfte zum Beispiel das Tor an der Uttigenstrasse irgendwann entfernt beziehungsweise versetzt werden», ergänzte Kurt Nussbaum. Da die Sicherheit auf dem Areal ein wichtiges Thema bleibe, könne er nicht sagen, wann dies der Fall sein werde. Mit Ringstrasse erschliessen Die Vermarktung des gesamten Militärareals wie auch die Koordination der Nutzungen werden weiterhin durch die Geschäftsstelle ESP Thun-Nord sichergestellt. «Der neue Richtplan ermöglicht eine dynamische Entwicklung», sagte Geschäftsstellenleiter Melchior Buchs. Das Areal sei bereits heute gut erschlossen – und werde mit dem Bypass Thun-Nord und der neuen Aarequerung, welche ungefähr ab Ende 2015 durch das Areal führt (wir berichteten), noch besser werden. «Geplant ist, um das Gebiet eine Ringstrasse zu erstellen, die später mit Buslinien erschlossen wird», ergänzte er. Für den künftigen Wirtschaftspark sind 28 Massnahmenblätter ausgearbeitet worden, in welchen Ziele, Vorgehen, Verantwortliche und Kosten festgehalten sind. Die Stadt Thun, welche die öffentliche Mitwirkung durchführt, freut sich auf eine erfolgreiche Entwicklung: «Wir sind gespannt auf den neuen Wirtschaftspark auf der Kleinen Allmend und hoffen», sagte Gemeinderätin Jolanda Moser mit Blick in die Zukunft, «dass sowohl die zivilen wie auch die militärischen Nutzungen optimal koordiniert werden können und sich dieser wichtige Teil der Stadt optimal entwickelt und umgenutzt wird.» Franziska Streun >
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