Eine «wunderbare Gelegenheit», in Ersigen heimisch zu werden
Ersigen trifft sich nur alle zehn Jahre zum Dorffest, tut dies dann aber mit umso mehr Herzblut.
Wie im Film reihen sich die hübschen Stände mit den selbst gemachten Produkten vor den blumengeschmückten Bauernhäusern auf. Frauen schieben Kinderwagen, Männer rufen Scherzworte über die Gasse, Grossmütter strecken tratschend die Köpfe zusammen, und Grossväter suchen, sich den Bierschaum vom Mund wischend, den Schatten. Es ist Dorfet in Ersigen. Ohne speziellen Grund Wenn Nachbargemeinden jedes Jahr Sichlete, Schnittersundig oder einfach Dorfmärit feiern, beschränkt sich Ersigen auf ein nur alle zehn Jahre wiederkehrendes Fest. «1980 haben wir das Gemeindehaus eingeweiht und 1990 die Strassen-, Bach- und Kanalisationserneuerung», erzählt Jürg Kaeser als Präsident des Gemeinderates und des Organisationskomitees. 2000 habe man das neue Jahrtausend begrüsst, und jetzt, 2010, feiere man ohne speziellen Grund – einfach einen Dorfet. Einzelne wie Vereine Das Motto laute «Ersigen, das Dorf zum Wohlfühlen», so Kaeser weiter, «und dafür wollen wir Behörden etwas tun». Ersigen sei mit seinen rund 1500 Einwohnern eine aufstrebende Gemeinde, es werde viel gebaut, und die Neuzuzüger müssten Kontakt finden, um heimisch zu werden. Dazu biete der Dorfet wunderbar Gelegenheit. Das Fest werde ausschliesslich von den Einheimischen getragen, Einzelpersonen wie Dorfvereine seien mit von der Partie. Die üblichen Kilbistände suche man vergebens. Der Märit ist in der Tat klein, überschaubar und sehr speziell. «Doch es steckt viel Arbeit dahinter» erklärt Kaeser, «und diesen Aufwand könnten wir nicht jedes Jahr verlangen.» Die Auslagen an den Ständen wären nicht so vielfältig, und vielleicht kämen auch weniger Leute. Vielfältige Hobbykünstler Das Schaffen der verschiedenen Hobbykünstler kann sich sehen lassen. Bernhard Brenner etwa, einst ein Mitarbeiter von Housi Knecht, stellt Eisenplastiken aus und weiss zu jeder eine Geschichte zu erzählen. In der Sängerschenke stehen die handgeschnitzten Barhocker von Ruedi Uetiger, doch leider sind sie unverkäuflich. Bei Lisette Schertenleib sind spinnwebenfeine Schals zu bewundern, gesponnen und gestrickt in Nepal aus Brennnesselfasern. Mit dem Verkauf der Waren unterstützt die Ersigerin ein Selbsthilfeprojekt. Sie selber hat Patchworkkissen und leichte Mützen hergestellt, die sich speziell für Chemotherapiepatientinnen eignen. Fliessig gestrickt Daneben findet man Taschen aus altem Jeansstoff, weiter gibt es allerlei Pelziges zu kaufen, das früher als Kaninchen auf der Weide herumhüpfte. Die Keramikobjekte aus Ersigen haben sich längst einen Namen gemacht, und gehäkelte Topflappen, Glaskugelhalsketten oder bemalte Vasen bieten sich als Geschenkartikel an. Adele Christen und Jeanette Wolflisberg kamen vor zwei Jahren beim gemeinsamen Stricken auf dem Campingplatz auf die Idee. Sie stellten eine Kollektion für den Dorfet her, weil sie dank ihrem Fleiss auf mehr Socken als Enkelkinder kamen. Für Gross und Klein Überall duftet es verlockend, am intensivsten bei den Trachtengruppefrauen mit ihren frischen Öpfuchüechli und Brätzeli. Auch die Kinder müssen sich nicht langweilen, für sie stehen ein Karussell, eine Hüpfburg, ein Veloparcours, eine Schminkecke und eine Märchenerzählerin bereit. Für die Grossen gibts unter anderem Schiessen, Harassenklettern, Ballonflüge – und am Abend natürlich Tanz. Dazwischen stehen musikalische Leckerbissen auf dem Programm, Tambouren, Musikgesellschaft, Schwyzerörgeliquartett, Gesangsvereine und Tanzgruppen treten auf. Kaeser freut sich, dass so viele Leute durch die Gassen flanieren. «Das Wetter spielt mit», stellt er zufrieden fest, «vor einer Woche stand der Dorfplatz noch unter Wasser.» Bereits 2015 wieder Mit dem nächsten Fest muss Ersigen nicht mehr zehn Jahre warten. 2015 wird es nämlich 750 Jahre her sein, seit die Siedlung erstmals urkundlich erwähnt worden ist – wenn das nicht Grund genug für ein Jubiläumsfest ist. Gertrud Lehmann >
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