Integration als LeitmotivRegierungsrat Schnegg sieht Kanton vor grossen Herausforderungen
Die Integration von Geflüchteten werde den Kanton Bern auch künftig beschäftigen, sagt Schnegg – und will den Bund in die Pflicht nehmen.

SVP-Regierungsrat Pierre Alain Schnegg sieht den Kanton Bern, aber auch das ganze Land, vor grossen Herausforderungen. Das Thema Integration werde ein Leitmotiv der kommenden Jahre sein, sagte Schnegg am Freitag vor den Medien in Bern.
Auf die Pandemie sei unmittelbar die Krise aufgrund des Kriegs in der Ukraine gefolgt. Die Schweiz und mit ihr der Kanton Bern erlebten einen Zustrom von Flüchtlingen aus der Konfliktregion, blickte Schnegg auf das vergangene Jahr zurück.
Der Bundesrat aktivierte für die Ukraineflüchtlinge erstmals den Schutzstatus S, so dass die Betroffenen kein eigentliches Asylverfahren durchlaufen mussten. Dieser Status sei nach wie vor rückkehrorientiert, führte Manuel Michel, Vorsteher des Amtes für Integration und Soziales aus.
Das heisst, dass für Menschen mit Schutzstatus S ausser dem Spracherwerb keine Integrationsmassnahmen vorgesehen sind. Doch je länger diese Menschen in der Schweiz lebten, desto mehr integrierten sie sich ganz von alleine im Alltag, etwa durch Schulbesuch der Kinder, eigene Wohnung oder Arbeit.
Bund soll vorlegen
Weil ein Ende des Krieges in der Ukraine nicht absehbar sei, werde es nötig, verstärkt über eine Integration der Ukraine-Flüchtlinge nachzudenken, konstatierte Schnegg. Der SVP-Regierungsrat nahm diesbezüglich den Bund in die Pflicht, eine praxistaugliche Lösung vorzulegen.
Aber auch der Zustrom von Flüchtlingen aus anderen Ländern, namentlich aus Afghanistan und der Türkei, stieg 2022 stark an. Dabei stellten sich grundsätzliche Fragen – etwa, wie all diese Menschen in die Gesellschaft integriert werden und man sie fit machen könne für den Arbeitsmarkt.
Es gelte aber auch Fragen zu stellen, wie stark das Sozialhilfe-System belastet werden könne und die einheimische Bevölkerung gewillt sei, diese Zuwanderung auf Dauer zu akzeptieren.
«Es ist mir wichtig, dass wir diese Themen ansprechen, denn nur wenn die Dinge beim Namen genannt werden, kann man sie diskutieren und nach Lösungen suchen», sagte Schnegg.
Integrierte Versorgung
Schneggs Direktion hat im vergangene Jahr weitere grosse Projekte angepackt oder umgesetzt – etwa die Schaffung des Gesundheitsnetzwerks «Réseau de l’Arc» im Berner Jura. An ihm beteiligen sich der Kanton Bern, die Swiss Medical Network SA und die Visana-Krankenkasse.
Durch diese öffentlich-private Partnerschaft werde ein neues Versicherungsmodell möglich, das sich gezielt auf die Gesunderhaltung der Versicherten konzentriere, sagte Schnegg. Er sieht diese Zusammenarbeit als einzige Lösung, die Kosten im Gesundheitswesen einzudämmen.
Mit einem neuen System soll die Fallführung in der Sozialhilfe sowie im Kindes- und Erwachsenenschutz (KESB) erleichtert werden, hob der Generalsekretär der Direktion für Gesundheit-, Soziales und Integration, Yves Bichsel, hervor.
Im Jahr 2023 sollen zudem alle Ambulanzen des Rettungswesens im Kanton Bern ihre Einsatzprotokolle elektronisch führen. So werden auch Vitaldaten von Patientinnen und Patienten laufend in das Protokoll übernommen und können dadurch schon vor Erreichen einer Notfallstation übermittelt werden.
Mit Corona leben
Im vergangenen April wurden im Kanton Bern die letzten Corona-Massnahmen aufgehoben. Der Kanton hat die Grundstrukturen der Corona-Organisation erhalten, damit man auf entsprechende Entwicklungen rasch wieder reagieren kann.
«Wir müssen uns daran gewöhnen mit Covid-19 zu leben und weiterhin gewappnet sein, wenn eine schwere Variante kommen sollte», sagte Schnegg.
SDA/ske
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