Raiffeisen: Rücktritte im VR, Gantenbein will Präsident werden
Das Treffen der Delegierten stand im Zeichen der Ära Vincenz – und hat Konsequenzen. Es gab Rücktritte und eine Kandidatur.
Bei der Delegiertenversammlung von Raiffeisen Schweiz am Samstag in Lugano haben angesichts massiver Kritik der Delegierten zwei weitere Verwaltungsräte auf eine Wiederwahl in das Gremium verzichtet. Es handelt sich um die Zürcher Alt-Regierungsrätin Rita Fuhrer und den Tessiner Politiker Angelo Jelmini.
Zudem gab der interimistische VR-Präsident Pascal Gantenbein bekannt, dass er für das Amt des Präsidenten kandidieren will. «Ich kündige hiermit an, dass ich für das Präsidium zur Verfügung stehe und mich dem Auswahlverfahren stellen werde», sagte Gantenbein, der seit 2017 im Raiffeisen-VR sitzt. Er hatte das Präsidentenamt von Johannes Rüegg-Stürm übernommen, der im März aufgrund der Ereignisse um den ehemaligen Chef Pierin Vincenz per sofort zurückgetreten war.
Abgänge von Fuhrer und Jelmini
In Diskussionen mit den Regionalverbänden sei deutlich geworden, dass ein Neustart von Raiffeisen Schweiz nur glaubwürdig sein könne, wenn auch auf der personellen Ebene des Verwaltungsrates ein klares Zeichen gesetzt werde, erklärte Gantenbein. So treten Rita Fuhrer und Angelo Jelmini per sofort zurück. Auch Philippe Moeschinger wird frühzeitig bereits auf die DV im November zurücktreten.
So müssten im November «theoretisch» fünf neue Mitglieder gewählt werden, um das statutarische Minimum von neun VR-Mitgliedern zu erfüllen. Das sei eine «grosse Herausforderung». «Die bereits im Frühling angekündigten Nominierten Rolf Walker und Thomas Rauber wurden ebenfalls in den Verwaltungsrat gewählt», so Gantenbein. Walker ist Wirtschaftsprüfer und Bankenexperte, Rauber als Unternehmer tätig.
Gantenbein betonte im Anschluss an die Versammlung, dass es das erste Mal in der Geschichte der Genossenschaft sei, dass nach einer Delegiertenversammlung eine Pressekonferenz abgehalten werde.
Neues Vergütungsmodell
Die DV habe im Zeichen der Aufklärung der Vergangenheit und der Zukunftsfähigkeit gestanden, so Gantenbein. «Die Kritik ist nicht unbegründet, es sind Fehler passiert», stellte er fest. Es hätten Kontrollmechanismen gefehlt.
Konsequenzen hat auch die kritisierte Vergütungserhöhung für den Raiffeisen-Verwaltungsrat im Jahr 2017. Raiffeisen wolle nun ein neues Vergütungsmodell ausarbeiten, kündigte Gantenbein an.
Wie der «Tages-Anzeiger» und der «Bund» bereits zuvor berichtet haben, wurde das Traktandum über die Entlastung der Verantwortungsträger kurzfristig gestrichen. Das heikle Thema hätte es per Antrag auf die Traktandenliste schaffen sollen. Die Delegierten lehnten dies jedoch ab.
Derzeit nicht im Schussfeld der Behörden ist der heutige Raiffeisen-Chef Patrik Gisel, der in der Vincenz-Ära in der Geschäftsleitung Einsitz hatte. So hat die Finma nach eigenen Angaben «keine Anhaltspunkte gefunden, die ein aufsichtsrechtliches Verfahren gegen heutige Führungskräfte der Raiffeisen Schweiz rechtfertigen würden». Vor einem endgültigen Entscheid will sie aber die Ergebnisse der internen Raiffeisen-Untersuchung abwarten.
Video: Warum trat Vincenz nach der U-Haft-Entlassung so forsch auf?
dapd/sda/nag
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch