Putins Patriotismus wird honoriert
Die Wahl in den Kreml schien zwischenzeitlich gefährdet: Doch neue Umfragen sagen Wladimir Putin einen klaren Sieg voraus. Seine Warnung vor «ausländischen Gefahren» scheint im Volk gut anzukommen.

Russlands Regierungschef Wladimir Putin geht jüngsten Umfragen zufolge bereits im ersten Wahlgang als Sieger aus der Präsidentschaftswahl hervor. Mehrere Meinungsforschungsinstitute veröffentlichten am Freitag Umfragen, wonach der 59-Jährige am 4. März die absolute Mehrheit der Stimmen erzielen dürfte. Der inhaftierte Ex-Oligarch Michail Chodorkowski rief zur Wahl eines «Alternativkandidaten» auf.
Das unabhängige Lewada-Institut sah Putin bei 66 Prozent. Die beiden staatlichen Meinungsforschungsinstitute Wziom und FOM rechneten für ihn mit einer Zustimmung von rund 59 Prozent. Eine Stichwahl sei «höchst unwahrscheinlich», sagte Lewada-Chef Lew Gudkow der Nachrichtenagentur Interfax. Dies liege aber zum grössten Teil daran, dass Putin in der Wahlberichterstattung im Fernsehen 70 Prozent der Sendezeit erhalte, während sich die vier anderen Kandidaten die restliche Zeit teilen müssten.
Putin: Gefahr des ausländischen Einflusses
Offenbar hatte auch seine nationalistisch anmutende Ansprache einiges bewirkt: Bei einem Wahlkampfauftritt vor zehntausenden Unterstützern hatte der russische Ministerpräsident am Donnerstag vor den Gefahren eines ausländischen Einflusses gewarnt.
Putin hat den Führern der Opposition vorgeworfen, bezahlte Agenten der USA zu sein. Ihr Ziel sei es, Russland zu schwächen, sagte Putin. Am Donnerstag rief er all jene Russen - die ihr Mutterland «schätzen, es um sich sorgen und an es glauben» - dazu auf, sich zu vereinigen. An den Westen gewandt, sagte der Ministerpräsident: «Wir werden niemandem erlauben, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen oder uns seinen Willen aufzuzwingen, weil wir unseren eigenen Willen haben.»
Selbstbewusstsein markiert Putin zurzeit mit seiner Atompolitik: Er sieht den Erhalt und den Ausbau des Atomwaffenarsenals seines Landes als notwendig an, um in einem Kräftegleichgewicht mit den USA zu bleiben. Russland habe nicht die Absicht, einseitig abzurüsten, sagte Putin heute bei einem Besuch in der Atomforschungsanlage in Sarow. Es sei zwar nicht das «nationale Ziel», weiter neuartige Atomwaffen herzustellen. Dies müsse aber getan werden, um ein Kräftegleichgewicht zu den USA aufrecht zu erhalten, sagte Putin,
Protestwelle nach den Wahlen
Unmittelbar nach der von Betrugsvorwürfen überschatteten Parlamentswahlen im Dezember waren Putins Zustimmungswerte zwischenzeitlich auf unter 50 Prozent gefallen. Das umstrittene Ergebnis der Wahl und Putins erneute Präsidentschaftskandidatur nach seinen ersten beiden Amtszeiten zwischen 2000 und 2008 lösten eine beispiellose Protestwelle in Russland aus. Seine Gegner wollen am Sonntag, genau eine Woche vor der Präsidentschaftswahl, noch einmal gegen den geplanten Ämtertausch zwischen Putin und Staatschef Dmitri Medwedew mobil machen.
Der inhaftierte Ex-Ölunternehmer Chodorkowski rief seine Landsleute auf, nicht für den Kreml-Favoriten zu stimmen. «Ich würde für einen der 'alternativen' Kandidaten stimmen», sagte er in einem Interview, das auf seiner Internetseite veröffentlicht wurde. «Ich denke, dass alle, die sich als Bürger betrachten, eine solche Geste auch machen sollten.» Chodorkowski war wegen Kritik an der russischen Regierung in Ungnade gefallen und muss wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen voraussichtlich noch bis 2016 in Haft bleiben.
AFP/mrs
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