Proteste gegen Folter: Oppositionsführer verhaftet
Bei Protesten gegen die Misshandlung von Leonid Raswosschajew sind in Moskau zahlreiche Regierungskritiker festgenommen worden – darunter auch der neu gewählte Oppositionsführer Alexej Nawalny.

Mehrere prominente Kreml-Kritiker sind während einer Solidaritätsaktion für verfolgte russische Oppositionelle in Moskau festgenommen worden. Sergej Udalzow, Alexej Nawalny und und Ilja Jaschin seien «wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses» festgenommen worden, teilte das Innenministerium laut der Nachrichtenagentur Interfax mit.
Die drei Anführer wurden nach einigen Stunden wieder freigelassen. Wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete, verliessen die drei Oppositionsführer die Polizeiwache, in der sie festgehalten worden waren, unter dem Applaus mehrerer dutzend Anhänger. Linksfront-Chef Udalzow sagte laut Interfax, ihm drohe eine Geldstrafe von 30'000 Rubeln (737 Euro) «für eine durch und durch konstruierte Anschuldigung». Udalzow muss sich am Dienstag wegen des Vorwurfs der «Planung von Massenaufständen» vor Gericht äussern. Während die drei Oppositionsanführer freikamen, wurden mehrere Mitstreiter weiter auf einer Polizeiwache festgehalten.
Gegen die Folter
Die nicht genehmigte Protestaktion stand unter dem Motto «Wir sind gegen Unterdrückung und Folter». Sie fand aus Solidarität mit Oppositionellen wie Leonid Raswosschajew statt. Raswosschajew, der zur Linksfront gehört, war Anfang der Woche wegen «Planung von Massenaufständen» festgenommen und angeklagt worden. Udalzow war am Freitag wegen «Planung von Massenaufständen» angeklagt worden – ein Straftatbestand, auf den in Russland bis zu zehn Jahre Lagerhaft stehen.
Laut der AFP-Journalistin kamen mindestens 200 Menschen zu dem von einem Grossaufgebot an Sicherheitskräften überwachten Protest. Die Teilnehmer stellten sich auf der Strecke zwischen dem Inlandsgeheimdienst FSB bis zum Lefortowo-Gefängnis, in dem Raswosschajew und der Udalzow-Vertraute Konstantin Lebedew inhaftiert sind, jeweils einzeln mit einem Protestplakat auf.
Versammlungsverbot umgangen
So sollte das Versammlungsverbot umgangen werden: In Russland ist es einer Einzelperson erlaubt, ohne Genehmigung zu demonstrieren. Die anderen Teilnehmer liefen mit weissen Bändern, die sie als Symbol der Opposition an ihre Kleidung geheftet hatten, an der Strecke entlang.
Der oppositionsnahe russische Abgeordnete Ilja Ponomarew sagte, er fürchte, dass Udalzow und Nawalny nach den Festnahmen in Untersuchungshaft kommen würden. Die beiden befanden sich unter der Auflage, in Moskau zu bleiben, auf freiem Fuss.
Die russische Opposition beklagt ein verschärftes Vorgehen gegen Gegner von Präsident Wladimir Putin, seit dieser im Mai für eine dritte Amtszeit in den Kreml einzog. 13 Oppositionelle warten im Gefängnis auf ihren Prozess wegen der Grossdemonstration gegen Putin vom 6. Mai, dem Vortag von dessen Amtsantritt.
SDA/ses
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