Berner Sozialpreis 2022Prostituierten-Projekt der Heilsarmee ausgezeichnet
Der Sozialpreis der Stadt Bern geht zur Hälfte ans Projekt Rahab der Heilsarmee, die damit Sexarbeitende unterstützt. Daneben werden vier Quartierprojekte prämiert.

Der mit 20’000 Franken dotierte Berner Sozialpreis wird jedes Jahr am Tag der Freiwilligen verliehen, um deren Beitrag an die Gesellschaft zu würdigen. Neben vier Quartierprojekten werden heuer die Freiwilligen des Projekts Rahab der Heilsarmee Bern mit 10’000 Franken ausgezeichnet, wie die Stadtberner Direktion für Bildung Soziales und Sport am Montag mitteilte.
Im Rahmen von Rahab besucht und begleitet ein Team von zurzeit zwölf Freiwilligen, das von vier Sozialarbeitenden unterstützt wird, Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter: Das Projekt überzeugt die Jury, weil mit einem breiten Ansatz ein Umgang mit einem Thema gesucht wird, das gesamtgesellschaftlich diskutiert wird und dem mit unterschiedlichen Ansätzen begegnet werden kann. Die Projektarbeit will das mit einer offenen Beratungsstelle erreichen, aber auch mit aufsuchender Sozialarbeit und einer Ausstiegsbegleitung für diejenigen Sexarbeitenden, die das wünschen.
Das Team wende sich damit einer besonders vulnerablen Zielgruppe zu, die durch Corona einem verstärkten Armutsrisiko ausgesetzt sei und sich davon noch nicht erholt habe, wird Gemeinderätin Franziska Teuscher in der Mitteilung zitiert: «Die Freiwilligen suchen die Sexarbeiter*innen auf, bieten ihnen Unterstützung an und vernetzen sie mit Beratungsstellen. Damit gehen sie deren Marginalisierung an und leisten einen
Beitrag zur Armutsbekämpfung.»
Engagement im Quartier
Die zweite Hälfte der Gewinnsumme, nämlich je 2500 Franken, teilen sich vier soziale Quartierinitiativen:
Den Treffpunkt Living Room im Spitalackerquartier: Er ermöglicht laut Mitteilung den Dialog zwischen Künstlern und Aktivistinnen und der Nachbarschaft. Die Freiwilligen engagierten sich gegen Rassismus, für soziale Teilhabe, Kultur und Bildung.
Die Lo Snag Bar in der Aregg: Im Quartiertreff mit Bar und Bühne finden auch Kulturanlässe statt. Der niederschwellige, offene Treff-Tisch oder Quartierfeste fördern laut der Jury eine gute Nachbarschaft.
Der Verein am See, Träger der Zwischennutzung im ehemaligen Entsorgungshof und auf dem Vorplatz am Egelsee im Stadtteil Kirchenfeld-Schosshalde. Seine Freiwilligen bieten laut Communiqué einen Ort für Kultur und Begegnung und für Urban Gardening. Sie organisieren verschiedene Anlässe wie beispielsweise Flohmärkte oder Konzerte.
Das Projekt Schwul60plusminus von HAB Queer Bern. Alle 14 Tage treffen sich ältere Schwule und queere Menschen im Marziliquartier, um der Isolation vorzubeugen und Themen des Altwerdens aktiv anzugehen. Das Projekt biete einen Rückzugsraum oder einen Safe Space.
Alle ausgezeichneten Projekte passten «wunderbar zu den Zielen des Gemeinderats 2021–2024», die eine «chancengerechte, diskriminierungsfreie Stadt von höchster Lebensqualität für alle» anstrebten, sagte Teuscher anlässlich der Preisverleihung in der Schule für Gestaltung.
pd/awb
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