Prorussische Rebellen erschiessen Frau
Die vereinbarte Feuerpause in der Ostukraine bleibt trotz den Friedensbeteuerungen der Konfliktparteien brüchig. Bei Donezk gibt es offenbar neue Gefechte. In Mariupol starb eine Frau bei Kämpfen.

In der Hafenstadt Mariupol wurde bei Schiessereien ein Zivilist getötet. In der Rebellenhochburg Donezk kam es nahe dem Flughafen zu starken Explosionen. Die Vorfälle schürten Ängste, die vor zwei Tagen vereinbarte Feuerpause könnte auch an anderen Stellen gebrochen werden. Am Samstag noch hatten die Ukraine und Russland die Feuerpause als weitgehend eingehalten angesehen.
Die Detonationen in der Umgebung von Donezk waren so heftig, dass sie in der Innenstadt zu hören waren. Der Flughafen ist seit Mai unter Kontrolle der Regierungstruppen und wurde seitdem immer wieder von den Rebellen angegriffen. Ein Sprecher des ukrainischen Sicherheitsrats sagte in Kiew, die Rebellen schienen den Flughafen angegriffen zu haben.
Die prorussischen Separatisten erklärten stattdessen, die ukrainischen Truppen hätten die Feuerpause verletzt, indem sie am Samstag auf sechs Stellungen geschossen hätten, auch in der Nähe des Flughafens. Einige Rebellen seien dabei getötet worden.
Explosionen in Mariupol
In der Nacht zum Sonntag hat es auch in der Nähe der ostukrainischen Stadt Mariupol mehrere schwere Explosionen gegeben. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten, waren östlich der Hafenstadt zahlreiche Detonationen zu hören, zudem stieg dichter Rauch auf. Bei Kämpfen kam zudem eine Frau ums Leben. Die Frau sei in der Nacht zum Sonntag von Schüssen getroffen worden, als prorussische Rebellen das Feuer auf einen Kontrollposten eröffnet hätten, teilte die Stadtverwaltung mit. Drei weitere Menschen wurden demnach verletzt.
Ein bislang von Kiew-treuen Kämpfern gehaltener Kontrollposten stand offenbar in Flammen.
Die ukrainische Freiwilligenmiliz Bataillon Asow meldete zudem auf Facebook, ihre Stellungen seien mit Raketen beschossen worden. Details wurden zunächst nicht genannt.
Unweit der strategisch wichtigen Hafenstadt halten Regierungstruppen Verteidigungslinien gegen prorussische Rebellen, die in der Region am Asowschen Meer kürzlich eine neue Front eröffnet haben.
Nach mehr als vier Monaten der Gewalt hatten die Regierung in Kiew und die Separatisten erst tags zuvor eine Feuerpause vereinbart. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte nach einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin erklärt, man sei sich einig, dass der Waffenstillstand «im Grossen und Ganzen eingehalten worden» sei. Allerdings meldeten die ukrainische Armee und die prorussischen Rebellen einzelne Verstösse.
Waffenstillstand ohne Zuversicht. (Quelle: Reuters)
Gefangenenfreilassung angekündigt
Die Aufständischen kündigten denn auch die Freilassung ihrer Gefangenen an. «Noch heute werden wir die ersten Männer gehen lassen, trotz der Verstösse des ukrainischen Militärs gegen die Waffenruhe», sagte Sachartschenko. Er gehe davon aus, dass die Regierung in Kiew ihre Gefangenen spätestens am Montag überstelle.
Die Aufständischen haben Schätzungen zufolge etwa 1000 Soldaten in ihrer Hand, die prowestlichen Regierungsverbände etwa 200 Kämpfer. Die Ostukraine-Beauftragte von Präsident Petro Poroschenko, Irina Geraschtschenko, sagte, der am Freitag vereinbarte Austausch sollte nicht länger als sieben Tage dauern.
Russland warnt EU
Russland kündigte unterdessen für den Fall neuer EU-Strafmassnahmen gegen Moskau im Ukrainekonflikt eine Reaktion an. «Sollte die neue Liste der Sanktionen der Europäischen Union in Kraft treten, wird es zweifellos eine Reaktion von unserer Seite geben», warnte das Aussenministerium.
Die EU sende mit der Drohung ein Signal der Unterstützung für die «Kriegstreiber» in Kiew. Brüssel sollte sich lieber für einen Wiederaufbau des Donbass einsetzen.
Die Botschafter der 28 EU-Mitgliedsländer hatten sich am späten Abend in Brüssel auf ein neues Sanktionspaket geeinigt. In Kraft treten soll es zu Beginn der Woche. Moskau hat einen Importstopp für EU-Waren verhängt und zuletzt ein Überflugverbot für ausländische Fluglinien erwogen.
Prinzip Abschreckung
Der Westen wirft der Regierung in Moskau vor, die Aufständischen in der Ostukraine zu unterstützen. Als Konsequenz aus der Krise setzt die Nato erstmals seit Ende des Kalten Krieges wieder auf das Prinzip Abschreckung.
Die 28 Nato-Staats- und -Regierungschefs beschlossen auf ihrem Gipfel den sogenannten Readyness Action Plan. Er soll die Sicherheit der Partner in Ost- und Mitteleuropa stärken, die sich von Russland bedroht fühlen.
sda/AFP/AP/bru
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