Probieren geht über Studieren
Die Sekundarschule Grosshöchstetten gewinnt den Europäischen Schulmusikpreis in der Kategorie «Musikalische Arbeit im Klassenunterricht». Musiklehrer Stefan Andres und 6 Schüler reisen zur Verleihung nach Frankfurt.
Mit einer langen Fensterfront und zwei komplett aus Glas bestehenden Wänden ist der Musikraum im Erdgeschoss der Sekundarschule Grosshöchstetten sehr luftig. Hier können Töne frei fliegen. Und das machen sie auch. Schlagzeug, Keyboard und Gitarre sind zum Anfassen und Ausprobieren da.
Ganz in diesem Sinne startete der 35-jährige Musiklehrer Stefan Andres ein Unterrichtsprojekt, das die Schüler selbstständig und kreativ musizieren und eigene Stücke komponieren lässt. Mit der Dokumentation des Projekts bewarb er sich dieses Jahr um den Europäischen Schulmusikpreis. Mit Erfolg. Der Preis in der Kategorie «Musikalische Arbeit im Klassenunterricht, Klasse fünf bis zwölf», dotiert mit einem Preisgeld von 4000 Euro, geht nach Grosshöchstetten.
Eigene Kompositionen
Der Beitrag der Sekundarschule trägt den Titel «Improvisieren, Komponieren, Musizieren». «Das Ziel dabei war, den Schülern aufzuzeigen, dass sie mit entsprechender Anleitung eigene Musikstücke schreiben können, die leicht spielbar sind und gut klingen», erklärt Stefan Andres.
Die Jury lobt in ihrem Schreiben das didaktische Vorgehen, das den Schülern eine Eigenständigkeit im Arbeitsprozess ermöglicht und sie individuell an das Komponieren heranführt. Durchgeführt wurde das Projekt mit zwei achten Klassen à je 20 Schülern. In fünf Phasen durchliefen diese den natürlichen Prozess des musikalischen Schaffens vom anfänglichen Ausprobieren und Experimentieren, dem Notieren und Einstudieren der Kompositionen bis zum finalen Aufführen der eigenen Stücke.
Klassensingen bleibt beliebt
Den Schülern hat dabei besonders das selbstständige Arbeiten gefallen. «Es war toll, das selbst komponierte Stück am Ende auf einem Instrument wiedergeben zu können», findet Schüler Adrian Schmutz. Mit Keyboard, Schlagzeug, Gitarre und Klarinette erweckte die Klasse ihre Kompositionen zum Leben.
Bei der Frage, was guten Musikunterricht generell ausmache, sind viel Praxis und Vielfältigkeit hoch im Kurs. «Und natürlich coole Lieder», wirft Schülerin Irina Leitsoni ein. Das gute alte Klassensingen ist nach wie vor beliebt. Am liebsten mit aktuellen Charthits, deren Melodie die Kids schon im Ohr haben.
Es war toll, das selbst komponierte Stück auf einem Instrument wiedergeben zu können.
Der Europäische Schulmusikpreis wird vom Verband der Musikhändler ausgerichtet (siehe Kasten). Für diese dürfte die Preisverleihung auch rentabel sein. Schliesslich wird ein Grossteil der Preisgelder wieder in die Anschaffung neuer Instrumente gesteckt.
Auch bei der Sekundarschule Grosshöchstetten wird dies zum Teil der Fall sein. «Ein elektrisches Schlagzeug wäre toll, davon würden auch die umliegenden Klassenräume profitieren, da man die Lautstärke dosieren könnte», sagt Stefan Andres. Zudem wird er das Preisgeld auch für den Besuch eines klassischen Konzerts gemeinsam mit allen 40 Schülern im Casino in Bern verwenden.
Ausflug zur Preisverleihung
Aber erst einmal geht es heute auf nach Frankfurt zur Preisverleihung, die im Rahmen der Musikmesse stattfindet. 6 Schüler dürfen den Musiklehrer begleiten. Die Glücklichen wurden mittels Los auserkoren. Mehr oder weniger.
«Ich habe von Bestechung mit selbst gebackenem Kuchen gehört, damit zwei Kolleginnen zusammen mitkommen können», sagt Stefan Andres. Die Verleihung beginnt am frühen Nachmittag. Dabei werden die Videos der Gewinner gezeigt, und auf der Bühne wird diesen ein grosser Papiercheck überreicht sowie ein Siegerfoto geknipst.
«Im Vorfeld konnte ich ankreuzen, ob ich eine Dankesrede halten möchte, darauf habe ich aber verzichtet», sagt Stefan Andres. Die Truppe aus Grosshöchstetten wird sich noch ein wenig an der Musikmesse umsehen, bevor sie dann gegen Abend wieder die Heimreise antritt.
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