Prinz spendierfreudig
Er sitzt auf 32 Milliarden Dollar und will jetzt alles hergeben: Bin Talal von Saudiarabien. Seine Förderabsichten gehen auch in unerwartete Richtung.

Es wäre eine der grössten Spenden in der Geschichte der Menschheit: Der saudische Prinz Alwaleed bin Talal hat versprochen, sein ganzes Vermögen für wohltätige Zwecke herzugeben. Und das ist nicht wenig: Mit seinen 32 Milliarden Dollar belegt der 60-Jährige laut dem Wirtschaftsmagazin «Forbes» den 34. Platz der reichsten Menschen der Welt.
Der Neffe des saudischen Königs Salman hat sein Geld mit der Investmentfirma Kingdom Holding verdient, die Anteile an Medienunternehmen, Technologiefirmen wie Twitter und Apple sowie Luxushotels hält. Darunter auch solche in der Schweiz: 27 Prozent der Mövenpick-Hotels und -Resorts gehören Bin Talal. Seine Kingdom Holding betreibt unter anderem das Mövenpick-Hotel in Genf, das Swissôtel le Plaza in Basel und das Fairmont Le Montreux Palace in Montreux.
Bin Talal liebt grosse Gesten und noch grössere Auftritte. Auf Geringschätzung reagiert er allergisch: 2013 drohte er, gegen «Forbes» zu klagen, weil das Magazin sein Vermögen 10 Milliarden Dollar zu tief eingeschätzt habe. Er nennt sich selbst «Warren Buffett von Saudiarabien» und ist ein grosser Bewunderer von Microsoft-Gründer Bill Gates. Gates sei es auch gewesen, der ihn zur radikalen Spende inspiriert habe, sagt Bin Talal. Sein Geld soll nun dem kulturellen Austausch, den Frauen, der Gesundheitsförderung und der Modernisierung zugutekommen. Es werde in den nächsten Jahren nach einem wohlüberlegten Plan verteilt.
Immer wieder Überraschendes
Ein muslimischer Königsneffe und Milliardär, der sein Geld für die Frauenförderung hergibt: Das hat man so noch nicht gesehen. Tatsächlich hat Bin Talal schon für einige überraschende Nachrichten aus Saudiarabien gesorgt. So hat er 2013 dafür geworben, dass sich Frauen dort endlich hinters Steuer setzen dürfen. Das Königreich ist das einzige Land der Welt, in dem das noch immer verboten ist. Im selben Jahr übernahm er ein Viertel der Produktionskosten des ersten saudiarabischen Kinofilms. Er handelt von einem Mädchen, das sich ein Fahrrad wünscht – in Saudiarabien sind auch Rad fahrende Mädchen verpönt.
Letzten Oktober kritisierte Bin Talal die Reaktion des saudischen Ölministers Ali al-Naimi auf den Absturz des Ölpreises. Beobachter gehen davon aus, dass Saudiarabien den Preiszerfall nicht aufhielt, um dem Iran und der US-amerikanischen Fracking-Industrie zu schaden. «Wann sollen wir anfangen, uns Sorgen zu machen, Eure Exzellenz?», schrieb Bin Talal in einem offenen Brief. «Sollen wir warten, bis uns die Dinge entgleiten, sodass wir uns zurückziehen und die allgemeinen Reserven des Landes aufbrauchen müssen?» Schon in den Jahren zuvor hatte er sich ungewohnt offen über die Ölgeschäfte seines Landes geäussert.
Nicht immer hatte Bin Talal mit seinen Projekten Glück. Als er letzten Sommer einen neuen, unabhängigen arabischen TV-Sender lancieren wollte, wurde ihm schon nach einem Sendetag der Stecker gezogen. Die offizielle Begründung lautet, er habe nicht die nötigen Lizenzen erlangt und Standards eingehalten. Laut Gerüchten soll aber die Regierung in Bahrain den Sender blockiert haben, nachdem ein bahrainischer Oppositioneller aufgetreten war.
Und nicht immer erscheint der grosszügige Prinz in gutem Licht. Seit Februar läuft in New York ein Prozess zu 9/11, darin verwickelt ist auch das saudische Königshaus. Es soll bei der Finanzierung der Anschläge eine wichtige Rolle gespielt haben, wie ein verurteilter Al-Qaida-Angehöriger vor Gericht aussagte. Er behauptet, im Auftrag von Osama Bin Laden eine Liste von Spendern angelegt zu haben. Auch Prinz Alwaleed bin Talal habe zu ihnen gehört.
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