Präzisionsarbeit im Stall
Kaninchenzüchter betreiben ihr Hobby mit viel Hingabe und Herzblut. Das gilt insbesondere für Roland Lüthi, der vor kurzem die Ausbildung zum Experten abgeschlossen hat.

Dem strengen Expertenblick von Roland Lüthi entgeht kaum etwas. Wie sieht das Fell des Kaninchens aus? Wie stark weicht das Gewicht vom Idealgewicht der Rasse ab? Mit acht Kriterien wird das Tier bewertet. Besonderen Wert geniessen dabei die Gesundheit, die Anatomie und die Pflege. Ein glänzendes Fell und ausdrucksstarke Augen hinterlassen einen guten Eindruck. Unerwünschte Details wie etwa weisse Haare bei farbigen Tieren stören die Zeichnung der Farbe und geben Abzüge.
Roland Lüthi, aufgewachsen in Wyssachen, ist seit vielen Jahren erfolgreicher Kaninchenzüchter. «Angefangen hat alles mit dem Kauf eines Kaninchens an einer Klubschau in Eriswil», erinnert sich Lüthi. Damals war er gerade mal 12 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt besass sein Vater Paul Lüthi bereits Kaninchen – er züchtete sie für den Kochtopf.
Roland Lüthi begann indes für Ausstellungen zu züchten; sein Vater folgte ihm und trat einige Jahre später dem Kleintierzuchtverein Wyssachen bei. Bald einmal holten sich Vater und Sohn die ersten Auszeichnungen. Es sei die Liebe zum Tier, die ihre Leidenschaft für dieses Hobby immer wieder aufblühen lasse, sagen beide.
Kritik geerntet
Inzwischen ist der 39-Jährige auch als Experte tätig. Die dreijährige, teils strenge Ausbildung hat der Beamte der Stadtpolizei Zürich mit Bravour bestanden. Gegenwärtig steht der Kaninchenexperte selber an der Front des Geschehens: als erstes Mitglied im Kleintierzuchtverein Wyssachen. Sein Stolz ist spürbar.
Ein Zuträger bringt jeweils die Vierbeiner an den Expertentisch. Roland Lüthi weiss während Ausstellungen nicht, von welchen Züchtern die Tiere stammen. Hier begutachtet und bewertet der noch unerfahrene Experte sie kritisch. «Ein Kaninchen mit 96 Punkten ist ein schönes und auffallendes Tier. Eines mit 96,5 Punkten ist bereits etwas Besonderes und ein Hoppel mit 97 Punkten ist schon ein Einzelfall», erklärt Roland Lüthi. Die Maximalpunktzahl von 100 Punkten erreicht nämlich keines.
In den letzten drei Jahren hat sich der gebürtige Wyssacher viel Fachwissen über die 43 in der Schweiz für Ausstellungen zugelassenen Kaninchenrassen angeeignet. Dass jede Rasse für sich selber eine Wissenschaft ist, wurde dem Familienvater während des Lehrgangs deutlich klar. «Die ersten Ausstellungen als Experte waren hart.» Er sei hauptsächlich von älteren Züchterinnen und Züchtern genaustens beobachtet und teils scharf kritisiert worden. Seine Dickhäutigkeit half ihm dabei, Ruhe zu bewahren. Schliesslich hat jeder unten angefangen.
Auf hohem Niveau
Das Züchten von Kaninchen ist Präzisionsarbeit. Seine Kaninchen kennt der Polizist genau. «An Gang, Haltung, Fell und Charakter», erklärt er. Mit seinem Vater führt er eine sogenannte Betriebsgemeinschaft. Das heisst: Vater und Sohn halten und pflegen ihre 30 Kaninchen gemeinsam. Die Tiere ihrer Rasse Hotot sind fast reinweiss, lediglich ein dünner Ring um die Augen ist schwarz gefärbt.
Im Verein ist Roland Lüthi als erfahrener Obmann die erste Ansprechperson, wenn es ums Thema Zucht geht. Er ist unter anderem für das «Tätowieren», das Anbringen der Ohrmarken zuständig, unterstützt und berät seine Klubkollegen. Schaut, dass Kaninchen mit anatomischen und zeichnerischen Fehlern nicht an Ausstellungen teilnehmen.
Zwischendurch landet auch bei Lüthis ein feiner Kaninchenrollbraten auf dem Tisch. «Das Fleisch ist gesund, und für mich bleibt das Kaninchen eben ein Nutztier», so Roland Lüthi. Dem gelernten Zimmermann und Landwirt wäre es ohne seinen Vater nicht möglich, sein zeitaufwendiges Hobby aufrechtzuerhalten. Der 68-jährige Paul Lüthi füttert und pflegt die Tiere – sein Sohn kommt sporadisch vorbei. Roland Lüthi sieht seine Kaninchen als perfekten Ausgleich zum teils stressigen Job.
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