Umstrittenes Video sorgt für AufruhrPräsident macht sich bei Hymne in die Hose – sechs Journalisten festgenommen
Die Veröffentlichung eines Videos hat in Afrika eine heftige Ethikdebatte ausgelöst. Nun geht Südsudans Präsident Sava Kiir gegen Angestellte des staatlichen TV-Senders vor.

Sechs Journalisten sind im Südsudan festgenommen worden. Ihnen wird laut «Guardian» vorgeworfen, unbefugt ein Video veröffentlicht zu haben, auf dem zu sehen ist, wie sich Präsident Sava Kiir in die Hose macht. Der Clip, der bei der Eröffnung einer Strasse gedreht wurde, zeigt den südsudanesischen Führer während der Nationalhymne. Er steht zunächst da, dann breitet sich ein Fleck auf seiner Hose aus und zu seinen Füssen bildet sich eine Pfütze. Die Kamera wendet sich abrupt ab, als Kiir und sein Gefolge zu bemerken scheinen, was passiert.
Das Video wurde letzten Monat in den sozialen Medien weit verbreitet und warf Fragen zum Gesundheitszustand und zur Eignung des 71-jährigen Präsidenten auf, eine Nation zu regieren, die mit Konflikten, Hunger und Klimawandel zu kämpfen hat. Es löste aber auch in ganz Afrika eine heftige Debatte darüber aus, ob es überhaupt zulässig sei, solche Aufnahmen zu zeigen. Am Freitag teilte das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) mit, dass sechs Angestellte der staatlichen South Sudan Broadcasting Corporation (SSBC) in Zusammenhang mit dem Video verhaftet worden seien.
Blutiger Machtkampf, Tausende Tote
Der ölreiche Südsudan wurde 2011 nach einem langen Konflikt unabhängig vom Sudan. Doch rutschte das Land im Dezember 2013 in einen Bürgerkrieg, der sich weitgehend entlang ethnischer Trennlinien abspielte: Staatschef Salva Kiir ergebene Truppen bekämpften jene, die treu zu dessen Vizepräsident Riek Machar standen. Zehntausende Menschen wurden in dem Konflikt getötet, der 2018 mit einer Friedensvereinbarung endete, die eine Regierung der nationalen Einheit unter Kiir und Machar vorsah. Eigentlich sollte es gemäss dem Pakt vor Februar 2023 Wahlen geben, doch wurden sie auf Dezember 2024 verschoben.
Kiir will dannzumal kandidieren. Andere Präsidentschaftskandidaten sind bislang nicht bekannt. Es wird aber erwartet, dass der langjährige Rivale Kiirs, Riek Machar, ebenfalls antritt.
red
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