Post wegen Verkaufszielen in der Kritik
Steigender Druck und hoch gesetzte Ziele: Die Gewerkschaften kritisieren die Arbeitsbedingungen in den Schweizer Poststellen. Der Verantwortliche für die Filialen widerspricht.
Die Zeitungen «SonntagsBlick» und «Blick» hatten in den vergangenen Tagen über unzufriedene Schalterangestellte berichtet, die sich über einen stetig wachsenden Verkaufsdruck beschwerten. Die Kritik bezog sich insbesondere auf den Verkauf von «postfremden» Produkten - also zum Beispiel Versicherungen oder Mobiltelefon-Abonnements.
Der steigende Druck in den Postfilialen sei seit Jahren ein Thema, sagte Bruno Schmucki, Sprecher der Gewerkschaft Syndicom, auf Anfrage. In den vergangenen Jahren seien die Verkaufsziele stetig erhöht worden.
Die Gewerkschaft, die rund 15'000 aktive Postangestellte vertritt, fordert, dass bei der Bewertung der Mitarbeiter das Kerngeschäft der Post massgebend sein soll - also der Versand von Briefen und Paketen. Die Angestellten hätten bei der Post eine Lehre gemacht und seien in erster Linie für den Verkauf von Post-Dienstleistungen ausgebildet worden.
Insbesondere Teilzeit-Angestellte hätten «keine Chance, bei jedem Mobilfunkangebot auf dem Laufenden zu sein», sagte Schmucki. Deshalb brauche es differenzierte Zielvereinbarungen. Bei der Post hiess es auf Anfrage, man vereinbare sowohl Einzel- wie auch Teamziele, um den unterschiedlichen Fähigkeiten der Mitarbeitenden gerecht zu werden.
Post: Ziele sind realistisch
Aus der Sicht des Leiters des Konzernbereichs Poststellen und Verkauf bei der Post, Franz Huber, sind die Zielvorgaben zudem nicht überhöht: «Die Ziele für 2014 sind realistisch, auch wenn sie punktuell höher sind als 2013», sagte Huber in einem Interview mit dem «Blick» vom Mittwoch. Ausserdem mache die individuelle Leistung nur 0,8 Prozent des Lohnes aus.
Eine grosse Mehrheit der 8500 Angestellten in den Poststellen schätze ihre Arbeit und könne sich mit den Aufgaben identifizieren, sagte Huber. Bei den kolportierten Fällen, in denen sich Angestellte angeblich selber mit Drittprodukten eindeckten, um ihre Verkaufsziele zu erreichen, handle es sich um Einzelfälle.
Mühe mit dem Paradigmenwechsel
«Bei uns gehen fast täglich Klagen über die Arbeitsbedingungen in den Poststellen ein», sagte hingegen der Branchenleiter Post und Logistik bei der Gewerkschaft transfair, René Fürst.
Besonders langjährige Mitarbeiter haben gemäss Fürst Mühe mit dem Paradigmenwechsel, den die Post als Reaktion auf den Rückgang beim Brief- und Paketgeschäft vollzogen habe: Gefragt seien nicht mehr Dienstleistungserbringer, sondern Verkaufsprofis.
Diese Verschiebung sei zwar ebenso nachvollziehbar wie die Anpassung der Verkaufsziele. «Die Mitarbeiter müssen aber auch die Chance erhalten, die Ziele zu erreichen», sagte Fürst.
Weiterbildungsangebot reicht nicht
Zwar bietet die Post gemäss Fürst Weiterbildungen im Bereich Verkauf an. Auf diese verwies auch der Poststellen-Chef Franz Huber im Interview mit dem «Blick». Für Bruno Schmucki von Syndicom macht es sich die Post aber «zu einfach, wenn sie die Leute einfach in Verkaufskurse schickt».
Und eine Umfrage von transfair bei rund 130 Post-Angestellten zeigt: Das bestehende Kursangebot reicht nicht aus. Insbesondere ältere Mitarbeiter zwischen 40 und 65 Jahren gaben an, sie fühlten sich nur unzureichend ausgebildet.
Gemäss Poststellen-Chef Huber überlegt sich die Post bei den Zielen für 2015 sorgfältig, ob sie Zielanpassungen nach oben vornehmen soll. «Die grundsätzliche Ausrichtung bleibt aber unverändert.»
SDA/ajk
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