Poroschenko gibt Debalzewe auf
Nach wochenlangen Kämpfen gibt der ukrainische Präsident den Befehl zum Rückzug aus der Stadt Debalzewe. Putin hatte die Kapitulation empfohlen. Ob das Minsker Abkommen noch zu retten ist, scheint offen.
Prorussische Rebellen haben nach wochenlangen Kämpfen den ostukrainischen Verkehrsknotenpunkt Debalzewe erobert, der ihre Hochburgen Donezk und Luhansk verbindet. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko befahl den geordneten Rückzug unter Mitnahme der Waffen. Er sprach von einer taktischen Entscheidung, «die Schande über Russland bringt, das die ukrainischen Truppen gestern aufrief, die Waffen niederzulegen, die weisse Flagge zu hissen und sich zu ergeben».
Ukrainische Kämpfer ziehen aus Debalzewe ab. (Video: Reuters)
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte in Budapest Kiew empfohlen, die militärische Niederlage in Debalzewe einzugestehen. Die ukrainischen Soldaten dort hätten «keine andere Wahl», als «ihre Waffen zurückzulassen und sich zu ergeben».
Männer wirken erschöpft
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in der vergangenen Woche zusammen mit dem französischen Staatschef François Hollande, Poroschenko und Putin das zweite Minsker Waffenstillstandsabkommen ausgehandelt. Der französische Aussenminister Laurent Fabius sagte, die vier Staats- und Regierungschefs würden noch im Lauf des Mittwochs über die Umsetzung des Abkommens sprechen. Die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini forderte Russland und die Separatisten auf, die Waffenruhe sofort und vollständig einzuhalten.
Reporter der Nachrichtenagentur AP beobachteten den Abzug Dutzender ukrainischer Soldaten aus Debalzewe. Die Männer, die den Ort Artemiwsk erreichten, wirkten erschöpft und müde. Ein Soldat berichtete von schweren Verlusten. Ein anderer sagte, er habe wegen des Beschusses durch Rebellen seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen. «Wir sind sehr glücklich, hier zu sein», sagte der hungrige Soldat. «Wir haben die ganze Zeit gebetet und hundertmal mit unserem Leben abgeschlossen.»
Poroschenko reist in den Osten
Poroschenko sagte, am Vormittag hätten 80 Prozent der ukrainischen Truppen Debalzewe verlassen. Zwei Kolonnen würden im Lauf des Tages noch abrücken. Er dementierte die Darstellung der Rebellen, der Bahnknoten sei eingekesselt worden, und betonte, die Einheiten rückten mit ihren Waffen und ihrer Munition ab. «Unsere Truppen und Formationen sind in einer organisierten und geplanten Art und Weise abgezogen», sagte er. Er reise in den Osten, um den Soldaten, die in Debalzewe gekämpft hätten, die Hand zu schütteln.
Sprecher der Rebellen erklärten unterdessen, sie hätten anderswo in der Konfliktregion mit dem in Minsk vereinbarten Rückzug schwerer Waffen begonnen, wo die Waffenruhe eingehalten werde. Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sollen die Einhaltung des Waffenstillstands überwachen. Seit Sonntag sind sie von den Rebellen daran gehindert worden, Debalzewe zu erreichen. Dies solle nun «bald» ermöglicht werden, wurde ein Rebellenführer von der Nachrichtenagentur der Separatisten zitiert.
Chef der «Volksrepublik Donezk» im Spital
Bei den Kämpfen um Debalzewe wurde der Chef der «Volksrepublik Donezk» einem Medienbericht zufolge leicht verletzt. Der russische Fernsehsender LifeNews zeigte Bilder aus dem Spitalzimmer des Politikers in Luhansk.
Ausser ihm sei niemand in seiner Einheit verletzt worden, sagte Sachartschenko dem Sender. Die Verletzung sei «nichts Schlimmes». Laut dem russischen Sender wurde er an der Ferse durch einen Granatsplitter verletzt. Sachartschenko hatte vergangene Woche den Friedensplan in Minsk mitunterzeichnet.
AFP/AP/spu/bru
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch