Corona-Skeptiker in Bern – +++ 650 Personen kontrolliert, 600 angezeigt +++ Polizist bei Anhaltung verletzt +++
Corona-Skeptiker in Bern – +++ 650 Personen kontrolliert, 600 angezeigt +++ Polizist bei Anhaltung verletzt +++
Die Polizei hielt in Bern mit einem Grossaufgebot demonstrierenden Corona-Skeptiker in Schach. Erst gegen 19.15 Uhr war der Einsatz beendet.


Am Samstagabend gab die Kantonspolizei ihre Bilanz zur unbewilligten Kundgebung bekannt: Sie zeigt rund 600 Personen an, die gegen die Corona-Massnahmen demonstrieren wollten. Den meisten wird vorgeworfen, gegen die kantonale Covid-Verordnung verstossen zu haben. Das teilte die Kantonspolizei Bern am Abend mit
Eine Bürgerinitiative hatte zur Demo in Bern aufgerufen und damit vor allem in der Westschweiz mobilisiert. Zu einer eigentlichen Kundgebung kam es nicht. Die Polizei verhinderte mit einem Grossaufgebot jegliche grössere Menschenansammlungen.
An drei Schauplätzen wurde die erlaubte Zahl von maximal 15 Personen im Freien deutlich überschritten, wie die Polizei feststellte: Zuerst am Helvetiaplatz im Kirchenfeldquartier, danach an der Aare nahe der Dalmazibrücke und später auch am Bahnhofplatz beim Baldachin.
Die Polizei sprach an den drei Orten nach eigenen Angaben insgesamt über 650 Personen an, kontrollierte sie und wies sie weg. 600 wurden angezeigt. 27 Personen wurden für weitere Abklärungen in Polizeiräumlichkeiten gebracht. Sie wurden alle im Verlauf des Abends auf freien Fuss gesetzt.
Ein Polizist mit Messer verletzt
Am Bahnhof sei die Stimmung unter dem Baldachin zeitweise aufgeheizt gewesen, schreibt die Polizei. In dieser Phase wollte die Polizei einen Demonstranten kontrollieren, der offensichtlich ein Messer auf sich getragen hatte.
Bei der Kontrolle und Anhaltung des Mannes kam es zu einem Handgemenge, bei dem der Polizist durch das Messer leicht an der Hand verletzt wurde. Der angehaltene Demonstrant wurde laut Polizei zur Kontrolle ins Spital gebracht. Zu seinen möglichen Verletzungen äusserte sich die Polizei nicht.
Auch der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause sprach auf Anfrage davon, dass rund um die Corona-Demos in Bern zunehmend eine aufgeheizte Stimmung herrsche. Das betreffe sowohl die Demo-Teilnehmer als auch die übrigen Menschen, die sich in der Stadt aufgehalten hätten.
Diese hätten sich am Samstag einmal mehr über massive Verkehrsbehinderungen nerven müssen, aber auch über Demonstrierende, die sich über die Regeln hinwegsetzten und die Maskenpflicht missachteten. Das löse in weiten Teilen der Berner Bevölkerung Unverständnis aus. (sda)
Gegen 19.15 Uhr war der Bahnhofplatz geräumt und der Polizeieinsatz beendet. Die letzten Corona-Skeptiker haben den Platz verlassen. Die Polizei hat zuvor über mehrere Stunden mehrere Dutzende Teilnehmer der unbewilligten Demonstration kontrolliert.
Vor den Kontrollen hatte die Polizei die Demonstrierenden dreimal per Megafon aufgerufen, den Platz zu verlassen, da sie mit dieser Ansammlung gegen die geltende Covid-Verordnung verstossen würden. Aktuell sind im Kanton Bern nur Kundgebungen bis 15 Personen und Schutzkonzept erlaubt.
Kontrollierte müssen mit Anzeige rechnen
Die Personen, die den Aufruf der Polizei nicht befolgten, wurden auf dem Bahnhofplatz eingekesselt und einzeln kontrolliert. Die Polizei nahm deren Personalien auf und wies sie weg. Alle Kontrollierten müssen mit einer Anzeige rechnen.
Wie viele Personen kontrolliert und angezeigt wurden, ist noch nicht bekannt. Die Polizei will am späteren Abend zahlen dazu kommunizieren.
ÖV fährt wieder nach Fahrplan
Auch im ÖV läuft in der Stadt Bern wieder alles rund. Kurz nach 19.30 Uhr gab Bernmobil auf Twitter bekannt, dass die Linie 8 wieder nach Fahrplan fahre. Zuvor waren schon die Linien 3, 6, 7, 9, 10, 11, 12, 19, 20 und 21 wieder fahrplanmässig unterwegs.
Scheinbar beruhigt sich die Lage am Bahnhofplatz in Bern langsam. Wie die Polizei auf Twitter schreibt, konnten gegen 17.45 Uhr alle Strassensperrung aufgehoben werden. Der Einsatz gegen die unbewilligte Demo sei aber weiter im Gang.

Mittlerweile hat die Polizei einen zweiten Kessel mit Demonstrierenden auf dem Bahnhofplatz gebildet. Diese seien zum Teil stark alkoholisiert, wie ein Reporter vor Ort berichtet. Auch diese Personen werden einzelnen aus dem Kessel geführt und die Personalien aufgenommen. Teilweise musste die Polizei Gewalt anwenden, da sich einzelne Personen nicht kontrollieren liessen.
Zwischenfall auf dem Bahnhofplatz: Wie ein Reporter vor Ort berichtet, hat ein Demoteilnehmer während seine Personalien kontrolliert und aufgenommen wurden, einen Polizisten mit einem Messer verletzt.
Kapo-Sprecher Christoph Gnägi bestätigt den Vorfall auf Anfrage. Nach aktuellem Erkenntnisstand sei bei einem Demoteilnehmer festgestellt worden, dass er ein Messer bei sich hat. Bei der anschliessenden Kontrolle durch Polizisten sei es zu einem Gerangel gekommen, bei dem ein Polizist durch das Messer an der Hand verletzt wurde.
Die Einsatzkräfte konnten den Mann überwältigen. Er wurde vorläufig festgenommen. Genauer Angaben seien derzeit nicht möglich, sagte Gnägi. Weitere Abklärungen seien im Gang.
Die Kontrolle der Demo-Teilnehmer durch die Polizei am Bahnhofplatz geht weiter und ist noch nicht beendet. Seit 17 Uhr ist die Strasse vom Bubenbergplatz zum Bollwerk für den Verkehr gesperrt, wie die Polizei auf Twitter schreibt.
Auch Bernmobil meldet um 17.16 Uhr auf Twitter, dass es wegen der Kundgebung der Corona-Skeptiker wieder zu grossräumigen Umleitungen, Linienunterbrüchen und Ausfällen kommt. Dauer: unbestimmt.

Einige Demo-Teilnehmer tragen einen Judenstern mit der Aufschrift «Non vacciné» (Nicht geimpft). Sie fühlen sich scheinbar so verfolgt und ausgegrenzt wie die Juden in Nazi-Deutschland in den 1930er- und 1940er-Jahren. Lesen Sie hier den Hintergrund, warum Corona-Skeptiker den Judenstern tragen und damit den Holocaust verharmlosen.
Noch immer werden Demoteilnehmer am Bahnhofplatz einzeln von der Polizei kontrolliert und deren Personalien aufgenommen. Wie viele Wegweisungen ausgesprochen wurden, ist bis jetzt nicht bekannt. Laut einer Polizeisprecherin ist noch nicht bekannt, wie viele Personen angezeigt werden. Bis am Nachmittag wurden laut Augenzeugen auch mehrere Personen von der Polizei abgeführt. (sda)

Im ÖV kommt es in der Stadt Bern nach wie vor zu Verkehrsbehinderungen und Verspätungen. Die Linie 19 wird wegen der Kundgebung zwischen Bern Bahnhof und Zytglogge via Bärenplatz umgeleitet, wie Bernmobil auf Twitter schreibt.
Auf den Tramlinien 6, 7, 8, 9 und 12, ist weiterhin mit unregelmässigem Betrieb zu rechnen. Die Strecke ist jedoch wieder durchgehend befahrbar, schreibt Bernmobil.

Im Park am Wasser (Dalmazimätteli) bei der Dalmazibrücke haben sich um 14.45 Uhr mehrere Dutzend Demoteilnehmer versammelt. Die Polizei hat sie umkreist. Sechs Kastenwagen der Polizei sind parkiert. Die Stimmung ist fast friedlich.
Die Polizei nimmt in einem Zelt die Identität der eingekreisten Demoteilnehmer auf.
Kurz vor 15 Uhr werden drei Demoteilnehmer in Handschellen von der Polizei in einen Kastenwagen gebracht und weggefahren. Ihre Megafone und eine Trompete können sie mitnehmen.
Es hat auffallend viele Französischsprachige unter den Teilnehmern. (sny)
Auf dem Bahnhofplatz kündigt die Polizei mit dem Megaphon an, dass alle eingekesselten Demonstranten kontrolliert und angezeigt werden. Diese protestieren lautstark. Die Kontrolle könnte sich in die Länge ziehen, dass es es sich um zahlreiche Personen handelt, die auf dem Bahnhofplatz umzingelt sind.
Wie die Kantonspolizei Bern twittert, ist der Helvetiaplatz wieder frei zugänglich. Der Bundesplatz und die Dalmazibrücke sind jedoch nach wie vor abgesperrt wegen der Demonstration. Weiter schreibt die Polizei auf Twitter, dass an der Aarstrasse und beim Bahnhof weiterhin Leute kontrolliert und weggewiesen werden. Auch hier sei mit Anzeigen zu rechen.
Vom Helvetiaplatz weichen die Demonstranten auf den Bahnhofplatz aus und skandieren laut «Liberté». Auch hier werden sie von der Polizei eingekesselt, wie eine Reporterin vor Ort berichtet. Die Demonstrierenden scheinen dies ruhig zu nehmen, einer spielt in der Mitte auf einem Alphorn.
Sowohl die Kirchenfeld- als auch die Dalmazibrücke sind von beiden Seiten abgeriegelt. Der Park am Wasser auf dem Dalmazimätteli war der alternative Besammlungsort. Eine Gruppe von Demonstrierenden wollte nach Angaben einer Reporterin vor Ort eine Polizeikette durchbrechen. Ein Mann sei direkt abgeführt worden.

Foto: Stephanie Jungo
Inzwischen ist der komplette Bundesplatz abgeriegelt. Die letzten Marktfahrer packen ihre Sachen zusammen, wie ein Reporter vor Ort berichet. Einige Demonstranten haben sich auf dem Bärenplatz vor der Abschrankung zum Bundesplatz versammelt. Auch Familien mit kleinen Kindern sind unter ihnen. Viele Demonstranten sind aus der Westschweiz und dem Tessin für die Kundgebung nach Bern angereist.

Foto: Jürg Spori

Wegen der Kundgebung kommt es in der Innenstadt zu Verkehrsbehinderungen: Wie Bernmobil twittert, sind die Linien 6, 7 und 8 zwischen Zytglogge und Ostring/Saali und Worb Dorf gesperrt.
Die Linie 7 fährt ab Bahnhof Richtung Guisanplatz, die Linie 8 Richtung Wankdorf Bahnhof und die Linie 6 ist unterbrochen. Die Linie 19 wird zwischen Bern und Tillierstrasse via Monbijoubrücke umgeleitet.
Die Demonstranten, die sich auf dem Helvetiaplatz versammelt haben, werden nach kurzer Zeit bereits von der Polizei eingekesselt. Und die Kirchenfeldbrücke wird auch gleich komplett abgeriegelt, wie eine Reporterin vor Ort berichet. Der Verkehr auf der Brücke steht still. Die Polizei gebe bereits Lautsprecher durch, dass Personenkontrollen durchgeführt werden.

Foto: Stephanie Jungo
Die Polizei lässt auf dem Bundesplatz schon gar keine Versammlung zu. Ein erster Demonstrant wird von der Polizei weggeführt.

Foto: Jürg Spori
Kurz vor 12 treffen die ersten Demonstranten auf dem Helvetiaplatz ein. Es sind ein paar Dutzend Personen, die sich um den Brunnen versammeln. Auch dort ist die Polizei präsent.

Foto: Stephanie Jungo
Um 11 Uhr steht die Polizei bereits mit Kastenwagen auf dem Bundesplatz bereit. Ein Reporter von Ort spricht von einem massiven Polizeiaufgebot in der ganzen Innenstadt. Auch in zivil scheint die Polizei unterwegs zu sein.

Foto: Stephanie Jungo
jsp,js,sih, tag
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