Polizei twittert live – Reitschule schlägt mit Sirene Alarm
Die Kantonspolizei führte am Mittwoch und Donnerstag «gezielte Aktionen gegen den Drogenhandel» auf dem Vorplatz der Reitschule durch. Das ist mittlerweile courant normal. Neu ist aber die offensive Kommunikation.

Dass die Kantonspolizei Bern auf dem Vorplatz der Reitschule eine «gezielte Aktion gegen den Drogenhandel» durchführt, ist mittlerweile courant normal. Neu ist jedoch die offensive Kommunikation. Am Mittwoch und auch am Donnerstag setzte die Kantonspolizei Kurzmitteilungen über die jeweils laufenden Einsätze ab.
Am Mittwoch wandte sich zunächst Polizeikommandant Stefan Blättler in einem offenen Brief mit versöhnlichen Worten an die Gäste der Reitschule. Nach der heftig kritisierten Fahrt auf ein Trottoir vor zwei Wochen, klang die erste Kurzmitteilung etwas später wie eine Rechtfertigung:
Nach der Aktion meldete die Polizei, dass «trotz Störungen» fünf Personen angehalten wurden:
Am Donnerstagmorgen folgte dann – ebenfalls via Twitter – die Bilanz:
Dasselbe Spiel am Donnerstag
Auch am Donnerstag informierte die Polizei via Twitter über einen laufenden Einsatz im Bereich der Schützenmatte. Zwei Personen hätten Mitarbeitenden der Kantonspolizei Kokain angeboten, stand in der Kurzmitteilung. In vier weiteren Meldungen informierte die Polizei, dass die beiden Männer in den Innenhof der Reitschule flüchteten und daraufhin eine Sirene ertönte.
Auch die Reitschule meldete sich am Donnerstag auf «Soeben stürmten rund 40 Polizistinnen und Polizisten in Vollmontur die Reitschule», heisst es in einer Mitteilung. Dies sei kein Zufall, schreibt die Reitschule weiter, «sondern ein gut geplanter und medial begleiteter Einsatz».
Reitschule nennt es «Schau-Hin!-Sirene»
An beiden Tagen war in den Tweets der Polizei die Rede von einer Sirene. Offenbar wurden die Drogendealer gewarnt und flüchteten ins Innere der Reitschule.
Die Sirenenklänge sind der Polizei nicht gänzlich neu. «Wir haben bereits wiederholt festgestellt, dass bei Präsenz unserer Einsatzkräfte auf der Schützenmatte aus dem Innern der Reitschule eine Sirene ertönte», sagt Gnägi. Daraufhin würden sich jeweils «Personen versammeln und teils Widerstand gegen die Einsatzkräfte leisten».
Die Reitschule bestätigt die Existenz eines solchen Alarms. «Schau-Hin!-Sirene» nennen die Betreiber diese. «Bei plötzlichen, meist zivil erfolgenden Polizeieinsätzen, macht die Sirene die Besucherinnen und Besucher auf die drohende Gefahr von Polizeiübergriffen aufmerksam», schreibt die Mediengruppe des autonomen Kulturzentrums. «Die Sirene dient damit der Förderung der Zivilcourage sowie der Deeskalation und soll dazu beitragen, Polizeieinsätze besser zu dokumentieren», heisst es weiter.
Dauerthema Kontakttelefon
Beim Polizeieinsatz vom Mittwochabend kritisierte die Reitschule auch, dass kein Anruf auf das vertraglich vereinbarte Kontakttelefon erfolgt sei. Dieses wurde eingerichtet, damit die Kommunikation zwischen Polizei und Reitschule-Betreiber besser funktioniert. Häufig decken sich jedoch die beiden Parteien gegenseitig mit Vorwürfen ein, weil die Kommunikation nicht wie gewünscht funktioniere.
Die Kantonspolizei bestätigt, dass sie am Mittwochabend nicht auf das Kontakttelefon anrief. Die Begründung: Wenn es zu grösseren Einsätzen komme – auch wegen Gegenreaktionen – und eine grössere Menschenmenge betroffen sei, dann nutze die Polizei das Kontakttelefon. Dies geschehe «mit Blick auf die Sicherheit der Unbeteiligten aus eigenem Antrieb», sagt Polizeisprecher Gnägi. Dies sei am Mittwoch jedoch nicht der Fall gewesen.
«Gezielte PR-Aktion»
Die Reitschule reagierte am Donnerstag auch auf Stefan Blättlers offenen Brief an die Gäste der Reitschule. Der Polizeikommandant hatte am Mittwoch zwei Stunden vor dem Einsatz auf der Schützenmatte für einen «offenen Dialog» plädiert. Mit dem Schreiben wolle er «Vorurteile aus der Welt schaffen». Für die Reitschule sind diese «blumigen Worte» nichts weiter als «eine gezielte PR-Aktion», wie sie mitteilte. Die Polizei müsse nun Taten folgen lassen.
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