Hausbesetzung in der MattePolizeiliche Räumung: EWB nimmt Stellung
Am Donnerstag räumte die Polizei ein besetztes Gebäude in der Matte. Den Auftrag dazu gab der Stromversorger Energie Wasser Bern als Hausbesitzer.
Im Berner Mattequartier war am Donnerstagvormittag ein Polizeieinsatz im Gang. Das besetzte Gebäude an der Wasserwerkgasse 17 wurde mit einem Grossaufgebot geräumt. Vor dem Haus standen mehrere Kastenwagen, im Einsatz standen auch eine Drohne und ein Polizeiboot auf der Aare.
Bewaffnete Einsatzkräfte drangen gegen 10.45 Uhr in das Gebäude ein und führten vier Männer ab, die sich im Innern befanden. Laut Polizeiangaben müssen sie alle mit einer Anzeige rechnen.
Die Räumung verlief friedlich. Das eindrückliche Dispositiv sei jedoch nötig gewesen, weil im Vorfeld kein Dialog mit dem Besetzerkollektiv stattgefunden habe und die Polizei nicht gewusst habe, wie viele Personen sich im Gebäude befanden, erklärte Polizeisprecher Patrick Jean auf Anfrage.
Seit eineinhalb Jahren leer
Das Haus, welches Energie Wasser Bern gehört, steht seit eineinhalb Jahren leer. Davor war die Werbeagentur Contexta eingemietet. Seit Montag war das Gebäude nun für kurze Zeit besetzt. Die Eigentümerin hatte dem Besetzerkollektiv bis am Donnerstagmorgen eine Frist gesetzt, das Gebäude zu verlassen. Diese liess es allerdings ungenutzt verstreichen.
In einer Mitteilung bekannte sich am Donnerstagmorgen ein Kollektiv namens Zapzarap zu der Besetzung. Gerade in den aktuellen Krisenzeiten sei es in Bern «ein Ding der Unmöglichkeit, mit geringem Einkommen zu den dringend benötigten Räumen in der Stadt zu kommen». Daher sei ein Leerstand wie an der Wasserwerkgasse nicht tragbar. Neben Wohn- und Arbeitsräumen plante das Kollektiv «Integrationsprojekte sowie niederschwellige Begegnungsmöglichkeiten in Form von unkommerziellen Angeboten». Das Besetzerkollektiv wirft EWB vor, ihre Anliegen seien nicht wirklich angehört worden.
EWB prüft Zwischennutzungen
Am Nachmittag nahm EWB gegenüber dieser Zeitung Stellung zu den Vorwürfen. Man habe Verständnis für die Anliegen des Kollektivs und die schwierige Situation bezüglich preiswertem Wohnraum in der Stadt Bern, sagt EWB-Mediensprecherin Sabine Krähenbühl. Die Ideen des Kollektivs seien sehr wohl angehört und geprüft worden. «Da das Gebäude zum denkmalgeschützten Inventar und historischen Erbe der Stadt Bern gehört, eignet es sich nicht für eine Zwischennutzung, wie sie vom Kollektiv gefordert wird», hält Krähenbühl fest. Für das Besetzerkollektiv sind dies «fadenscheinige Gründe».
Tatsächlich verschliesst sich EWB nicht generell einer befristeten Zwischennutzung. Man sei in Verhandlung mit verschiedenen Partnern, heisst es beim städtischen Energieversorger. Aktuell würden etwa Abklärungen mit der Stadt laufen, ob das Gebäude vorübergehend für die öffentlichen Schulen zur Verfügung gestellt werden könne.
flo/sih/mib
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