Plöffen will gelernt sein
In der heutigen Weltcüpli-Kolumne schreibt Redaktor Michael Gurtner über den klassischen Plöfferposerpistenproll.

Gibt es die eigentlich noch? Jene Plöffer, Poser, Pistenprolls, wie sie damals in den 80er-Jahren auf Skipisten rumstolzierten – ausgestattet vorzugsweise mit karierten Hemden (die Ärmel von minus 5 Grad an aufwärts selbstverständlich hochgekrempelt), Jeans, Schnauz und flotten Sprüchen in Richtung jener Spezies, deren Aufmerksamkeit ihrem Lebensinhalt gleichkam: weiblicher Skifahrerinnen, von den Pistengockeln natürlich «Schneehäschen» gerufen.
Diese wiederum sollten ob der ganzen offensiv zur Schau gestellten männlichen Pracht schier in Ohnmacht fallen, so zumindest die Wunschvorstellung jener zotenbewehrten Zeitgenossen. Nur nebenbei bemerkt: Helm trugen diese natürlich nicht. Weil schlecht für die Frisur. Und überhaupt: Behelmt waren damals bloss die Abfahrtscracks im Skiweltcup – selbst Riesenslalomstars kurvten locker mit Zöttelikappe um die Tore.
Natürlich wird auch heutzutage auf den Skipisten gehörig repräsentiert und gegockelt. Der klassische Plöfferposerpistenproll im oben beschriebenen Sinn ist mir aber schon eine ganze Weile nicht mehr in freier Wildbahn begegnet. Von den meisten vermeintlichen «Schneehäschen» würde er heutzutage wohl auch ziemlich rasch ziemlich zünftig in den Senkel gestellt. Gut so. Sollte die Spezies also tatsächlich dem Klimawandel (jenem in der Bevölkerung) zum Opfer gefallen sein, dürfte ihr kaum jemand ernsthaft nachtrauern – ein Artenschutzprogramm müsste der WWF jedenfalls kaum starten.
Nun muss man(n) allerdings zugeben, dass auch unsereins nicht vor der einen oder anderen plöffigen Pose gefeit ist. Ich erinnere mich beispielsweise daran, wie ich als Teenager mit meinem Cousin auf dem Skilift war und oben am Berg besonders cool, elegant und vor allem im allerletzten Moment abbügeln wollte. Dummerweise verhedderte sich der Bügel in meiner Skijacke.
Und ich musste bald feststellen: Es posiert sich dann doch mehr schlecht als recht, wenn man auf der Bügel-Auffangholzrampe hängt, der Skilift angehalten werden muss – und sämtliche «Schneehäschen» in der näheren Umgebung ein schadenfrohes Grinsen im Gesicht tragen. Die Moral von der Geschichte: Auch Plöffen will gelernt sein.
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