«Platz 2 war heute das Maximum»
Der Russe Alexander Legkow entscheidet die Tour de Ski für sich und gewinnt damit seinen ersten grossen Titel. Dario Cologna beendet die Tour als guter Zweiter.
Zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren trug Dario Cologna auf dem Weg zur Alpe Cermis das rote Leadertrikot. Da sein Vorsprung für einmal jedoch nicht eine Minute und mehr betragen hatte, sondern lediglich 6,5 Sekunden, war die Ausgangslage offener denn je. Schliesslich kam es keiner Überraschung gleich, dass der als Zweiter gestartete Russe Alexander Legkow am Berg der Stärkste war und seine Begleiter Cologna, Maxim Wylegschanin (Russ) und Petter Northug (No) rund 2000 Meter vor dem Ziel entscheidend abhängte. Wie erwartet hatten diese vier Läufer, die vor der gestrigen Etappe lediglich durch 16 Sekunden voneinander getrennt waren, den Fuss des happigen Aufstiegs zur Alpe Cermis gemeinsam in Angriff genommen.
Cologna meinte in seiner Analyse nach dem Rennen, dass nicht eine einzelne Attacke Legkows für die Entscheidung sorgte, sondern vielmehr eine fortwährende Tempoverschärfung des 29-jährigen Russen. Dieser demonstrierte einmal mehr seine derzeitige Topform. Ein Überraschungssieger ist Legkow keinesfalls, so hatte ihn beispielsweise auch Cologna vor dem Start zur Tour de Ski auf der Rechnung.
Der ehemalige Schweizer Spitzenlangläufer Reto Burgermeister, der Legkow seit Mai 2011 betreut, verwies nach dem grossen Triumph seines Schützlings auf die Tatsache, dass dieser über hervorragende Grundvoraussetzungen für die letzte Etappe der Tour de Ski verfüge. Bereits im vergangenen Jahr hatte Legkow auf den letzten neun Kilometern des prestigeträchtigen Etappenrennens die beste Laufzeit erzielt. Damals war er nach einem regelrechten Einbruch bereits am Vortag aus dem Rennen um den Gesamtsieg gefallen.
Cologna im Fahrplan
Trotz des verpassten dritten Siegs in Folge war Cologna, der am Ende 19 Sekunden hinter Legkow ins Ziel kam, mit seiner Leistung zufrieden. Der Schweizer hinterliess im Zielraum einen gelösten Eindruck und zeigte sich mit Blick auf sein Hauptziel, die Weltmeisterschaften in anderthalb Monaten, sehr zuversichtlich. Obschon ihm heuer kein Etappensieg an der Tour de Ski gelungen ist, zeigte Cologna einmal mehr auf, warum er derzeit als bester Allrounder gilt. Der 26-jährige Bündner belegte während der Tour de Ski von Beginn weg einen Spitzenplatz. Er war nie schlechter als Vierter, sein Rückstand auf den Leader betrug nie mehr als 22 Sekunden.
«Natürlich hoffte ich auf den Sieg, aber ich wusste auch, dass Legkow sehr stark ist. Platz 2 war heute das Maximum. Nach der Tempoverschärfung habe ich gemerkt, dass es für mich zu schnell ist», sagte Cologna, der auch an dieser Tour de Ski eine Bestmarke aufstellen konnte. Als erstem Langläufer gelang es ihm, zum fünften Mal einen Podestplatz zu belegen. «Ich bin ein gutes Rennen gelaufen. Mit meinem Resultat kann ich sehr zufrieden sein. Meine Form ist gut, der Fahrplan stimmt», sagte der dreifache Tour-de-Ski-Sieger. Im Vergleich zu anderen Jahren sei es schwierig gewesen, sich von den Konkurrenten abzusetzen.
Den Kopf nicht verloren
Die Schweizer Cheftrainerin Guri Hetland fand nach Abschluss der Tour de Ski lobende Worte für ihren Teamleader. «Nachdem Legkow weggezogen ist, hat Dario den Kopf nicht verloren und sich dann sehr stark gegen Wylegschanin durchgesetzt.» Wenn alles aufgehe, werde Cologna seine Topform mit Beginn der Weltmeisterschaften Ende Februar besitzen, erklärte die 38-jährige Norwegerin, deren Landsleute weiterhin auf den ersten Gesamtsieg an der Tour de Ski warten müssen.
Für den norwegischen Hoffnungsträger Petter Northug erwies sich der Schlussanstieg zur Alpe Cermis erneut als zu anspruchsvoll, um für den Tour-Sieg ernsthaft in Frage zu kommen. An seinem 27. Geburtstag verpasste Northug am Ende als Vierter hinter Wylegschanin erstmals seit 2008 gar das Podest.
Auch Perl und Fischer in den Punkten
Neben Cologna klassierten sich mit Curdin Perl (17.) und Remo Fischer (29.) zwei weitere Schweizer in den Punkterängen. «Im Grossen und Ganzen kann ich zufrieden sein mit meiner Tour», resümierte Perl. Obschon er sein Ziel, ein Top-10-Platz, um 48 Sekunden verpasste, sprach der Engadiner von einem grossen Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr, als für ihn lediglich der 35. Schlussrang resultiert hatte.
Kowalczyk mit viertem Gesamtsieg in Folge
Justyna Kowalczyk konnte die Schlussetappe im Val di Fiemme nach einem überlegenen Auftritt im zweitletzten Teilstück tags zuvor mit dem komfortablen Vorsprung von 2:08 Minuten angehen. Doch im berüchtigten Aufstieg zur Alpe Cermis, bei dem 495 Höhenmeter zu überwinden sind, bekundete die Polin nicht unerwartet einige Mühe. Die Norwegerin Therese Johaug, die über die weitaus besseren Kletterfähigkeiten verfügt, kam Kowalczyk kontinuierlich näher. Die zierliche Nordländerin verkleinerte ihren Rückstand im Ziel auf beachtliche 28 Sekunden. Mehr als zwei Minuten später folgte mit Kristin Störmer Steira eine weitere Norwegerin auf Platz 3.
Mit Kowalczyk siegte nach Marit Björgens gesundheitsbedingtem Forfait die Topfavoritin. Besonders in der klassischen Technik dominierte sie die Konkurrenz nach Belieben. Im Hinblick auf die in anderthalb Monaten ebenfalls im Val di Fiemme stattfindenden Weltmeisterschaften zeigte sich die bald 30-jährige Polin nach ihrem vierten Tour-de-Ski-Triumph optimistisch: «Normalerweise bin ich nach der Tour schneller. Ich hoffe, dass dies heuer auch so sein wird. Vor allem in den Klassik-Rennen fühle ich mich derzeit richtig wohl.» In der Weltcup-Gesamtwertung baute Kowalczyk ihre Führung massiv aus. Sie liegt nun bereits 370 Zähler vor Johaug.
Resultate
Tour de Ski 2012/2013. Val di Fiemme (It). Schlussklassement. 1. Alexander Legkow (Russ) 3:29:28,6. 2. Dario Cologna (Sz) 18,7 Sekunden zurück. 3. Maxim Wylegschanin (Russ) 40,7. 4. Petter Northug (No) 1:07,7. 5. Marcus Hellner (Sd) 1:12,4. 6. Lukas Bauer (Tsch) 1:41,7. 7. Ivan Babikow (Ka) 2:04,4. 8. Giorgo Di Centa (It) 2:15,5. 9. Johan Olsson (Sd) 2:20,7. 10. Ilja Tschernussow (Russ) 2:47,5. Ferner die weiteren Schweizer: 17. Curdin Perl 3:35,7. 29. Remo Fischer 7:02,8. 50. Toni Livers 12:28,8. 58 Jonas Baumann 16:13,6. - 65 klassiert.
7. Etappe. 9 km (freie Technik/495 m HD/Verfolgungsstart). Effektive Laufzeit: 1. Hellner 29:59,6. 2. Babikov 13,3. 4. Roland Clara (It) 14,6. 5. Johannes Dürr (Ö) 20,3. 5. Thomas Moriggl (It) 31,5. 6. Di Centa 41,4. 7. Olsson 42,8. 8. Bauer 43,2. 9. Robin Duvillard (Fr) 53,8. 10. Legkow 57,3. Ferner: 12. Fischer 1:02,3. 16. Perl 1:13,0. 18. Cologna 1:22,5. 19. Wylegschanin 1:28,2. 48. Livers 2:48,9. 63. Baumann 5:27,7.
Tour de Ski 2012/2013. Val di Fiemme (It). Frauen. Schlussklassement: 1. Justyna Kowalczyk (Pol) 2:25:21,6. 2. Therese Johaug (No) 27,9 Sekunden zurück. 3. Kristin Störmer Steira (No) 2:39,5. 4. Krista Lahteenmäki (Fi) 3:04,7. 5. Astrid Jacobsen (No) 3:13,5. 6. Heidi Weng (No) 3:29,1. 7. Charlotte Kalla (Sd) 3:51,3. 8. Riitta-Liisa Roponen (Fi) 4:19,6. 9. Anne Kyllönen (Fi) 4:23,0. 10. Katrin Zeller (De) 4:58,4. - 51 klassiert.
7. Etappe. Verfolgung 9 km (freie Technik, 495 m HD). Effektive Laufzeiten: 1. Johaug 34:12,4. 2. Elizabeth Stephen (USA) 39,5. 3. Weng 1:10,8. 4. Roponen 1:33,3. 5. Lahteenmäki 1:33,5. 6. Jacobsen 1:35,0. 7. Kowalczyk 1:40,1. Ferner: 12. Steira 2:01,7. - Nicht gestartet u.a.: Aino-Kaisa Saarinen (Fi).
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