Petraeus ist weg – viele Fragen bleiben offen
Am Freitag trat David Petraeus als CIA-Chef zurück. Seither wurde einiges über die Hintergründe publik. Viele Punkte der Affäre sind allerdings noch ungeklärt.

Als Oberbefehlshaber in Afghanistan und im Irak verdiente sich David Petraeus viel Anerkennung. Der Viersternegeneral brachte die verfahrenen US-Einsätze auf beiden Schlachtfeldern mit einer neuen Strategie auf Vordermann. Er galt als einer der fähigsten Strategen der US-Streitkräfte.
Im September vergangenen Jahres legte er seine Uniform ab, um an die Spitze des Geheimdienstes CIA zu rücken. Umso mehr irritiert nun, dass Petraeus ausgerechnet wegen einer privaten Angelegenheit, einer ausserehelichen Liebschaft, wahrscheinlich mit der Journalistin Paula Broadwell, gescheitert sein soll. Noch sind einige Punkte ungeklärt.
Berichte deuten Eifersuchtsdrama an
Zunächst stellt sich die Frage, wie die Sache überhaupt ans Licht kam. Nach US-Medienberichten vom Samstag flog die Affäre durch die Analyse eines Computers von Petraeus auf, nachdem seine mutmassliche Geliebte belästigende E-Mails an eine zweite Frau verschickt haben soll. Laut «New York Times» und «Washington Post»soll Broadwell eine bislang unbekannte zweite Frau in E-Mails «belästigt» haben, weil sie diese als Bedrohung für ihre Beziehung zu Petraeus empfunden habe.
Die Empfängerin sei derart eingeschüchtert gewesen, dass sie bei der Bundespolizei FBI um Schutz sowie um Identifizierung der Absenderin gebeten habe. Laut «Washington Post» arbeitete die Frau nicht bei der CIA, zudem sei ihre Beziehung zu Petraeus unklar.
Zugang zu sicherheitsrelevanten Informationen?
Unklar ist auch, ob Petraeus' Rücktritt ausschliesslich aus persönlichen Gründen erfolgte oder ob Sicherheitsbedenken eine Rolle spielten. US-Medien zufolge ermittelt das FBI gegen Broadwell wegen unerlaubten Zugangs zu sicherheitsrelevanten Informationen. Die Autorin soll demnach versucht haben, E-Mails von Petraeus während dessen Zeit als Oberkommandierender der Nato-Truppen in Afghanistan zu lesen. Sie hatte in der Biografie «All In» viele Details über Petraeus veröffentlicht.
In Washington wurde zunächst auch über andere Gründe für Petraeus' Abgang spekuliert. So war der Auslandgeheimdienst wegen des tödlichen Anschlags auf den amerikanischen Botschafter in der libyschen Stadt Benghazi zuletzt massiv in die Kritik geraten. Regierungsvertreter wiesen einen solchen Zusammenhang allerdings zurück. «Die Leute denken, weil der CIA-Chef mit drin hängt, muss etwas Grösseres dahinterstecken», sagte ein Insider der «New York Times». In diesem Fall handle es sich allerdings nur um eine zwischenmenschliche Angelegenheit.
Bis das Ganze durchsickerte, dauerte es sehr lange. Gemäss US-Medien sie der oberste Geheimdienstchef James Clapper am Dienstag informiert worden, dem Abend der Präsidentschaftswahl. Präsident Barack Obama habe erst am Donnerstag davon erfahren. Am Freitag nahm er Petraeus' Rücktritt an, nachdem er sich laut «New York Times» zunächst geweigert haben soll, die Entlassung zu akzeptieren. Eine Mutmassung ist, dass die Affäre hinausgezögert wurde, um Obamas Wahlkampf nicht zu schaden.
Nachfolger tritt in grosse Fussstapfen
Der Präsident selbst zeigte sich «überrascht und enttäuscht» über den Rücktritt des Viersternegenerals, den er als einen der «herausragenden Generäle» seiner Generation würdigte, der das Land «sicherer und stärker» gemacht habe. Für Obama ist der Rücktritt Petraeus' auch deshalb ein schwerer Schlag, weil er zu Beginn seiner zweiten Amtszeit mehrere weitere Rückzüge politischer Schwergewichte in seiner Regierung zu bewältigen hat. Dazu zählen Aussenministerin Hillary Clinton, Verteidigungsminister Leon Panetta und Finanzminister Tim Geithner. Was zur letzten und wichtigsten Frage führt, wer die Nachfolge Petraeus' antreten soll.
Übergangsweise wird die CIA zunächst von seinem Stellvertreter Michael Morell geführt. Als möglicher Nachfolger wird Obamas Antiterrorberater John Brennan gehandelt. Laut CNN kommen zudem die frühere demokratische Kongressabgeordnete Jane Harman, Staatssekretär Michael Vickers und der ehemalige Chef des National Counterterrorism Center, Mike Leiter, infrage.
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