Papst will erneuern – und hält an Dogmen fest
Seit seinem Amtsantritt setzt Papst Franziskus neue Akzente. Jetzt hat er seine Vision in einem Lehrschreiben verkündet. Abtreibung und weibliche Priester kommen darin aber nicht vor.

Papst Franziskus treibt seine radikale Neuausrichtung der katholischen Kirche voran. In einem heute veröffentlichten Lehrschreiben beschreibt der Pontifex seine Vision einer barmherzigen, weniger hierarchischen Glaubensgemeinschaft, die sich vor allem um Arme und Ausgegrenzte kümmert. Die kategorische Absage an Abtreibung und die Priesterweihe für Frauen erneuerte Franziskus aber.
Mit dem Papier «Evangelii Gaudium» zurrt Franziskus die Linie fest, die er in den vergangenen Monaten bereits in Interviews, Reden und Predigten skizziert hatte. Es ist bereits das zweite wichtige theologische Dokument seiner Amtszeit nach der Enzyklika «Licht des Glaubens» vom Juli. Diese war allerdings noch weitgehend von seinem Vorgänger Benedikt XVI. verfasst worden.
«Besessen» von moralischer Doktrin
Nun erläutert Franziskus seine umstrittenen Bemerkungen, dass die Kirche «besessen» davon sei, ihre moralische Doktrin zu vermitteln. In der Hierarchie der Wahrheiten der Kirche stehe die Barmherzigkeit an erster Stelle, heisst es in dem Papier. Was wirklich zähle, sei, die Gläubigen einzuladen. Wenn historisch gewachsene Regeln der Kirche nicht mehr zur Vermittlung des Glaubens taugten, könnten sie abgeschafft werden, erklärt der Papst weiter. Sie dürften den Gläubigen nicht das Leben schwer machen.
Ihm sei eine Kirche lieber, die sich im echten Leben draussen auf der Strasse blaue Flecken hole, als eine, die sich abkapsele und sich selbst schütze und darüber krank werde, schrieb der Papst. «Ich will keine Kirche, die sich darum sorgt, ob sie im Zentrum steht, und die sich dann in einem Netz von Obsessionen und festgelegten Verfahrensweisen verfängt.»
«Gebt ihnen zu essen»
Statt sich vor Abweichungen zu ängstigen, solle sich die Kirche eher davor fürchten, in ihren Strukturen gefangen zu bleiben. Die darin liegende Sicherheit sei Illusion, wenn «vor unserer Tür Menschen verhungern und Jesus nicht müde wird uns zu sagen: ‹Gebt ihnen zu essen.›».
Das grösste Augenmerk müsse die Kirche auf die Armen und die Menschen am Rande der Gesellschaft legen. Sie seien die Opfer einer ungerechten globalen Wirtschaftsordnung und bräuchten die zärtliche, mildtätige Liebe der Kirche.
Franziskus hält gleichzeitig eindeutig daran fest, dass Abtreibungen für die Katholische Kirche nicht infrage kommen. Sie seien mit der Würde des Menschen nicht vereinbar. Auch die Ordination von Frauen lehnt er weiter ab. Allerdings betont er auch, die Gläubigen sollten die Priester nicht für wichtiger halten als die Gemeindemitglieder, die die Kirche ausmachen.
SDA/ami
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