Polizisten und Demonstranten fallen über Journalistinnen her
Die US-Ägypterin Mona Eltahawy und die Französin Caroline Sinz sind bei Reportagen in Kairo Opfer von Gewalt und sexuellen Übergriffen geworden. Eltahawy soll sogar von Polizisten missbraucht worden sein.

Der Fall der US-Journalistin Lara Logan hatte bereits im letzten Februar einen Schatten auf die Revolutionäre auf dem Tahrir-Platz geworfen. Nun werden gleich zwei weitere Übergriffe auf Reporterinnen bekannt.
Die US-Journalistin Mona Eltahawy hat der ägyptischen Polizei am Donnerstag Folter und sexuelle Belästigung nach einer Festnahme am Tahrir-Platz in Kairo vorgeworfen. Nach ihrer Ankunft im Land am Mittwochabend sei sie direkt zum Schauplatz der Proteste gefahren, sagte die in Ägypten geborene 44-Jährige.
Vor dem Innenministerium sei sie dann in der Nacht zum Donnerstag von Polizisten aufgegriffen und für etwa zwölf Stunden eingesperrt worden. «Sie haben mich mit Stöcken an den Armen und am Kopf geschlagen. Sie haben mich sexuell angegriffen, an die Brüste gefasst und ihre Hände zwischen meine Beine gelegt.» Fünf oder sechs Polizisten hätten ihre Brüste und ihre Genitalien berührt. «Und ich konnte die Hände nicht mehr zählen, die versucht haben, in meine Hose zu greifen», schrieb sie laut der Nachrichtenagentur AFP auf Twitter. Bei den Misshandlungen seien ihr der linke Arm und die rechte Hand gebrochen worden, berichtete Eltahawy weiter.
Missbrauch einer Französin auf dem Tahrir-Platz
Wenige Stunden nach dem Übergriff auf Mona Eltahawy wurde offenbar auch Caroline Sinz, die für «France 3» vom Tahrir-Platz berichten wollte, massiv attackiert. Gemäss ihrer Schilderung wurden sie und ihr Kameramann Salah Agrabi zunächst in der Mohamed-Mahmoud-Strasse, die vom Tahrir-Platz zum Justizministerium führt von Jugendlichen angegriffen.
Danach seien sie von einer Gruppe von Männern auf den Tahrir-Platz geführt und getrennt worden. Die Männer hätten sie geschlagen und ihr die Kleider vom Leib gerissen. Sie sei Opfer von Berührungen geworden, die «der Definition von Vergewaltigung» entsprechen. «Ich wurde gelyncht», sagte Sinz nach dem traumatischen Erlebnis, das rund 45 Minuten gedauert habe.
Schliesslich sei sie von Ägyptern gerettet worden. Sie konnte in ihr Hotel zurückkehren, wo sie von Mitarbeitern der französischen Botschaft betreut und von einem Arzt aufgesucht wurde. Eine Sprecherin von France 3 sagte gegenüber TF1, Caroline Sinz und Salah Agrabi seien von rund 30 Männern angegriffen worden. Beide seien nun in Sicherheit und wohlauf.
Organisation: Keine Journalistinnen mehr
Die Vereinigung Reporter ohne Grenzen verurteilte die Arbeitsbedingungen der Journalisten, die über die Unruhen in Ägypten berichten. Seit dem Beginn der ägyptischen Revolution am 25. Januar hat die Organisation zahlreiche Zwischenfälle registriert. Seit dem 19. November habe man bei den neuen Unruhen bereits rund ein Dutzend Übergriffe gezählt, vor allem durch die ägyptischen Sicherheitskräfte.
«Die Journalisten sind nun die ungewollten Zeugen des verzweifelten Versuchs der Armee, an der Macht zu bleiben», schreibt Reporter ohne Grenzen. Die Organisation befürchtet deshalb, dass die Übergriffe auf Journalisten zunehmen könnten. Mit Blick auf die jüngsten sexuellen Attacken auf Journalistinnen empfiehlt die Organisation den Redaktionen, keine Frauen mehr zur Berichterstattung nach Ägypten zu senden.
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