Vier Tote nach Lawine in den Abruzzen
Eine Lawine hat in Italiens Erdbebenregion ein vierstöckiges Hotel bis zum Dach verschüttet. Bisher sind vier Menschen tot geborgen worden.
Eine durch ein Erdbeben ausgelöste Lawine hat im mittelitalienischen Farindola ein Hotel zerstört. Nach Angaben von Überlebenden hatten sich mehr als 30 Menschen in dem Gebäude in der Region Abruzzen befunden. Bisher berichten die Behörden von vier Toten. Die Aussichten, weitere Überlebende zu finden, werden als gering eingeschätzt.
Unter den Verschütteten soll sich laut «10vor10» anscheinend eine 22-jährige Frau aus dem Kanton Zürich befinden. Die gebürtige Italienerin war mit ihrer Familie zurück nach Italien gezogen und habe ihre Ferien im Hotel verbracht. Die Eltern seien nun auf der Suche nach ihrer vermissten Tochter.
Italienische Rettungsteams kämpfen gegen die Zeit, um die verschütteten Menschen zu bergen. Die Lawine war am Mittwochnachmittag nach einer Serie von Erdbeben mit einer Stärke von über 5 in der Gegend ausgelöst worden.
«Es sind viele Tote», erklärten die Rettungskräfte. Vier Leichen wurden am Donnerstagnachmittag geborgen. Im Inneren des Hotels «Rigopiano» im mittelitalienischen Abruzzen-Ort Farindola hatten sich 22 Gäste, darunter mindestens zwei kleine Kinder, sowie fünf Mitglieder des Personals aufgehalten.
Die Hotelgäste sollen sich zum Unglückszeitpunkt am Mittwochnachmittag im Erdgeschoss des Gebäudes versammelt haben, um nach den Beben in der Region auf die Evakuierung zu warten. Diese verzögerte sich jedoch, weil die Zufahrtsstrassen durch meterhohen Schnee blockiert waren. Und dann kam die verheerende Lawine.
Zunächst nur auf Skier erreichbar: Retter beim eingeschlossenen Hotel. (Video: Tamedia)
Keine Antwort
Nach Angaben der Feuerwehr gab es am Donnerstag kein Zeichen von Überlebenden aus dem Berghotel. «Das Hotel existiert nicht mehr. Die Lage ist dramatisch. Wir rufen, doch wir bekommen keine Antwort. Auch die Hunde haben keine Signale gegeben, dass jemand noch am Leben sein könnte», berichtete einer der Retter.
Die insgesamt 35 Retter mit Spürhunden hatten das Hotel in der Nacht auf Donnerstag nach einem stundenlangen Weg auf Skiern erreicht. Ihre Arbeit wurde durch einen Schneesturm erschwert. Die Gegend wird schon seit Tagen von heftigen Schneefällen, die schlimmsten seit Jahrzehnten, heimgesucht.
Die Lawinenkegel ist riesig. Nur ein Bruchteil des Vier-Sterne-Hotels auf einer Höhe von 1200 Metern steht noch. Das Hotel sei von Tonnen von Schnee, Bäumen und Geröll weggerissen worden. Matratzen aus dem Hotel seien hunderte Meter vom Gebäude entfernt gefunden worden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
«Hilfe, wir erfrieren!»
Zwei Personen, die sich während des Unglücks im Freien aufgehalten haben sollen, wurden laut Medien gerettet. Sie hatten am Mittwochnachmittag per SMS um Hilfe gebeten. «Hilfe, wir erfrieren!», hatte ein Überlebender geschrieben. Einer der beiden ist ein 38-jähriger Mann, der zum Unglückszeitpunkt zu seinem Auto gegangen war. Das rettete ihm das Leben. Seine Frau und sein Kind waren jedoch in dem Hotel.
Der Mann hatte nach dem Unglück per SMS berichtet, mehrere Wände seien eingestürzt. Einige Personen seien noch eingeschlossen. «Ich bin mit einem Instandhaltungsmechaniker draussen, aber Du kannst vom Hotel nichts sehen. Vor mir ist nur eine Wand aus Schnee», schrieb er einem Bericht der Zeitung «Corriere della Sera» zufolge.
«Wir rufen, doch wir bekommen keine Antwort»
Der 38-Jährige wurde per Helikopter ins Spital der Adria-Stadt Pescara gebracht. Er war zwar schwer mitgenommen, jedoch nicht in Lebensgefahr, berichteten italienische Medien. In der Ortschaft Penne am Fusse des Gran Sasso-Massivs wurden unterdessen die Angehörigen der verschütteten Hotelgäste erwartet.
Das Vier-Sterne-Hotel sei komplett verschüttet. «Wir rufen, doch wir bekommen keine Antwort», berichtete ein Mitglied eines der Rettungsteams, die in der Nacht auf Donnerstag nach einem stundenlangen Weg auf Skiern das Hotel erreicht hatten. Einem Video vom Innern des Gebäudes zufolge, das Rettungskräfte gemacht hatten, gab es kein Lebenszeichen von anderen Überlebenden. Die Nachrichtenagentur Ansa zitierte eine Rettungskraft mit der Aussage, es gebe Tote
Kritik an Behörden
Ihre Arbeit wurde durch einen Schneesturm und anhaltende Lawinengefahr erschwert. Die Gegend wird schon seit Tagen von heftigen Schneefällen heimgesucht. Rettungswagen steckten wegen des hohen Schnees neun Kilometer vom Hotel entfernt fest. Bis Donnerstagmittag waren noch keine Rettungsfahrzeuge beim Gebäude eingetroffen.
Die Reaktion der Behörden auf die Krisenlage hat Kritik hervorgerufen. Es gab Berichte, wonach Hotelgäste Rettungskräften und Freunden am Mittwoch Nachrichten geschickt und um Hilfe gebeten haben sollen. Mindestens ein Versuch, die Behörden zu alarmieren, blieb mehrere Stunden lang vergeblich. Zunächst war unklar, ob eines der Erdbeben die Lawine ausgelöst hatte.
«Wir wurden per Whatsapp informiert»: Der Koordinator der Rettungskräfte vor Ort, Emanuele Cherubini, gibt erste Auskünfte. (Video: Twitter/La Repubblica)
Erdbebenserie und Schneechaos
Der Gran-Sasso-Berg (Grosser Fels) ist ein Gebirgsmassiv in den Abruzzen. Der höchste Gipfel ist der Corno Grande mit 2912 Metern. An seiner Nordseite befindet sich der südlichste Gletscher Europas, der Calderone-Gletscher. Der Gran Sasso ist für Wintersportler eine beliebte Destination.
Erdbeben und heftige Schneefälle haben Mittelitalien am Mittwoch ins Chaos gestürzt. Vier Erdstösse mit Magnituden zwischen 5,3 und 5,7 in kurzer Folge in Tiefen von sieben bis 40 Kilometern haben am Vormittag die Region erschüttertet. In dem Gebiet hatten sich bereits im August und im Oktober schwere Beben ereignet, bei denen rund 300 Menschen starben. Wegen der neuen Erdstösse kam ein Mann ums Leben. Ein weiterer Mann wurde wegen einer Lawine in Campotosto vermisst, die ebenfalls von der Erdbebenserie ausgelöst wurde.
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