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38,7 Grad in Cambridge – Rekord auch in England geknackt
Die jüngste Hitzewelle ist von teils schweren Unwettern abgelöst worden. In Italien gab es mehrere Tote. Die News zum Wetter im Ticker.
Weshalb nördlichere Gebiete deutlich höhere Rekorde messen. Und wie die Messmethode mitspielt.
Ihm blieb nur noch das Bad im kühlen Wasser: Eisbär im Zoo von Gelsenkirchen (D). Foto: Martin Meissner/Keystone
Es herrschte eine Mordshitze im Nordwesten Kontinentaleuropas. In Paris wurden am Donnerstag erstmals über 41 Grad gemessen, und das war noch nicht einmal der Höhepunkt. Die Temperaturen kletterten weiter bis auf 42,6 Grad – Rekord. Das gleiche Bild in Deutschland, im äussersten Westen. Noch am Mittwoch wurde mit 40,5 Grad ein neuer Rekord bei unseren nördlichen Nachbarn festgestellt – und am Donnerstag wurde dieser regelrecht weggeschmolzen: 42,6 Grad auch in Deutschland, in Lingen.
Weitere Rekorde gab es in Holland und Belgien, in den beiden Benelux-Ländern wurde die 40-Grad-Marke geknackt, in Holland zum ersten Mal. Auch Luxemburg verzeichnete einen Temperaturrekord.
Und in der Schweiz? Hitzewelle, ja, aber keine Rekorde. 37,4 Grad in Basel, das ist zwar schweisstreibend, aber doch noch einiges unter dem dortigen Höchstwert von 38,6 aus dem legendären August 2003 – und eben auch rund fünf Grad kühler als Paris oder Lingen.
Die Hitze lädt zum Baden ein, in Basel auch im grossen Brunnen in der St.-Alban-Vorstadt. Foto: Nicole Pont
Woran liegt es? Meteo-Schweiz-Meteorologe Ludwig Zgraggen erklärt die drei Faktoren, welche die Schweiz am Donnerstag vor der 40-Grad-Marke verschonten:
Luftstrom, Höhe, Messmethode – so erklärt sich der Unterschied von den gestrigen Höchstwerten in Europa von 42,6 Grad zum Maximalwert von 37,4 Grad in Basel. Immerhin: In der ewigen Rekordliste sind diese 37,4 Grad seit 1897 der vierthöchste Wert für Basel. Mit einer anderen Messmethode hätte man in Basel vielleicht sogar den Rekord von 38,6 Grad registrieren können.
Wurden im Umkehrschluss bei den europäischen Rekorden zu hohe Temperaturen gemessen? Einige Stimmen sagen ja. Die 42,6 Grad in Deutschland sind keine 24 Stunden nach der Verkündung schon hoch umstritten. Der Messort befindet sich offenbar in einer Senke, wo kaum Luft hinkommt – die Hitze staut sich.
Der Messstandort in Lingen, in einer leichten Senke gelegen. Bild: Twitter
Zudem würden noch andere Faktoren dazu beitragen, dass es an jenem Messstandort besonders heiss werde, schreibt der Schweizer Meteorologe Jörg Kachelmann auf Twitter.
Lingen ist halt ein sehr spezielles Messfeld, um es vorsichtig zu haben - ein kleine grabartige Senke mit minimalem Luftumsatz, unmittelbar daneben geparkte Autos - deshalb will der DWD auch weg von dort, weil nur so die 42,6 möglich wurdenhttps://t.co/4UBUKiYipi
— Jörg | kachelmannwetter.com (@Kachelmann) July 26, 2019
Die Messmethode sorgt übrigens auch für Diskussionen um den Schweizer Temperaturrekord. Mit 41,5 Grad wurde dieser am 11. August 2003 in Grono, Graubünden, gemessen. Theoretisch. Denn die Messstation befand sich damals am Hang etwas oberhalb der Ortschaft, schreibt Meteo Schweiz. Der Messstandort lag zudem in einer Waldlichtung an einem felsigen Südhang. Unter den heutigen Messbedingungen auf dem Talboden hätte der 11. August 2003 in Grono ein Tagesmaximum von 40,5 Grad gebracht, wie Meteo Schweiz zum Rekord ausführt.
anf
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