Operierter Saleh kündigt seine baldige Rückkehr an
Jemens Präsident wurde in Saudiarabien operiert, nachdem er bei einem Angriff auf den Palast verletzt worden war. Die Opposition feiert seinen Abgang. Doch Saleh will zurück an die Macht. Experten sind skeptisch.
Ali Abdullah Saleh wurde in Riad erfolgreich operiert. Eine gewaltsame Machtübernahme wird im Jemen immer wahrscheinlicher. Es ist zurzeit unklar, wer die Macht übernommen hat.
Gemäss der Verfassung führt der Vizepräsident die Amtsgeschäfte während der Abwesenheit des Präsidenten. Vizepräsident Abed-Rabbo Mansur Hadi traf sich gestern den auch mit dem US-Botschafter. Die USA messen dem Jemen grosse Bedeutung bei, weil das arabische Land ein Rückzugs- und Rekrutierungsland für Al-Qaida-Terroristen ist.
Saleh selbst hatte seinen Sohn Ahmed als Nachfolger aufgebaut. Ahmed Saleh ist Kommandant der Republikanischen Garden und dürfte wohl im Land geblieben sein. Die Macht an sich reissen wollen dürfte auch der mächtige Stammesführer und Saleh-Gegner Sadek al-Ahmar.
Saleh will zurückkehren
In der saudischen Haupt Riad hiess es am Sonntagabend, Saleh werde nach erfolgreichen Operationen und «zwei Wochen Erholung» nach Sanaa zurückkehren. Zuvor hatte bereits der stellvertretende jemenitische Informationsminister Abdu al-Janadi betont, Saleh sei nach wie vor der legitime Präsident.
Experten gehen aber nicht davon aus, dass Saleh nach Jemen zurückkehren wird. Die Saudis hatten wiederholt versucht, ihn zum Rücktritt zu bewegen, und nun ist er in ihrer Obhut.
Die Stammeskämpfer wiederum dürften Salehs Weggang auf ihr Konto verbuchen und eine tragende Rolle bei der Regierungsbildung fordern. Beobachter befürchten, dass der blutige Machtkampf zwischen Saleh- loyalen Teilen der Armee und den Anhängern al-Ahmars weiter eskalieren wird.
Der Clan Salehs gehört zum Haschid-Stamm. Das ist der gleiche Stamm, den die Al-Ahmars anführen. Allerdings wehren sich die Al-Ahmars unter anderem gegen Ahmed Saleh als möglichen Staatschef.
Waffenruhe auf saudische Vermittlung?
Der unabhängige jemenitische Sender Suheil TV berichtete inzwischen, dass die Stammesführer am Sonntag die Einhaltung einer von Saudiarabien vermittelten einwöchigen Waffenruhe zugestimmt hätten. Allerdings hielten bereits mehrere Feuerpausen nicht lange.
Dagegen dürfte die Zivilgesellschaft im Jemen, die seit Monaten gegen das Regime demonstriert, an den Rand gedrängt werden. Aus Sorge, dass ihre friedliche Protestbewegung von Stammeskämpfern vereinnahmt wird, forderten die Demonstranten in der Hauptstadt Sanaa und in der Stadt Tais in einer Erklärung die Bildung eines Übergangsrates mit Bürgern, «an deren Händen kein Blut klebt».
Jemeniten feiern
Trotz der Sorgen überwog am Sonntag unter den Jemeniten die Freude über den Weggang des verhassten Präsidenten. Tausende feierten in Sanaa und Tais im Süden. Viele schwenkten jemenitische Fahnen und machten das Siegeszeichen.
In der Hafenstadt Aden sollen die Streitkräfte ihre Kontrollposten verlassen haben. In Tais soll es auch zu Plünderungen und Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Saleh-Gegnern gekommen sein. Die Behörden sprachen von vier getöteten Soldaten.
Der unter anderem für Tais und den Südwesten des Landes zuständige General hatte am Samstag erklärt, seine 33. Panzerdivision werde auf die Seite der Opposition wechseln.
USA liessen Saleh fallen
Saleh war bei einem Raketenangriff auf den Präsidentenpalast am Freitag verletzt worden. Elf Wachleute kamen ums Leben. In Riad hiess es, Saleh sei bereits zwei Mal erfolgreich operiert worden.
Ihm sei ein Granatsplitter aus der Brust entfernt worden, ausserdem habe er sich einem neurochirurgischen Eingriff am Hals unterziehen müssen. Da Saleh auch Brandverletzungen erlitten habe, seien noch kosmetische Eingriffe geplant.
Salehs Abreise war ein immer stärker werdender Druck seitens der benachbarten Golfstaaten sowie des Langzeitverbündeten USA vorangegangen, die ihn zum Rücktritt aufgefordert hatten. Der 69- Jährige ist seit 33 Jahren an der Macht. Er hatte wiederholt einem Rücktritt zugestimmt, nur um dann sein Versprechen zu brechen.
Die Schweizer Behörden riefen am Samstag die rund 30 Schweizer Bürger im Jemen dazu auf, das Land zu verlassen. Zudem wurde das Honorarkonsulat in Sanaa geschlossen.
SDA/ dapd/ AFP/pbe
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