Olympiaheldin mit turbulentem Leben
Sportlich ist Monica Puig nach ihrem Olympiasieg wieder abgetaucht, aber sonst hat sie seit Rio 2016 viel erlebt und gesehen – zum Beispiel die Zerstörung durch den Hurrikan Maria.

Plötzlich war sie ein Star. Mehr noch: eine Volksheldin. Mit ihrem sensationellen Olympiasieg in Rio de Janeiro schrieb Monica Puig Sportgeschichte. Sie gewann als erste Frau aus Puerto Rico eine olympische Medaille und sorgte für das erste Gold des Landes überhaupt.
Als sie danach in San Juan landete, säumten Zehntausende die Strassen. «Es war verrückt. Ganz Puerto Rico war da, um mich willkommen zu heissen. Es war überwältigend. Für Puerto Ricaner bedeutet eine Goldmedaille mehr als ein Grand-Slam-Titel. Olympia ist für sie das Grösste.» Als sie das erzählt, sitzt die 25-Jährige auf einem Plastikstuhl ausserhalb des Pressecenters im Stade Roland Garros. Kurz zuvor hat sie durch einen diskussionslosen 6:3, 6:1-Sieg über die favorisierte Russin Daria Kasatkina die dritte Runde erreicht.
Puigs Triumph gehörte an Olympia zu den Feelgood-Geschichten. Doch längst haben die allermeisten Sportfans ihren Namen wieder vergessen. Denn die Rechtshänderin, die in der Weltrangliste auf Platz 59 zu finden ist, hat ihren Grosserfolg nie bestätigt. Sie sei nicht bereit gewesen, mit den Begleitumständen des Olympiasiegs umzugehen, sagt sie heute. «Danach erwartete ich von mir, Turniere zu gewinnen. In einer derartigen Situation setzt du dich unter Druck, zudem gibt es viele Störfaktoren wie Sponsorenauftritte und Medienanfragen.» Dazu kam, dass sie quasi zur inoffiziellen Botschafterin der Karibikinsel wurde. Beklagen will sie sich deswegen nicht, im Gegenteil. «Es ist nie eine Last, das Gesicht Puerto Ricos zu sein, denn diese Insel hat mir alles gegeben – all die Liebe, Aufmerksamkeit und Unterstützung, die ich benötigt habe. Es war ein Privileg, mich in dieser Situation zu befinden.»
«Es war katastrophal»
Obwohl sie mit ihren Eltern aus wirtschaftlichen Gründen schon früh nach Miami dislozierte und auch dort mit Tennisspielen begann, ist Puerto Rico für Puig eine Herzensangelegenheit. 2017 wurde die Insel von den Wirbelstürmen Irma und Maria heimgesucht; Maria forderte fast 3000 Todesopfer und sorgte für einen Sachschaden von 95 Milliarden US-Dollar. «Es war katastrophal und sehr traurig, all die Zerstörung zu sehen. Puerto Rico sah nicht mehr aus, wie es einst ausgesehen hatte», berichtet sie. Gemeinsam mit Maria Scharapowa ging sie vor Ort. «Es war für mich die Gelegenheit, für all die Leute da zu sein, die für mich da waren, als ich an den Olympischen Spielen teilnahm.» Sie eröffnete ein Spendenkonto und sorgte mithilfe ihrer Mutter und ihres Agenten dafür, dass die Bevölkerung Hilfe bekam. «Wir konnten Insulin, Gas, mobile Öfen und Nahrungsmittel besorgen.»
Ihre Verwandten hatten Glück im Unglück. Der Apartmentkomplex, in dem sie wohnen, blieb vom Sturm verschont. «Aber meine Familie hatte lange weder Wasser noch Strom. Meine Grosseltern sind ziemlich gebrechlich, deswegen machte ich mir grosse Sorgen. Es war eine sehr stressige Zeit.» Noch immer arbeitet sie mit einer Stiftung zusammen, welche Menschen in Not unterstützt. Langsam erholt sich das Land, das aussenpolitisch zu den USA gehört. «Dennoch gibt es noch viel zu tun. Aber Puerto Ricaner sind Kämpfer, sie werden das durchstehen.»
Monica Puig ist stolz, dass sie in ihrem Geburtsland viele Kinder inspiriert und sich der Tennissport im Aufschwung befindet. Und sie träumt davon, an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio als Flaggenträgerin zu amten. In der Zwischenzeit tut sie alles dafür, sportlich Fortschritte zu erzielen. Sie träumt gross. «Ich will unbedingt ein Grand-Slam-Turnier gewinnen.» Als sie das sagt, funkeln ihre Augen angriffslustig. Der Olympiasieg sei kein Wunder gewesen. «Ich spielte ausgezeichnet und packte die Möglichkeit beim Schopf. Wenn ich weiter hart arbeite, werden sich weitere solche Möglichkeiten ergeben.»
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